• Der FC Bayern München unterliegt überraschend in der 2. Runde des DFB-Pokals gegen den Zweitligisten Holstein Kiel mit 7:8 nach Elfmeterschiessen.
  • Ex-Profi Bastian Schweinsteiger kritisiert die hochstehende Verteidigung der Bayern.
  • Trainer Hansi Flick akzeptiert nun "keine Entschuldigungen mehr".

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Auf den Strassen herrschte pure Euphorie: Als das Spiel zwischen Holstein Kiel und dem FC Bayern München vorüber war, feierten die Kieler Fans den überraschenden Triumph mit Auto-Korso, ständigem Hupen und Feuerwerk.

"Ich glaube, an dieses Erlebnis werden wir noch viele Jahre denken", sagte Holstein-Kiel-Trainer Ole Werner infolge des 8:7 (2:2, 1:1) nach Elfmeterschiessen im Zweitrunden-Spiel des DFB-Pokals.

Die Bayern hingegen dürften den Abend schnell vergessen wollen. Erst das 2:3 am Freitagabend bei Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga, nun auch noch das Pokal-Aus bei einem Zweitligisten: Die Mannschaft von Trainer Hansi Flick steckt in einem Tief.

Motivation hat gestimmt, das Abwehrverhalten nicht

"Was die Motivation betrifft, kann ich meiner Mannschaft überhaupt nichts vorwerfen", sagte der 55-Jährige. "Ich denke, dass sie über 120 Minuten versucht haben, eine Runde weiterzukommen."

Warum dies trotzdem nicht gelang? Das grösste Problem ist das Abwehrverhalten.

In der Bundesliga spielten die Münchner seit dem 24. Oktober nicht mehr zu Null. Dass nun sogar ein (wenn auch sehr guter) Zweitligist die Probleme des Rekordmeisters offenbart, dürfte für Flick ein Alarmzeichen sein.

Die Bayern sind konteranfällig

Die Taktik erscheint simpel: Wer gegen Bayern treffen will, sollte nach einem Ballgewinn im Mittelfeld sofort einen tiefen Pass in die Spitze spielen. Sechs Gegentreffer kassierten die Münchner in der Bundesliga durch Konter – nur Hoffenheim (7) erwies sich als noch anfälliger.

Die Gladbacher bekamen auf diese Weise zwei Tore gegen Bayern zustande. Kiel macht es genauso und traf dadurch in der 37. Minute durch Fin Bartels.

Flick spricht von einem "Muster, welches wir bei vielen Gegentoren gesehen haben." Und weiter: "Wir haben das angesprochen. Wir haben gesagt, dass wir die Mitte absichern müssen." Umgesetzt wurde diese Vorgabe jedoch nicht.

Einzelne Personalien nicht entscheidend

Dieses Problem hängt nicht mit einzelnen Personalien zusammen. Gegen Gladbach bildeten David Alaba und Niklas Süle die Innenverteidigung, gegen Kiel waren es Süle und Lucas Hernandez. Die Probleme sind die gleichen gewesen.

ARD-Experte und Ex-Bayern-Profi Bastian Schweinsteiger findet im Bezug auf das 1:1 kritische Worte: "Beim Gegentor stehen sie an der Mittellinie. Es ist unnötig, so hoch zu stehen."

Kiel-Trainer Werner hat bei seiner Strategie genau darauf spekuliert. "Wir mussten davon ausgehen, dass Bayern mehr im Ballbesitz ist und nach Ballverlusten in unserer Hälfte sehr aggressiv gegenpresst", verrät er. "Dazu braucht es diese hohe Viererkette. Daher haben wir die Bälle früher als sonst direkt in den Rücken gespielt." Mit Erfolg!

Keine Zuordnung im Strafraum

Auch beim zweiten Gegentor, welches der Kieler Kapitän Hauke Wahl in der Nachspielzeit per Kopf zum 2:2 erzielte, gab die Hintermannschaft laut Flick kein gutes Bild ab.

"Die Besetzung in der Box (Strafraum, Anm.d.Red.) war nicht optimal", stellt er klar. "Gerade kurz vor Spielschluss muss ich versuchen, erst einmal die Flanke zu unterbinden, ansonsten den Ball im Zentrum zu klären und die Zuordnung im Eins-gegen-Eins zu haben." Nichts davon gelang.

Wenig Effektivität über das Flügelspiel

Ein weiteres Problem: Die Offensive war nicht effektiv. Zwar gelangen durch Serge Gnabry (14.) und Leroy Sane (48.) zwei Tore.

Aber: Das Tor von Gnabry hätte wegen Abseits gar nicht zählen dürfen. Gäbe es in der 2. Runde des DFB-Pokals bereits den Videobeweis, wäre der Treffer aberkannt worden. Das zweite Tor resultierte aus einem Standard, sagt also ebenfalls wenig über den Bayern-Angriff aus.

Flick bemängelt fehlende Genauigkeit im Spiel nach vorne: "Wenn ich die Möglichkeiten sehe, die wir über die Flügel kreiert haben, da hätten wir den letzten Pass besser spielen müssen."

Flick kündigt an: "Müssen viel arbeiten"

Trotz aller Enttäuschung möchte der Trainer den Blick nach vorne richten. "Wir müssen viel arbeiten", sagt er und deutet eine harte Gangart an: "Es gibt jetzt auch keine Entschuldigungen mehr. Wir haben über 120 Minuten gezeigt, dass wir fit sind und marschieren können."

Ausreden für schwache Leistungen würden zukünftig nicht akzeptiert werden: "Zu viele Spiele, zu wenig Urlaub - das ist jetzt vorbei. Der Blick richtet sich jetzt auf unsere Aufgabe, wieder erfolgreich Fussball zu spielen. Das müssen wir wieder hinbekommen."

Die nächste Gelegenheit dazu besteht am Sonntag, wenn der FC Bayern in der Bundesliga den SC Freiburg empfängt.

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