Trotz der 0:1-Niederlage gegen Bayer Leverkusen bekamen die Spieler des FC Bayern München viel Lob für ihre gute Leistung in Unterzahl. Sie verloren allerdings, weil Neuer einen grossen Fehler beging und die Verteidigung in altbekannte Fehler zurückfiel.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Oliver Jensen sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Erneut ist der Pokal-Traum des FC Bayern München geplatzt. Am 24. Mai 2025 wird bereits zum fünften Mal in Folge ein Pokalfinale ohne den deutschen Rekordmeister stattfinden. Dreimal scheiterte der FC Bayern in dieser Zeitspanne bereits in der 2. Runde, einmal im Viertelfinale, nun im Achtelfinale.

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Der Knackpunkt des Spiels: Bereits nach 17 Minuten wurde Manuel Neuer mit der Roten Karte vom Platz gestellt, nachdem er aus dem Tor geeilt war und Gegenspieler Jeremie Frimpong mit einem Bodycheck zu Boden streckte.

Platzverweis: Ein Fehler von Manuel Neuer und der Innenverteidigung

Ein klarer Torwartfehler: Neuer hätte im Tor bleiben müssen, weil Aussenverteidiger Konrad Laimer an Frimpong noch dran gewesen wäre. Sportvorstand Max Eberl gibt zu: "Wenn der Torwart rauskommt, dann heisst es so schön, muss er ihn haben." Präsident Herbert Hainer hingegen nahm Neuer in Schutz: "Das kann passieren, das war eine Entscheidung von Millisekunden bei Manu, da kann man ihm keinen Vorwurf machen."

Klar ist auch: Dass Frimpong nach einem langen Zuspiel von Jonathan Tah überhaupt hinter die Innenverteidigung kam, hing mit dem riskanten Stellungsspiel der Verteidigung des FC Bayern zusammen. "Bayern steht extrem hoch. Einer der beiden Innenverteidiger hätte einen Tick tiefer stehen können", merkte der frühere Bayern-Spieler und heutige ARD-Experte Bastian Schweinsteiger an. Die Defensive des FC Bayern zu überspielen, "war zu einfach mit diesem einen langen Ball. Und Manuel kommt dann einen Tick zu spät".

In Unterzahl dominiert und grossen Willen gezeigt

Der FC Bayern gewann in Unterzahl die Spielkontrolle zurück, hatte sogar mehr Ballbesitz (58 Prozent) und Torschüsse (14:11) als der Gegner. "Die Bayern haben mit zehn Spielern ein gutes Spiel gemacht", stellte Schweinsteiger fest. Eberl machte der Mannschaft daher keinen Vorwurf. "Wir haben extrem viel investiert in dieses Spiel. Die Reaktion der Mannschaft war herausragend", sagte er. "Wir haben deutlich den Willen gezeigt, das Spiel gewinnen zu wollen, obwohl wir ein Mann weniger waren."

Auch Trainer Vincent Kompany hob die positiven Aspekte hervor. "Es ist natürlich immer bitter, wenn eine Rote Karte so früh im Spiel alles beeinflusst", sagte er. "Aber ich muss sagen: Ich habe in meiner Karriere oft zu Zehnt gespielt, und was die Jungs heute geleistet haben, ist wirklich nicht selbstverständlich. Ihr Einsatz war über weite Strecken beeindruckend und zeugt von grossem Charakter."

Der FC Bayern wurde jedoch in der 69. Minute eiskalt erwischt, als Nathan Tella den Ball nach einer Flanke von Alejandro Grimaldo ins Tor köpfte. Die Abwehr gab erneut kein gutes Bild ab, weil Verteidiger Min-jae Kim dem Torschützen zu viel Platz liess und Dayot Upamecano zudem völlig falsch positioniert war. Schweinsteiger benannte die Schwachstelle: "Mir gefällt beim FC Bayern nicht, dass sie nicht mannorientiert sind. Tella ist nicht der grösste Spieler, aber hat relativ viel Freiraum."

Matchplan von Alonso auf Schwäche des FC Bayern ausgelegt

Der FC Bayern wurde öffentlich dafür gefeiert, dass sie vor dem 1:1 gegen Borussia Dortmund am vergangenen Samstag sieben Pflichtspiele in Folge kein Gegentor zuliessen. Dennoch war durchgehend erkennbar, dass die Verteidigung mit tiefen und hohen Bällen in die Spitze Probleme hat. Diesmal wurde das bestraft.

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Der Matchplan von Leverkusen-Trainer Xabi Alonso war darauf ausgelegt, diese Schwachstelle des FC Bayern zu nutzen. Jonathan Tah erklärte in der ARD, man habe deshalb "nicht mit einem klaren Stürmer gespielt. Wir wollten, dass unsere Aussenspieler immer wieder die Läufe in die Tiefe machen".

Für Kompany ist dies der erste schwere Rückschlag als Trainer des FC Bayern. Dass Top-Stürmer Harry Kane ausgerechnet jetzt verletzungsbedingt fehlt, lässt ihm nicht ankreiden. Genauso wenig die völlig unnötige Aktion von Neuer. Und doch ist die erste Titelchance vertan.

Trotz Pokal-Aus "auf dem richtigen Weg"

Vereinspräsident Herbert Hainer hat das Gefühl, dass der Trainer gut damit umgeht: "Ich habe mit Vincent gesprochen, er ist sehr gefasst, er analysiert und schaut nach vorne. Er wird nun die Mannschaft aufrichten und dann gehen wir davon aus, dass wir am Samstag (gegen den 1. FC Heidenheim, Anm.d.Red.) gewinnen werden."

Was die Mannschaft aus dem Spiel mitnehmen wird? "Ich hoffe, dass uns das anstachelt", sagte Joshua Kimmich. "Natürlich nervt es mich extrem, dass der Titel weg ist. Wir alle spielen Fussball, um zu gewinnen." Er sei weiterhin davon überzeugt, dass sich die Mannschaft auf dem richtigen Weg befindet. "Aber der Titel ist weg. Und das tut weh – unabhängig von der Art, wie wir heute ausgeschieden sind."

Verwendete Quellen

  • ARD: Bayern MünchenBayer Leverkusen, 04.12.2024
  • Sky: Bayern MünchenBayer Leverkusen, 04.12.2024
  • Pressekonferenz und Mixed Zone
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