• "Respekt ist alles": So heisst Deniz Aytekins Buch von 2021.
  • Einer der besten Schiedsrichter Deutschlands löst eine Konfrontation mit dem Trainer von Mainz 05 im DFB-Pokal vorbildlich.
  • Experte Alex Feuerherdt schildert gegenüber unserer Redaktion, warum das über das Spiel hinaus so wichtig war.
Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Jörg Hausmann sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Deniz Aytekin gehört zu den angesehensten Schiedsrichtern, und das über die Grenzen Deutschlands hinaus. Für viele Beobachter gibt es in der Bundesliga, in der Aytekin seit 2008 Spiele leitet, keinen besseren Unparteiischen.

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Dies ist vor allem zurückzuführen auf Aytekins Form der Ansprache gegenüber Spielern und Trainern - und auf seine Konsequenz.

Als Mainz' Trainer Bo Svensson in der Schlussphase des DFB-Pokal-Achtelfinals gegen den FC Bayern München "lautstark" gefragt habe, "ob wir blind sind", wie Aytekin dem übertragenden Sender Sky verriet, zückte der Referee in der 81. Minute die Rote Karte für den Dänen. Zuvor sei ihm die Beleidigung vom Vierten Offizielle Martin Petersen berichtet worden, und das sei "keine Sprache, die ich auf dem Platz hören möchte", so Aytekin. Nicht umsonst überschrieb er sein 2021 erschienenes Buch mit dem Titel: "Respekt ist alles."

Alex Feuerherdt, Schiedsrichter
Alex Feuerherdt, Schiedsrichter © Alex Feuerherdt

Svensson zeigte nach dem Spiel Reue: "Irgendwann habe ich zum Vierten Schiri gesagt, seid ihr blind", und er fügte mit Blick auf die Rote Karte an: "Bei 0:3, ich weiss nicht, ob das nötig ist, aber es war auch nicht nötig von meiner Seite."

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Für Aytekin ist angesichts von Svenssons Wortwahl "die Grenze erreicht"

"Das geht nicht, wir halten viel aus, das ist auch alles in Ordnung. Aber beleidigen lassen wir uns nicht, da ist die Grenze für mich erreicht", schilderte Aytekin die Beweggründe für seine Reaktion.

Aytekin schützte in diesem Moment nicht nur seine Kollegen im Schiedsrichterteam und sich. Der Fifa-Schiedsrichter sendete auch ein in seiner Wirkung nicht zu unterschätzendes Zeichen.

"Die Rote Karte von gestern Abend könnte eine starke Signalwirkung auf den Amateurfussball haben", weiss Alex Feuerherdt, Schiedsrichter-Experte unserer Redaktion mit eigener Kolumne nach jedem Spieltag der Bundesliga. Denn: "Der Profifussball hat Vorbildcharakter - im Positiven wie im Negativen. Was dort geschieht, wird in den unteren Ligen kopiert."

Wenn der Bundesligatrainer ungestraft "Blinder" Richtung Referee schreien darf, wird das wahrgenommen. Noch dazu, wenn es während eines Spiels passiert, das der öffentlich-rechtliche Sender ARD in alle interessierten Haushalte überträgt.

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Experte Alex Feuerherdt: "'Du Blinder!' zu rufen, ist kein Kavaliersdelikt"

Insbesondere Jugendliche, die dann noch zuschauen, nehmen nicht nur die Art und Weise wahr, wie ihre Stars Tore bejubeln. Sie merken sich auch deren "Verhalten gegenüber den Unparteiischen", wie Feuerherdt betont. "Und je konsequenter unsportliches Verhalten - eine Beleidigung zumal! - ganz oben geahndet wird, desto besser können es die Referees im Amateurbereich auch tun. Dann ist 'Du Blinder' kein Trash-Talk mehr, kein Kavaliersdelikt und keine Folklore, die ein Schiedsrichter gefälligst zu ertragen hat, wenn er nicht als dünnhäutig und kleinlich gelten will."

Da Svensson Aytekin und dessen Kollegen als aufbrausend bekannt ist und Aytekin seine Entscheidungen gerne erläutert, habe es nach dem Spiel in der Kabine eine kurze Aussprache gegeben. "Wir haben wieder abgeklatscht, es ist alles gut", bilanzierte Aytekin. Svensson bestätigte, sich bei Aytekin entschuldigt zu haben. "Ich finde es gut", lobt Feuerherdt, "wie Deniz Aytekin das Ganze vor der Kamera erklärt hat. Nachvollziehbar und sympathisch, klar in der Sache."

Vorbildlich: Marco Rose spricht sich live mit Daniel Siebert aus

Erinnert sei an dieser Stelle an das viel gelobte, zufällig zum Doppelinterview mutierte Versöhnungs-Treffen zwischen RB Leipzigs Trainer Marco Rose und Schiedsrichter Daniel Siebert nach dem 1:1 zwischen den Sachsen und dem FC Bayern München am 20. Januar 2023 anlässlich des Neustarts der Bundesliga. Zu sehen ist es unter anderem in der Sport1-Mediathek.

In der 84. Minute hatte Rose - seiner eigenen Aussage zufolge - seine guten Neujahrs-Vorsätze über Bord geworfen und sich über "ein paar Situationen" Sieberts hör- und sichtbar aufgeregt und dabei auch seine Coaching-Zone verlassen. Siebert verwarnte Rose, der den Referee nach Spielschluss vor der Kamera umarmte, die Gelbe Karte einsichtig als "total berechtigt" bezeichnete, Siebert eine gute Spielleitung attestierte und augenzwinkernd bemerkte: "Bis zur Siebzigsten war ich megabrav."

Verwendete Quelle:

  • sport1.de: Hier gehen Rose und Schiri Siebert in den In-Fight
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