Im Fall rassistischer Beleidigungen gegen Hertha-Verteidiger Jordan Torunarigha laufen nach dem Pokal-Krimi auf Schalke die Ermittlungen des DFB. Viele Kollegen unterstützen Torunarigha. Jetzt hat sich auch Schalkes Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies geäussert.

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Der Kontrollausschuss des DFB ermittelt, und der FC Schalke 04 sucht nach möglichen Tätern: Die verbalen Verunglimpfungen gegen Jordan Torunarigha von Hertha BSC beschäftigen die ganze Fussball-Nation.

Jordan Torunarigha sieht die Gelb-Rote Karte

Der 22 Jahre alte Sohn eines gebürtigen Nigerianers, der 1990 als Fussballer nach Deutschland kam, erlebte im Pokal-Krimi in Gelsenkirchen schlimme Minuten und Momente. Sie gipfelten in der Gelb-Roten Karte gegen ihn in der 100. Spielminute.

Ein Schalker Fan bestätigte in einem Tweet, den die Königsblauen teilten, dass sich Herthas Spieler und Verantwortliche die rassistischen Äusserungen von den Rängen nicht ausgedacht hätten. Der Kronzeuge empfiehlt, überführte Täter mit Stadionverbot zu belegen: "Bitte ein Zeichen setzen."

Gemäss seines 2017 schriftlich niedergelegten Verhaltenskodex' setzt Schalke 04 alles daran, Täter aufzuspüren und den Vorgang aufzuklären. Es gehe darum, Werte wie "Ehrlichkeit, Respekt und Toleranz" zu "leben", zu "stärken" und weiterzugeben.

Schalke hatte in einem Vereinsstatement bekräftigt, die Aussagen Torunarighas hinsichtlich "rassistischer Aussagen und Laute gegen ihn" sehr ernst zu nehmen und den Fall gemeinsam mit unter anderem der Polizei zu überprüfen.

Clemens Tönnies bekräftigt Schalker Aufklärungs-Willen

Zu dieser Verlautbarung bekennt sich mit Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies auch jener Mann, dessen Bemerkung zu Afrikanern und deren "Kinderproduktion" im Juli 2019 viel Staub aufwirbelte.

Sowohl Tönnies' als auch Schalkes Image waren vorübergehend schwer beschädigt. Als Folge zog sich Tönnies für drei Monate von seinen Vereinsfunktionen zurück. Nach seiner Rückkehr hatte Tönnies seine Äusserungen als "Fehler" bezeichnet.

Das Statement des Vereins könne er nur unterstreichen, sagte der 63-Jährige der "Bild"-Zeitung. "Wir werden alles daran setzen, die Angelegenheit aufzuklären."

Diese "Angelegenheit" beschäftigt viele Berufs-Kollegen Torunarighas, und nicht nur jene gleicher Hautfarbe. "Wir stehen alle hinter dir Bruder! #notoracism", schrieb auf Instagram sein früherer Berliner Teamkollege Davie Selke. Der Stürmer war in der Winterpause zu Werder Bremen gewechselt.

Jerome Boateng: "Ich bin fassungslos"

Der gebürtige Berliner und frühere Herthaner Jerome Boateng, der beim FC Bayern München verteidigt und ebenfalls im Viertelfinale des DFB-Pokals steht, packte auf Twitter seine Empörung in Worte. "Hätte nicht gedacht, dass so etwas in Deutschland 2020 möglich ist! Bin fassungslos!"

Jerome Boatengs Halbbruder Kevin-Prince verurteilte Rassismus in seinem Social-Media-Beitrag ebenso: "#F%** Racism. I am with you, my man" (zu Deutsch: "Ich bin bei dir"). Der frühere Schalker wünschte sich: "Wenn Engstirnigkeit nur mit geschlossenen Mündern einhergehen würde ...!"

Eine Schalker Vereins-Legende, der frühere Nationalspieler Gerald Asamoah, schloss sich der Rückendeckung für Torunarigha an. "Was soll ich sagen? Es widert mich einfach nur noch an ...", schrieb der 41-Jährige, der für Schalke inzwischen als U23-Manager arbeitet, bei Twitter. "Umso wichtiger, dass wir nicht aufhören dürfen, immer weiter dagegen zu kämpfen!"

Warum Harm Osmers nicht einschritt

Schiedsrichter Harm Osmers hätte diese Gelegenheit auf dem Spielfeld gehabt. Eine Empfehlung des Weltverbandes FIFA sieht unter anderem vor, die Zuschauer via Durchsage aufzufordern, diskriminierende Beleidigungen zu unterlassen.

Osmers wandte sich aus einem simplen Grund nicht an die mutmasslichen Pöbler: Er erfuhr zu spät von ihnen. Der Unparteiische habe erst nach der regulären Spielzeit von den Beleidigungen erfahren, sagte Peter Sippel, Leiter Training und Qualifizierung beim DFB, am Mittwoch im Gespräch mit "sportschau.de".

Herthas Sportdirektor Michael Preetz sei auf Osmers zugekommen und habe ihn auf die Beleidigungen der Fans gegen den Fussballprofi von Hertha hingewiesen. Zu diesem Zeitpunkt sei aber bei einer Stadiondurchsage laut Sippel "der Kontext nicht mehr herzustellen gewesen". Osmers habe zudem in der Verlängerung keine weiteren Vorfälle wahrgenommen. (hau/dpa)

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