Pep Guardiola versteht es, mit seinen Mannschaften ganze Ligen zu überrennen. Doch geht es aufs internationale Parkett, fällt der Coach nach seiner Zeit beim FC Barcelona regelmässig auf die Nase. Warum?

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Er versank tief in seinen Tribünenplatz, als der Traum vom Champions-League-Titel platzte.

Der Schiedsrichter hatte Pep Guardiola des Innenraums verwiesen, weil dieser in der Halbzeit ein nicht gegebenes Tor lautstark monierte.

So musste der Trainer von Manchester City hilflos mitansehen, wie seine Mannschaft gegen den FC Liverpool das Rückspiel aus der Hand gab und mit 1:2 verlor.

Dabei schien Manchester City in diesem Jahr die absolute Übermannschaft zu sein. In der Premier League ist ihnen die Meisterschaft bei 13 Punkten Vorsprung praktisch sicher.

Doch Guardiola wurde nicht für ein Mega-Gehalt von geschätzten 15 bis 20 Millionen Euro nach England geholt, um lediglich die Meisterschaft zu gewinnen. Die europäische Krone war das Ziel – und wurde wieder einmal verfehlt.

Der Trainer nahm seine Mannschaft in Schutz. "Wir hatten zehn unglaubliche Monate", sagte der Katalane bei der Pressekonferenz. "Sie werden kein Team finden, dass über elf Monate immer den gleichen Schwung beibehalten kann."

Zum Saisonende geht der Schwung verloren

Das mag einerseits richtig sein. Auf der anderen Seite aber ist bei Guardiola ein unschönes Muster zu erkennen. "Wie zuvor bei Bayern verlieren Peps Spieler nun auch hier in Manchester gegen Saisonende ihren Schwung", kritisiert der ehemalige City-Spieler Dennis Tueart.

Pep Guardiola gewann zwar mit dem FC Barcelona zwei Mal die Champions League, hatte damals aber auch eine nahezu unschlagbare Mannschaft. Sein Erzfeind Jose Mourinho stichelte bereits, jeder Trainer wäre dazu in der Lage, mit Lionel Messi die Champions League zu gewinnen.

Tatsache ist: Guardiola hat bislang nicht den Beweis erbracht, mit einer anderen Mannschaft als Barcelona das Champions-League-Finale erreichen oder sogar gewinnen zu können. Dabei fand er überall ideale Bedingungen vor.

Als er 2013 den FC Bayern München übernahm, handelte es sich immerhin um den amtierenden Champions-League-Sieger. Mit Guardiola scheiterte Bayern daraufhin drei Mal hintereinander gegen spanische Mannschaften im Halbfinale.

2016 ging er zu Manchester City und durfte seitdem für rund 530 Millionen Euro neue Spieler kaufen. Zum Vergleich: Das ist mehr Geld, als der FC Bayern München, Juventus Turin und der FC Liverpool im selben Zeitraum zusammen für Transfers ausgegeben haben.

Das Zwischenfazit: Vergangene Saison scheiterte ManCity im Achtelfinale am AS Monaco, diesmal im Viertelfinale am FC Liverpool.

Guardiola: Vielleicht ist es mein Fehler

Die Mannschaften von Guardiola stehen für totale Ballkontrolle und Dominanz. Verlieren sie aber die Spielkontrolle, zum Beispiel, weil sie von einem Gegner wie dem FC Liverpool früh attackiert werden, fällt das Team schnell auseinander und kassierte mehrere Gegentore.

"Ich habe schon viele Champions-League-Spiele innerhalb von zehn oder 15 Minuten abgegeben", weiss Guardiola. Dies passierte ihm nicht nur im Hinspiel gegen Liverpool, sondern auch früher mit den Bayern.

Man erinnere an das Halbfinal-Rückspiel 2014 gegen Real Madrid (0:4) oder das Halbfinal-Hinspiel 2015 in Barcelona (0:3). "In Barcelona stand es zum Beispiel nach 77 Minuten 0:0, nach 90 dann 0:3. Das ist viele Male passiert. Vielleicht ist es mein Fehler", zeigt sich Guardiola selbstkritisch.

Schon seit Jahren kursiert der Vorwurf, die Mannschaften von Guardiola können nicht flexibel auf neue Spielsituationen reagieren.

Ex-Profi Marco Streller erklärte bei Sky: "Manchester City spielt in 90 Prozent der Spiele gegen Teams, die sich nur hinten reinstellen. Es ist die grosse Qualität von Guardiola, dann Lösungen zu finden." Läuft das Spiel aber anders, fehle Guardiola der Plan B: "Das war schon zu Bayern-Zeiten so."

Auch sein gestriges Fehlverhalten gegenüber dem Schiedsrichter wird Guardiola in der Öffentlichkeit nachgetragen.

Zwar lag er mit seiner Kritik, dass seiner Mannschaft ein reguläres Tor fälschlicherweise nicht gegeben wurde, völlig richtig. Dass er den Unparteiischen verbal und gestenreich so sehr attackierte, dass er auf die Tribüne geschickt wurde, passt allerdings nicht zu seinem Gentleman-Image.

Vor allem hat er seiner Mannschaft geschadet: Als Guardiola in der zweiten Halbzeit nämlich keine Anweisungen mehr geben konnte, verlor seine Mannschaft die Spielkontrolle und letztendlich auch die Partie.

Rekord-Gehalt trotz Champions League Aus?

So wird Guardiola am Ende der Saison "nur" die Meisterschaft und den Ligapokal vorzuweisen haben. Die Scheichs um Khaldoon Al Mubarak, denen der Verein gehört, vertrauen dem Trainer trotzdem weiter.

Laut dem "Mirror" soll der bis 2019 laufende Vertrag vorzeitig um ein Jahr verlängert werden – und zwar mit einem Gehalt von rund 23 Millionen Euro. Das wäre das höchste Trainer-Gehalt im Weltfussball.

Dementsprechend gross ist die Erwartungshaltung. "Wir müssen hier internationale Titel gewinnen", hatte Guardiola unter der Woche gesagt. "Das werden wir auch hinbekommen. Wenn nicht diese Saison, dann vielleicht nächste Saison."

Unendlich viel Zeit wird er jedenfalls nicht bekommen.







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