Das DFB-Pokalhalbfinale ist wohl einer der grössten Tage in der Vereinsgeschichte des 1. FC Saarbrücken. Die Vorfreude ist gross - wenn da nicht die leidige Diskussion um den Rasen im Ludwigsparkstadion wäre.
Ganz ohne Probleme geht es bei den Pokalwundern des 1. FC Saarbrücken nicht. Auch nachdem der Klub aus der saarländischen Hauptstadt schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre sensationell das DFB-Pokalhalbfinale erreicht hat, dreht sich vor dem grossen Spiel nicht alles nur ums Sportliche. Vor vier Jahren vermieste die Corona-Pandemie den Saarbrückern ein Fussballfest vor tausenden Zuschauern. Dieses Jahr sind die Zuschauer da, doch die Qualität des Rasens im Ludwigsparkstadion sorgt vor der Partie gegen den 1. FC Kaiserslautern wieder für Schlagzeilen.
Es braucht nicht viel Regen, um den Rasen in der Heimspielstätte des FCS in einen kleinen Sumpf zu verwandeln. Borussia Mönchengladbach, Gegner der Saarbrücker im Viertelfinale, musste diese Erfahrung machen, als die Viertelfinalpartie im Februar sogar abgesagt werden musste. Zwischendurch wurde der Rasen bereits ausgetauscht, doch eine sorgenfreie Austragung der Spiele scheint im Ludwigspark immer noch nicht ganz sicher. Auch die Drittligapartie gegen Rot-Weiss Essen konnte nicht ausgetragen werden, um den Rasen vor dem Halbfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern zu schützen.
Die schwierigen Bedingungen mit einem nassen und tiefen Rasen sowie die zahlreichen Spielabbrüche beim FCS im Winter 2024 sorgten dabei nicht nur für Kritik bei den Gegnern. Auch die eigenen Spieler sind von den Bedingungen nicht begeistert: "Du weisst gefühlt nie wirklich, was Sache ist. Kannst du spielen, kannst du nicht spielen. Ist der Platz ein Sumpf oder nicht. Als Mannschaft ist das irgendwann nervig", erklärte etwa Saarbrückens Stürmer Julian Günther-Schmidt. Warum aber ist der Rasen des FCS so anfällig bei schlechtem Wetter?
Schwierige Umbauarbeiten im Ludwigspark
Ein Rückblick: 2015 entschied sich die Stadt Saarbrücken, das traditionsreiche, aber doch in die Jahre gekommene Ludwigsparkstadion zu modernisieren. Doch die Umbauarbeiten gestalteten sich komplizierter als gedacht. 16 Millionen Euro sollen laut "Saarbrücker Zeitung" ursprünglich für den Umbau veranschlagt worden sein, mittlerweile sind die Kosten wohl knapp dreimal so hoch.
Der Verein selbst kann nicht beantworten, wie es zu den Problemen rund um den Stadionbau kam. "Hier hatten wir in der Bauphase keinen Einfluss", erklärt Peter Müller, Sprecher des FCS in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber unserer Redaktion. Und so, erklärt der Vereinssprecher, habe man auch aktuell keinen wirklichen Einfluss auf den schlechten Zustand des Rasens nach Regenfällen. Der 1. FC Saarbrücken ist im Ludwigsparkstadion schliesslich nur Mieter, Eigentümer ist die Stadt Saarbrücken.
Wie Daniel Schumann, Sprecher der Stadt, mitteilt, sahen die Planungen beim Umbau zunächst vor, den Rasen beim Umbau gar nicht zu erneuern. Da dieser nach der Baustellenzeit jedoch unbrauchbar war und zudem die für die 3. Liga notwendige Rasenheizung nicht vorhanden war, mussten diese Pläne verworfen werden.
Bei der Erneuerung des Rasens nicht angefasst wurde dabei aber die Drainage-Schicht, die für den Abfluss des Wassers zuständig war. Erst später stellte sich heraus, dass diese "nicht oder nicht vollständig vorhanden waren", wie Schumann erklärt. Durch den Umbau traten zudem unvorhergesehene Probleme mit dem Wasserabfluss auf.
DFB-Pokalhalbfinale kann stattfinden
"Ein zusätzliches Drainage-System einzubauen, wurde diskutiert, dann aber verworfen, da die Probleme mit dem Wasserablauf gelöst schienen", erklärt Schumann. Rund zweieinhalb Jahre habe es danach trotz starker Regenfällen keine Ausfälle gegeben. "In den vergangenen Wochen und Monaten haben wir gesehen, dass sich der Zustand des Rasens allerdings verschlechtert hat." Durch kurzfristige Arbeiten, bei denen man auch im Kontakt mit dem DFB und führenden Rasenexperten stand, konnte der Zustand des Rasens im Ludwigsparkstadion wieder verbessert werden.
Für das DFB-Pokal-Halbfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern hat Schumann eine gute Nachricht: "Um den Regen der vergangenen Tage vom Rasen fernzuhalten, wurde der Platz mit einer Plane abgedeckt. Wir sehen, dass die getroffenen Massnahmen Wirkung zeigen und der Platz aktuell in einem ordentlichen Zustand ist. Daher sind wir zuversichtlich, dass das DFB-Pokalhalbfinale und die restlichen Spiele der Saison im Ludwigspark stattfinden können." Aber dem Stadtsprecher ist auch klar: "Die getroffenen Massnahmen können die alten Planungsdefizite jedoch nicht lösen. Das Spielfeld muss von Grund auf erneuert und mit einer funktionierenden Drainage versehen werden."
Saarbrücken freut sich auf Halbfinale
Wie Verein und Stadt übereinstimmend erklären, soll das Problem in der Sommerpause auch langfristig gelöst werden - wenn auch zu spät für das DFB-Pokal-Abenteuer der Saarbrücker. "Der gesamte Rasen samt Unterbau und Rasenheizung muss erneuert werden. Die Stadt hat angekündigt, dies nach Ende der laufenden Saison zu tun", so FCS-Sprecher Müller.
Beim 1. FC Saarbrücken würde man sich bei allen Diskussionen rund um das Stadion viel lieber auf die sportlichen Themen konzentrieren. Und die versprechen ein grosses Fussballfest: "Wir haben eine riesige Vorfreude, die nicht durch die Rasendiskussion getrübt werden kann", erklärt Müller. Für besondere Brisanz sorgt deshalb weniger das Wetter, als der Gegner: "Dass es im Halbfinale ausgerechnet gegen den alten Südwest-Rivalen Kaiserslautern geht, elektrisiert nochmal eine Spur mehr als bei den bisherigen Spielen im Pokal. Kurzum - die Vorfreude ist nicht zu toppen."
Verwendete Quellen:
- Saarbrücker Zeitung: Reichen 48,6 Millionen Euro für den Ludwigspark? Stadtrat segnet neue Finanzspritze ohne Debatte ab
- Stellungnahmen des 1. FC Saarbrücken und der Stadt Saarbrücken
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