Die Champions League ist dieses Jahr fest in deutscher und spanischer Hand. Der FC Bayern und Borussia Dortmund, Erster und Zweiter der Bundesliga, sowie der FC Barcelona und Real Madrid, Erster und Zweiter der Primera División, sind noch im Rennen um den begehrten Henkelpott. Doch wer wird ihn am Ende hochhalten? Vor der Auslosung am Freitag ab 12 Uhr in Nyon zeigen wir Ihnen den Weg der vier besten Teams in Europa ins Halbfinale der Champions League und verraten, wer unserer Meinung nach die grössten Chancen auf den Titel hat.
Der vermeintliche Aussenseiter
Borussia Dortmund: Der BVB wurde in dieser Saison mit 14 Punkten Erster in der Hammer-Gruppe D. Dortmund bezwang dort Real Madrid mit 2:1, im Rückspiel hiess es 2:2-Unentschieden. Damit ist klar: Der BVB kann die "Königlichen" schlagen. Ein gutes Omen für die Halbfinal-Auslosung? Dazu konnte Dortmund den mit Millionen Euro vollgepumpten Klub Manchester City im Hinspiel auswärts ein 1:1 abringen und sogar mit 1:0 zuhause besiegen. Gegen Ajax Amsterdam holte der BVB die Maximalausbeute von sechs Punkten (1:0 und 4:1).
Im Achtelfinale setzten sich die Dortmunder gegen Schachtar Donezk durch. Im Hinspiel erkämpfte sich die Borussia noch mit Mühe ein 2:2 in der Ukraine, um Donezk danach zuhause souverän mit 3:0 aus dem Wettbewerb zu schiessen. Das Viertelfinale gegen den FC Malaga ist bereits jetzt ein Stück Fussball-Geschichte. Das Hinspiel war ein 0:0 der besseren Sorte, das Rückspiel entschied der BVB erst durch zwei Tore in der Nachspielzeit mit 3:2 für sich.
Der BVB hat eine unglaubliche Entwicklung genommen. In der letzten Champions-League-Saison ist das Team von Jürgen Klopp noch kläglich in der Vorrunde gescheitert, dieses Jahr stehen die Dortmunder dank dem nötigen Kampfgeist und einem Quentchen Glück im Halbfinale der Königsklasse. Der BVB ist zwar Aussenseiter im Rennen um den Champions-League-Titel, doch das macht die Truppe von Jürgen Klopp auch so gefährlich. Gegen Malaga hat man gesehen: Die Dortmunder kämpfen bis zur letzten Sekunde. Und wenn Reus, Götze und Co. dazu kommen, ihre technischen Möglichkeiten zu entfalten, dann ist Grosses möglich – vielleicht sogar der Champions-League-Titel?
Titelchance: 20 Prozent
Der Titelhungrige
FC Bayern München: Auch der Rekordmeister marschierte als Erster der Gruppe F mit 13 Punkten ins Achtelfinale der Champions League. Dabei leistete er sich in der Vorrunde einen peinlichen Ausrutscher gegen Bate Borissow (1:3). Im Rückspiel aber revanchierten sich die Bayern mit einem 4:1 gegen den weissrussischen Klub. Der OSC Lille machte es dem FCB relativ einfach. Mit 1:0 und 6:1 besiegten die Bayern den französischen Vertreter, der am Ende nur Letzter wurde. Gegen den Gruppenzweiten FC Valencia gab es ein 2:1 und ein 1:1.
Im Achtelfinale traf der FC Bayern auf den Klub der beiden deutschen Nationalspieler Lukas Podolski und Per Mertesacker, den FC Arsenal. Nach einem souveränen 3:1 in London brachte sich der FCB beinahe noch um den Lohn seiner Mühen. Eine 0:2-Niederlage in der Allianz Arena reichte den Bayern dennoch für den Einzug ins Viertelfinale. Dort wartete Juventus Turin, welche die Münchner mit einer über weite Strecken überzeugenden Leistung zweimal mit 2:0 bezwangen.
Der FC Bayern ist hungrig wie schon lange nicht mehr. Trotz der vorzeitigen Meisterschaft am 28. Spieltag, trotz des Halbfinaleinzugs im DFB-Pokal – die Bayern wollen den Henkelpott wie ein sabbernder Hund einen saftigen Knochen. Die Jetzt-erst-recht-Stimmung ist noch immer ungebrochen. Die Final-Niederlagen 2010 und besonders 2012 im "Finale dahoam" schmerzen jeden Bayern-Fan noch heute. Der FC Bayern spielt eine überragende Saison, doch kann er sie auch endgültig mit dem Champions-League-Titel krönen? Die Chancen stehen jedenfalls gut.
Titelchance: 35 Prozent
Die Unberechenbaren
Real Madrid: Die "Königlichen" waren wie der BVB in der Hammer-Gruppe D vertreten. Nur gegen die Dortmunder setzte es mit 1:2 die einzige Niederlage in der Vorrunde für die Spanier. Das zweite Spiel gegen den BVB endete 2:2-Unentschieden. Gegen Ajax Amsterdam liess Real nichts anbrennen und schoss die Niederländer zweimal mit 4:1 ab. Auch Manchester City kassierte gegen die Truppe von José Mourinho im ersten Spiel eine 2:3-Niederlage, das zweite endete 1:1-Unentschieden. Real zog als Gruppenzweiter mit 11 Punkten ins Achtelfinale der Champions League ein.
Dort wartete mit Manchester United gleich der nächste Hammer-Gegner auf die Spanier. Nach einem 1:1 im Hinspiel zuhause und einem 2:1 im Rückspiel zog Real mit viel Glück ins Viertelfinale ein. In Galatasary Istanbul erwischten die "Königlichen" einen vermeintlich leichten Gegner. Dank dem 3:0 aus dem Hinspiel stand Madrid schon mit einem Bein im Halbfinale. Eine 2:3-Niederlage im Rückspiel reichte nicht, die Truppe von José Mourinho aus dem Wettbewerb zu befördern.
Die Situation von Real Madrid ist ähnlich wie die von Borussia Dortmund. In der Primera División gibt es für das Team von Özil, Khedira und Co. nichts mehr zu holen. Ein 13-Punkte-Rückstand auf den Tabellenführer Barcelona macht die Titelverteidigung praktisch unmöglich. Zwar steht Real im spanischen Pokal im Finale, aber für Real Madrid hat natürlich die Champions-League-Krone höchste Priorität. Für Mourinho wäre es wohl auch die einzige Möglichkeit, seinen Job vielleicht noch zu retten. Dazu haben die Spanier mit Cristiano Ronaldo den besten Torjäger (11 Tore) dieser Champions-League-Saison in ihren Reihen. Doch Real Madrid war in dieser Saison in der Liga oft zu wechselhaft. Kann das Team in den letzten und entscheidenden Champions-League-Partien seine zweifellos vorhandenen Stärken wieder vollständig ausspielen?
Titelchance: 20 Prozent
Die Ein-Mann-Show?
FC Barcelona: Das Team von Tito Vilanova hatte es in der Gruppenphase mit relativ einfachen Gegnern zu tun. Benfica Lissabon (2:0 und 0:0), Spartak Moskau (3:2 und 3:0), und Celtic Glasgow (2:1 und 1:2) waren keine Stolpersteine für die Spanier. Einzig die 1:2-Niederlage gegen Celtic war eine Überraschung, die aber ohne Folgen blieb. Barca zog mit 13 Punkten als Erster der Gruppe G ins Achtelfinale ein.
Gegen den AC Mailand tat sich der FC Barcelona im Hinspiel hingegen äusserst schwer. Milan rang dem favorisierten Gegner zuhause ein 2:0 ab. Doch Barca zeigte Reaktion und bezwang die Italiener im Rückspiel souverän mit 4:0. Auch das Viertelfinale gegen Paris St. Germain erwies sich nicht als Selbstläufer für das Team von Vilanova. Nach einem umkämpften 2:2 im Hinspiel in Paris reichte den Spaniern ein 1:1 im Rückspiel zuhause, weil sie auswärts ein Tor mehr erzielten.
Der FC Barcelona ist dieses Jahr zum sechsten Mal in Folge unter den besten vier Teams in Europa. Doch die Spanier zogen diese Saison nur mit viel Mühe ins Halbfinale ein. Ohne den überragenden Lionel Messi, der gegen Paris im ersten Spiel verletzt aus- und im zweiten Spiel erst in der zweiten Halbzeit eingewechselt wurde, verliert Barca seine entscheidende Stärke. Zwar besteht das Team aus Weltstars wie Piqué, Iniesta oder Xavi, doch Messi ist der Dreh- und Angelpunkt des Teams. Sollte der Argentinier ausfallen oder würde es einer Mannschaft gelingen, ihn aus dem Spiel zu nehmen, offenbart Barca Schwächen – und ermöglicht dadurch Chancen für die Gegner.
Titelchance: 25 Prozent
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