Der FC Bayern siegt in Eindhoven und qualifiziert sich fürs Achtelfinale der Champions League. Es hätte ein denkwürdiger Abend werden können, am Ende aber standen ein solides Ergebnis und die Erkenntnis, dass die Münchener immer noch ein gutes Stück entfernt sind von ihrer Bestform.

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Es hätte einer dieser Abende werden können, so wie im September des letzten Jahres. Da stellte Robert Lewandowski Rekorde für die Ewigkeit auf. Als Joker erzielte Lewandowski damals gegen den VfL Wolfsburg fünf Tore in acht Minuten und 59 Sekunden und schaffte es gleich vier Mal ins Guinness-Buch der Rekorde.

Gegen den PSV Eindhoven hat Robert Lewandowski keine fünf Treffer erzielt, sondern "nur" zwei. Es wurde nicht unbedingt eine magische Nacht im Philips-Stadion, aber beinahe eben doch. Drei Mal zielte der Pole neben seinen beiden Toren beim 2:1-Sieg der Bayern noch an die Latte oder den Pfosten. Fünf Tore wären also ohne weiteres möglich gewesen.

So beendeten die Bayern eine Dienstreise auf sich sachlich-nüchterne Art. Mit einem souveränen Sieg, der angesichts der Chancen und des Torschussverhältnisses von 24 zu fünf noch viel zu niedrig ausgefallen war. Die Bayern stehen damit bereits nach dem vierten Spieltag im Achtelfinale und bekommen aller Voraussicht nach ihr "Endspiel" um den Gruppensieg gegen Tabellenführer Atletico, das im Parallelspiel in letzter Sekunde noch 2:1 gegen das abgeschlagene Schlusslicht Rostow gewann.

Müller bleibt ein Rätsel

Lewandowskis starke Leistung war auch deshalb so besonders und notwendig, weil Thomas Müller wieder einmal auf rätselhafte Weise Chancen liegen liess und im Klub in dieser Saison einfach nicht so recht auf Touren kommen will. Die Bayern waren dominant und traten auch in einem Auswärtsspiel in der Königsklasse endlich mal wieder so auf, wie man es vom deutschen Serienmeister auch erwarten darf.

Allerdings gab es auch in Eindhoven wieder einige Dinge zu bemängeln, die sich - ähnlich wie Müllers seltsame Torallergie – bisher durch die komplette Saison ziehen. Die Bayern kassierten mal wieder ein Gegentor nach einem Konter. Wieder war das Rückzugsverhalten schlecht, wieder die Halbräume nicht gut besetzt und das Zentrum beim letzten Ball des Gegners nicht sauber geschlossen.

Wieder ein Gegentor nach einem Konter

Das 1:0 der Niederländer, das wegen einer klaren Abseitsposition irregulär war, im Spielvortrag aber bis zum Abstauber die Bayern-Abwehr sezierte, glich verblüffend dem Gegentor, das die Münchener bereits vor zwei Wochen in der Allianz Arena gegen Eindhoven kassiert hatten.

Das 4-4-2-System, in dem die Bayern lange Zeit agierten, greift nicht so recht. Erst Carlo Ancelottis Wechsel und die Umstellung auf ein 4-2-3-1-Grundsystem machten das Bayern-Spiel vor allen Dingen über die Aussen fast schlagartig besser. Davor fiel die linke Angriffsseite im Vergleich zur rechten deutlich ab. Sobald Franck Ribery nicht vor David Alaba spielen kann, haben die Bayern dort ein Geschwindigkeitsproblem.

Robbens Mahnung

Das kritisiert auch Arjen Robben nach der Partie: "Wir haben nicht mit der nötigen Überzeugung und viel zu langsam gespielt. Wir haben es über die Aussen und durch die Mitte versucht, aber keine Räume gefunden. Wir müssen das aber viel besser ausspielen. Es war kein gutes Spiel von uns, das muss man auch so sagen", meinte Robben, der "auch ein wenig sauer und enttäuscht" gewesen sei nach seiner Auswechslung beim Spiel gegen seinen Ex-Klub.

Mit den Einwechslungen von Douglas Costa und Kingsley Coman nach einer guten Stunde waren die Flügel aber präsenter - kein Zufall, dass das Siegtor über die linke Seite mit Costa und Alaba nahezu perfekt vorbereitet wurde. Die Bayern können also für die K.o.-Runde planen, davor sollten die Münchener aber tunlichst noch Platz eins in ihrer Gruppe erreichen. Das würde nicht nur automatisch Atletico einen Rang nach unten schieben, sondern auch die Ausgangsposition für das Achtelfinale deutlich verbessern.

Nach derzeitigem Stand setzen sich in den anderen Gruppen jeweils die grossen Favoriten durch, was im Umkehrschluss heisst, dass die jeweiligen Gruppenzweiten schon in der Runde der letzten 16 Mannschaften auf richtig dicke Kaliber treffen werden. Und so, wie die Bayern im Herbst 2016 agieren, dürfte es für eine Mannschaft wie Barcelona, Real oder Juventus noch nicht reichen.

"Fussballerisch müssen wir aus dem Spiel heute lernen, weil wir immer noch die gleichen Fehler machen. Wir sind qualifiziert, aber wenn wir im Achtelfinale so spielen, bekommt man Probleme", sagte Robben. Und keiner seiner Kollegen wollte ihm da widersprechen.

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