Am Donnerstag findet die Auslosung der Champions League statt: Die Uefa bläht ihre Königsklasse auf, alle Klubs geifern nach zusätzlichen Millionen. Man fragt sich: Wohin soll dieser Gigantismus führen?
Das also soll die Lösung sein, um grosse Klubs von der Gründung einer eigenen Super League abzuhalten. Die Uefa bläht ihre Champions League zur XXL-Version auf: 36 statt 32 Mannschaften, 189 statt 125 Spiele, damit knapp 2,5 Milliarden Euro Ausschüttung statt zwei Milliarden – eine Steigerung um 25 Prozent.
Jeder Teilnehmer kassiert ein Antrittsgeld von 18,62 Millionen Euro, der Champions-League-Sieger am Ende 112 Millionen Euro Prämie. Man spürt bei jeder einzelnen Zahl: Der Dachverband und seine Klubs wollen wirklich nur das Beste: Geld, Geld und nochmals Geld, wenn die Europacup-Hymne ertönt.
Die gelernte Startphase mit den sechs Gruppenspielen bis Weihnachten wird es so nicht mehr geben. Jede Mannschaft bestreitet acht Matches ohne Hin- und Rückspiel. Am Donnerstag um 18 Uhr werden die Gegner ausgelost, die Klubvertreter ein Loblied auf den neuen Modus singen. Ist ja auch klar. Es gibt mehr Kohle.
Zwischen Tradition und Kommerz: Die Schattenseiten des modernen Fussballs
Aber ist das alles wirklich im Sinne des Fussballs? Zweifel sind angebracht. Die Profis müssen mehr Spiele absolvieren, der Blick auf die Tabelle wird immer ein schiefes Bild produzieren: Da kickt nicht mehr jeder gegen jeden, obwohl alle im selben Ranking auftauchen. Auch das: ein Bruch mit guter, alter Tradition.
Man soll ja nicht alles Neue ablehnen, nur weil es neu ist. Man muss aber auch nicht alles gutheissen, was Verbandsfunktionäre zur Optimierung der eigenen Kasse und zur Abwehr von Fussballrevolutionären aushecken. Die Flut an Spielen, die das Fernsehen in unser Wohnzimmer spült, ertränkt uns.
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Der Hinweis, dass man ja nicht einschalten muss, was die Uefa serviert, ist nicht besonders hilfreich. Als Fan will man ja wissen, was der eigene Verein oder der deutsche Vertreter so treibt. Man kommt nur nicht mehr mit. Oder wer kann den Modus der Nations League aus dem Kopf herunterbeten? Eben.
Noch mehr Spiele, noch mehr Gigantismus
Im Sommer 2025 kommt die Klub-WM mit 32 statt sieben Mannschaften dazu. Dafür ist dann der Weltverband Fifa statt Europa mit der Uefa zuständig. Noch mehr Spiele, noch mehr Gigantismus. Ein Kampf um Fernsehzeiten, Social Media und ein paar Milliönchen mehr. Wissen die eigentlich, was sie da tun?
Man sei "davon überzeugt, dass das ausgewählte Format zu einer richtigen Balance führt und Generierung von soliden Einnahmen garantiert", sagte Uefa-Präsident Aleksander Ceferin. Mag sein. Und wo bleibt der Fussball, wenn den Spielern kaum noch Zeit zur Erholung bleibt oder ihre Verletzungen zunehmen?
Über den Autor
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