• Red Bull Salzburg hat sich in den vergangenen Jahren zu einer der führenden Talentschmieden Europas entwickelt.
  • Der Serienmeister aus Österreich verkauft reihenweise hochkarätige Spieler an die Top-Teams auf dem Kontinent.
  • Der nächste in der Reihe wird aller Voraussicht nach Dominik Szoboszlai.

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Torjäger haben es für gewöhnlich leichter, sich ins Rampenlicht zu spielen. Ein paar Traumtreffer genügen meist schon, damit man selbst am anderen Ende des Erdballs zu einer Berühmtheit wird. Der 20-jährige Ungar Dominik Szoboszlai ist genau solch ein Offensivspieler, der reihenweise mit atemberaubenden Toren von sich reden macht.

Zuletzt traf er am ersten Spieltag der Champions-League-Gruppenphase per Fernschuss gegen Lok Moskau, dann eine Woche später per Direktabnahme gegen Atlético Madrid und dann wiederum zwei Wochen danach per Präzisionsschuss im Länderspiel gegen Island. Wenn Szoboszlai mit seinem fabulösen rechten Fuss das runde Leder berührt, schlägt es zumeist ein.

In die Fussstapfen von Erling Haaland

Nun wäre es allerdings viel zu oberflächlich, den Offensivspieler von Red Bull Salzburg - dem nächsten Champions-League-Gegner des FC Bayern (Mittwoch, 21:00 Uhr, LIVE bei uns im Ticker) - auf seine Tore zu beschränken. Diese machten ihn vielleicht unter Fans, die ansonsten die österreichische Bundesliga ohnehin nicht schauen, bekannt, aber Trainer, Mitspieler und Experten wissen um den wahren Wert Szoboszlais.

"Seine Technik und das Vertrauen in seine Qualität sind schon besonders", sagt etwa Christoph Freund, der Sportdirektor Salzburgs. "Aber er kann auch sehr intensiv gegen den Ball spielen, sehr hart arbeiten. Er hat sich in den letzten Jahren körperlich gut weiterentwickelt."

Szoboszlais steile Entwicklungskurve kam den Salzburgern sehr gelegen, denn im vergangenen Winter gaben sie sowohl Stürmer Erling Haaland als auch Zehner Takumi Minamino ab. Diese Lücke konnte Szoboszlai zumindest zum Teil füllen.

Früh von Salzburg entdeckt

Zugleich entwickelte er sich in der Heimat Ungarn zu einem absoluten Hoffnungsträger, der diesen Status mit seinem späten Tor zum Sieg gegen Island im kürzlich ausgetragenen Playoff-Spiel für die Europameisterschaft noch manifestierte. Nicht wenige sehen in Szoboszlai einen, der mit seinem Talent den Mitgliedern der "Goldenen Elf" um Ferenc Puskás nahekommen könnte. Das gab es in Ungarn lange nicht mehr.

Dabei ist Szoboszlai kein wirkliches Produkt des ungarischen Fussballsystems. Er wuchs auf als Sohn von Zsolt Szoboszlai, einem ehemaligen Stürmer, der Sohn Dominik lieber selbst trainierte, statt ihn an eine der führenden Akademien zu schicken. "Er hat von mir immer mehr verlangt als von anderen", berichtet Dominik.

Als er 15 war, ging die Suche nach einem Verein im Ausland los. Die Wahl fiel dabei schnell auf Red Bull Salzburg. Der Verein beobachtete Szoboszlai zuvor bei einem Spiel der ungarischen Jugendnationalmannschaft.

"Wir suchen vorwiegend Spieler zwischen 16 und 19 Jahren", sagt Freund. "In diesem Alter ist die Möglichkeit noch grösser, dass sie zum FC Red Bull Salzburg und nicht schon zu einem internationalen Top-Club wechseln, weil sie bei uns die Möglichkeit haben und die Zeit bekommen, sich zu entwickeln."

Erfolg dank der Ausbildung in Österreich

Szoboszlai selbst genoss die Ausbildung an der Salzburger Akademie und ist der festen Überzeugung, dass er ohne diese nicht da wäre, wo er heute ist. "Als ich aus Ungarn gekommen bin, hatte ich zwar Talent, aber ohne die Arbeit in der Akademie hätte ich es nicht so weit geschafft", sagt er.

Auch aus diesem Grund hat sich seine Personalie zu einem kleinen Politikum in Ungarn entwickelt. Denn die Regierung unter Ministerpräsident Viktor Orbán investiert seit vielen Jahren grosse Summen in den Profifussball, um ihn international wettbewerbsfähig zu machen.

Der Erfolg Szoboszlais muss nun als Beweis herhalten, dass sich diese Investitionen doch gelohnt hätten. Kritiker hingegen weisen darauf hin, dass Szoboszlai eigentlich in Salzburg den Durchbruch geschafft hat.

Marco Rose war zunächst kein Fan

Bei den Roten Bullen lief es aber nicht immer rund für Szoboszlai. Nach einer halben Saison beim FC Liefering, quasi der Reservemannschaft der Salzburger, wurde er in die erste Mannschaft befördert. Der damalige Cheftrainer Marco Rose war jedoch nicht immer von der Attitüde des Jungstars angetan.

"Das war mein Fehler", gibt Szoboszlai zu. Er hatte gedacht, er könne einfach so weitermachen wie beim Zweitligisten Liefering. Rose zeigte ihm, wie er seine Einstellung zu verändern hatte. Nach dem Profi-Debüt am letzten Spieltag der Saison 2017/18 arbeitete er sich langsam in die Stammformation der Salzburger.

Aber selbst in der letzten Saison bestanden immer noch Zweifel an Szoboszlais Trainingsarbeit. Während der Corona-bedingten Pause heuerte er deshalb den amerikanischen Fitnesstrainer Shane Tusup an. Dieser hatte schon die ungarische Olympiaschwimmerin Katinka Hosszú wieder auf Trab gebracht.

Mit Szoboszlai gelang ihm das auch. Der junge Ungar kam muskelgestählt und mental fokussiert aus der Pause und schoss sieben Tore auf dem Weg zum Titelgewinn in Österreich. Vergessen waren da in Salzburg die schmerzlichen Abgänge von Minamino und Haaland.

Ein Wechsel im Januar möglich

Nach den jüngsten Traumtoren könnte jedoch Szoboszlai ebenso einen Wechsel ins Ausland forcieren. Eine Ausstiegsklausel in Höhe von 25 Millionen Euro macht es möglich. Neben Arsenal und AC Milan sollen die Bundesligisten RB Leipzig und Bayer Leverkusen Interesse haben. Selbst Cheftrainer Jesse Marsch glaubt nicht mehr an einen Verbleib, wie er kürzlich zugab.

Szoboszlai beobachtet derweil genau, wie gut sich sein guter Kumpel Haaland in der Bundesliga schlägt. Denn dieser habe schliesslich "entschieden, dass er das schaffen kann und hat es geschafft." Genau solch einen nächsten Schritt möchte Szoboszlai nun auch gehen.

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