Bayer Leverkusen steht im Halbfinale des DFB-Pokals. Doch das Spiel rückt zunächst in den Hintergrund. Ein medizinischer Notfall auf der Tribüne nimmt Fans und Spieler sichtlich mit.

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Überschattet von einem medizinischen Notfall und einer halben Stunde gespenstischer Stille im Stadion ist Bayer Leverkusen ins Halbfinale des DFB-Pokals eingezogen. Die Rheinländer setzten sich in einem durch die Begleitumstände emotionalen Viertelfinale gegen Union Berlin mit 3:1 (0:1) durch. Nach den Toren von Karim Bellarabi (72.), Charles Aránguiz (86.) und Moussa Diaby (90.+1) vor 18 453 Zuschauern dürfen die Bayer-Fans vom ersten Titel seit dem Pokalsieg 1993 träumen.

Union kann dagegen nur noch in der Fussball-Bundesliga für Aufsehen sorgen. Der Aufsteiger war der zweiten Halbfinal-Teilnahme nach der Endspielsaison 2001 nahe. Marcus Ingvartsen (39.) hatte sogar zur Führung getroffen. Nach der Gelb-Roten Karte gegen Christopher Lenz (71.) schwanden aber die Kräfte.

"Union hat es gut gemacht, wir haben in der ersten Halbzeit sehr träge gespielt und es zum Glück in der zweiten Halbzeit viel besser gemacht", sagte Leverkusens Sportdirektor Simon Rolfes bei Sport1. Berlins Robert Andrich äusserte bei Sky: "Gegen Leverkusen ist es in Unterzahl noch schwerer, aber ich denke, wir haben uns dagegen gewehrt."

Notfall: Reanimationsversuche im Zuschauer-Rang

Bereits nach einer Viertelstunde war das Spiel keine normale Pokalpartie mehr. Sanitäter rannten in den unteren Zuschauer-Rang, zogen eine Person heraus, deckten sie mit Decken ab und starteten Reanimationsversuche. Die Zuschauer stellten daraufhin bis kurz vor dem Halbzeitpfiff ihre Gesänge ein, jeder einzelne Ruf im Stadion war plötzlich zu hören. Kurz nach der Pause twitterte Bayer, dass sich der Fan auf dem Weg ins Krankenhaus befinde. "Wir wussten nicht, was los ist. Wenn man so etwas hört, merkt man, wie unwichtig der Fussball ist", sagte Nationalspieler Kai Havertz.

Auf dem Rasen war Union in der Anfangsphase zuvor die bessere Mannschaft, Leverkusen agierte ungewohnt passiv. Die Berliner erspielten sich durch Marius Bülter die erste Chance, die aber Bayer-Tortwart Lukas Hradecky vereiteln konnte (11.). Union wirkte deutlich frischer, Trainer Urs Fischer hatte im Vergleich zum 2:2 in der Liga gegen den VfL Wolfsburg allerdings auch fünf neue Spieler für die Startelf nominiert. "Wir können uns keine Verletzungen erlauben", begründete der Coach vor dem Spiel bei Sport1 den Schritt.

Vom Leverkusener Tempospiel der vergangenen Wochen war wenig zu sehen

Bayer, das auf den noch lange verletzt fehlenden Stürmer Kevin Volland und Kapitän Lars Bender verzichten musste, hatte mit der aus gutem Grund fehlenden Zuschauerunterstützung deutlich mehr zu kämpfen. Vom Leverkusener Tempospiel der vergangenen Wochen war wenig zu sehen. Und die Bosz-Elf wurde anfälliger: Nach einem starken Flankenlauf von Bülter auf der rechten Seite köpfte Ingvartsen zur nicht unverdienten Führung der Gäste. Die Union-Fans jubelten zwar, aber sichtlich verhalten. Wenig später kam eine vorsichtige Entwarnung der Ersthelfer, sodass die Zuschauer ihre Gesänge wieder anstimmten.

Unmittelbar nach der Pause richteten sich diese gemeinschaftlich aus beiden Fanlagern gegen den Deutschen Fussball-Bund, explizite Hass-Plakate waren aber nicht zu sehen. Die Gastgeber wurden unterdessen stärker. Durch den Rückstand unter Druck spielte zunächst nur noch Bayer, der eingewechselte Diaby hatte die erste Chance zum Ausgleich (47.). Union konzentrierte sich zunehmend auf Konter und wurde durch den ebenfalls eingewechselten Bellarabi bestraft. Aránguiz liess die Träume der mitgereisten Berliner endgültig platzen. (ash/dpa)

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