- Nirgends ist die Dichte an Weltklassespielern so hoch wie im deutschen Mittelfeld.
- Nach der Niederlage gegen Spanien sendete die deutsche Nationalmannschaft mit dem Sieg gegen Island ein gutes Signal.
- Bundestrainer Joachim Löw hat die freie Auswahl und könnte schon bald vor der Frage stehen: Wohin mit Toni Kroos?
Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute zuerst: Die deutsche Nationalmannschaft kann ja doch noch richtig schönen Fussball spielen. Allerdings, und das ist die schlechte Nachricht, werden die Gegner demnächst nicht Island heissen oder Nordmazedonien. Sondern Frankreich und Portugal. Und erst dann wird sich zeigen, wie viel der zarte Aufwärtstrend nach dem ersten Spiel im EM-Jahr 2021 wirklich wert ist.
Zumindest hat es
Die Stärken voll ausgereizt
Löw liess seine Mannschaft mal wieder ohne echten Stürmer auflaufen,
Gegen Island fiel das nur überhaupt nicht ins Gewicht, weil das deutsche Mittelfeld sich in einer absoluten Weltklasseform zeigte. Löw nutzte eine für ihn eher ungewöhnliche 3-1-5-1-Anordnung im eigenen Ballbesitz, um die eingesetzten Spieler nahezu perfekt in jene Positionen zu bringen, in denen sie ihre Stärken maximal ausspielen konnten.
Leroy Sane klebte förmlich hochstehend an der linken Seitenlinie, startete von dort aus immer wieder in die Tiefe, oder band wenigstens einen oder zwei Gegenspieler. Auf der anderen Seite war es der eigentliche Rechtsverteidiger
Perfekte Einbindung von Kimmich, Gündogan und Goretzka
Am spektakulärsten war aber die Einbindung des Trios
Mittlerweile hat sich der Chipball auf dem Halbraum zu einer Art Markenzeichen des 26-Jährigen entwickelt, Kimmich spielt diese Pässe öfter und besser als es Xavi oder Andres Iniesta in ihren besten Zeiten beim FC Barcelona getan haben. 176 Ballaktionen und sagenhafte 163 Pässe wurden für Kimmich jeweils Rekordwerte in einem Länderspiel.
Gündogan stellte Löw - ähnlich wie Pep Guardiola bei Manchester City - in den linken Halbraum. Von dort aus hatte Gündogan das Spiel immer diagonal vor sich und einen kürzeren Weg zum gegnerischen Tor. Nicht zufällig spielt Gündogan derzeit die beste Saison seiner Karriere in exakt dieser Einbindung auch im Klub und ist torgefährlich wie nie zuvor.
Wohin mit Kroos?
Das Zusammenspiel im Herzen des deutschen Spiels jedenfalls funktionierte so reibungslos wie lange nicht mehr und fast automatisch stellte sich nicht nur die Frage, welche Nation denn über ein begabteres Mittelfeld verfügen könnte - sondern auch jene, ob das denn nun die Stammformation für das EM-Turnier sein könnte.
Denn so überschaubar das Angebot im Sturmzentrum und auf den Aussenverteidigerpositionen immer noch sein mag, so enorm ist der Fundus an Zentrumsspielern im Mittelfeld. So machte sich das Fehlen von Löws wichtigstem Anführer auf dem Platz gegen Island zu keiner Sekunde bemerkbar.
Nach dem Sieg und den herausragenden Leistungen von Kimmich, Gündogan und Goretzka konnte Löw die Fragen, ob und wie Kroos wieder in diese Mannschaft finden könne, dann nicht verstehen. "Warum sollte Toni Kroos um seinen Platz fürchten müssen? Er ist ein Weltklasse-Spieler, der unsere Mannschaft prägt", sagte er. Ausserdem, führte der Bundestrainer fort, sei ja sowieso immer mal wieder mit der einen oder anderen Verletzung zu rechnen. "Beim Turnier brauchen wir mehr als elf Spieler", stellte Löw klar.
Hoeness: "Löw wird die Qual der Wahl haben"
Natürlich musste der Bundestrainer das sagen. Eine Debatte um den einzig verbliebenen Feldspieler der Weltmeistermannschaft von 2014, der alle Kahlschläge seitdem überstanden hatte, kann Löw nun überhaupt nicht gebrauchen. Trotzdem weiss er um die Gefahr. Kimmich ist auf der Sechs eine Bank, Goretzka der kongeniale Partner auch im Klub. Und Gündogan in der Form seines Lebens. Überaus talentierte Spieler wie Florian Neuhaus, Mo Dahoud, Debütant Jamal Musiala oder Florian Wirtz bilden da nur die zweite Riege.
Die anderen Nationen würden sich so eine Auswahl wohl auch wünschen, sagte der neue RTL-Experte Uli Hoeness. "Da wird Löw die Qual der Wahl haben, wenn alle gesund sind - und dann vielleicht auch Thomas Müller noch dazukommt." Und der kann ja bekanntlich immer und überall spielen. Wenn es sein muss sogar auf der Sechs, wie er beim letzten Bundesligaspiel der Bayern eindrucksvoll gezeigt hat.
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Verwendete Quellen:
- sportschau.de: "DFB-Team - Löw muss auf Kroos verzichten"
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