Der frühere Nationalspieler Dietmar Hamann landete im Sommer 2019 nach einem Streit mit seiner damaligen Freundin in einem australischen Gefängnis. Die Nacht, die Hamann dort verbringen musste, wünsche er seinem "ärgsten Feind nicht", wie er nun erzählte.

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Es sollte ein Besuch bei seiner Liebsten werden. Der aber endete in einem üblen Streit - und für Dietmar Hamann in einem australischen Gefängnis. Nun sprach der einstige Nationalspieler in einem Podcast offen über den Vorfall.

Dietmar Hamann: "Ich hatte einen Freund in Deutschland verloren"

Im Sommer 2019 war es in Sydney, dem Wohnort seiner damaligen Partnerin Bridget Gray, zu der Auseinandersetzung gekommen. Der Hintergrund: "Ich hatte am Tag vorher einen Freund in Deutschland verloren", erklärte Hamann im "Bild"-Podcast "Phrasenmäher". "Und sie war auf einer Veranstaltung. Ich habe zu Hause ein oder zwei Gläser Wein getrunken. Sie kam gegen halb elf, elf nach Hause, hatte auch etwas getrunken."

Es entwickelte sich ein Streit, der verbal aus dem Ruder lief. "Sie wollte, dass ich das Haus verlasse", schilderte Hamann die dramatischen Ereignisse.

"Sie hat meine Sachen gepackt und war dabei, meinen Koffer aus der Gartentür zu schmeissen. Ich habe versucht, sie zurückzuhalten, weil ich nicht wusste, ob sie die Tasche auf mich schmeisst oder zum Garten raus", ging Hamann ins Detail. Hamann flüchtete in sein Auto und legte sich schlafen. "Ich dachte mir, ich rufe sie am nächsten Tag an oder fliege nach Hause. Eine Stunde später kam die Polizei und hat mich mitgenommen."

Ein Anruf lässt Hamanns Lage eskalieren

Nach vier oder fünf Stunden war Hamann wieder ein freier Mann und er beschloss, mit seiner Freundin ein klärendes Gespräch zu führen. Er rief sie an. Was er nicht wusste: In Australien ist das strengstens verboten, denn seine damalige Freundin galt als Opfer. Sie hatte gegenüber den Beamten ausgesagt, Hamann habe sie im Laufe des Streits geschubst. "Die Australier haben ein sehr grosses Problem mit häuslicher Gewalt", führte Hamann aus. "In meiner Situation war das nicht gut."

Dieselbe Polizeistreife habe ihn in der Wohnung eines Freundes, in die er mittlerweile geflüchtet war, erneut verhaftet. "Deswegen ist das eskaliert. Nicht wegen der ursprünglichen Sache, sondern weil ich sie am nächsten Tag kontaktiert habe."

Die Polizei hatte Hamann zuvor sogar erlaubt, nach Hause nach Deutschland zu fliegen. Als seine damalige Freundin der Polizei jedoch von Hamanns Anruf erzählte, war er froh, nicht am Flughafen gewesen zu sein. Das hätte nach Flucht ausgesehen. "Dann hätte die Sache noch sehr viel schlimmer enden oder aussehen können, als es letztendlich passiert ist."

In einer Zelle mit zwei Gangstern schlaflos in Sydney

Hamann verbrachte eine schlaflose Nacht in der Gesellschaft zweier Verbrecher. In dem Wissen, unschuldig zu sein, sei es ihm nur darum gegangen, diese zehn oder zwölf Stunden zu überstehen. Er wusste, dass nichts passiert ist, spürte aber die Hilflosigkeit. "Du bist in einem fremden Land, bist der Ausländer, und es gibt den Vorwurf, dass du deine Freundin geschubst hast."

Hamann nutzte es in dieser Situation wenig, einst ein berühmter Fussballer gewesen zu sein, die Champions League gewonnen und jahrelang für den FC Liverpool gespielt zu haben. Obwohl ihn einer der Beamten sogar erkannte: "Er hat mich gefragt: 'Was machst du denn hier?' Ich sagte: 'Das weiss ich selber nicht.'"

Hamanns Ex-Freundin erschien wegen Schlafstörungen nicht vor Gericht

Sein Freispruch erfolgte am 12. Dezember 2019. Seine frühere Partnerin war nicht zur angesetzten Verhandlung erschienen. "Meine Ex-Freundin hat ein Attest gebracht, dass sie Schlafstörungen hat und dem Termin nicht beiwohnen kann."

Der zuständige Richter erkannte auf Antrag von Hamanns Anwalt die "Lächerlichkeit" des Vorwurfs der Gegenseite. Das Verfahren wurde fallengelassen.

Zu Hamanns Erleichterung hielt sein Arbeitgeber Sky an ihm als Experten fest. "Ich war immer mit der Presseabteilung und mit unserem CEO Carsten Schmidt in Kontakt."

"Stück für Stück" habe er die Leute, denen er erklären wollte, "was passiert und was nicht passiert ist", abgearbeitet. Angefangen mit seinen beiden Töchtern, zu denen er direkt aus Australien nach Südamerika flog. Ihnen gegenüber habe er - wenngleich von seiner Unschuld überzeugt - "ein schlechtes Gewissen" gehabt.

Die Angst vor schlechter Presse

Und Hamann wusste auch, dass in Deutschland über seinen Aufenthalt im Gefängnis berichtet werden würde. "Wenn so etwas in der Zeitung steht, dann lesen die Leute das erstmal. Und es ist unheimlich schwer, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Um meinen Job auszuführen, brauche ich aber Glaubwürdigkeit."

Die hat Hamann nie verloren. Die Erfahrung, die er in der Nacht in Sydney machen musste, wünscht er dennoch seinem "ärgsten Feind nicht".

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