Die EM 2016 findet ohne Deutschland statt - lächerliche Schwarzmalerei oder realistisches Horrorszenario? Fakt ist: Noch nie ist eine deutsche Nationalmannschaft so schlecht in die Qualifikation zu einem grossen Turnier gestartet. Nach drei Spielen steht die DFB-Elf mit vier Punkten lediglich auf dem vierten Platz in ihrer Gruppe.

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Ist die Qualifikation für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich durch die jüngsten Enttäuschungen der deutschen Nationalmannschaft schon ernsthaft in Gefahr? Fest steht, dass sich die bitteren Punktverluste in den vergangenen beiden Spielen (0:2 gegen Polen und 1:1 gegen Irland) nicht ausschliesslich mit Pech erklären lassen. "Das haben wir uns selber eingebrockt", sagte Manuel Neuer nach dem Spiel gegen Irland. Mit nur einem Sieg, einem Unentschieden, einer Niederlage und 3:4 Toren sind aus den gejagten Weltmeistern nach drei Partien plötzlich selbst Verfolger geworden. Denn die Nationalmannschaft rangiert hinter Polen, Irland und Schottland lediglich auf dem vierten Tabellenplatz in der Qualifikationsgruppe D. Der Weg zum nächsten angestrebten Titel bei der Europameisterschaft 2016 in Frankreich ist damit deutlich steiler als erwartet.

Neues DFB-Team muss sich erst finden

Nach dem lang ersehnten Titelgewinn in Brasilien fällt der Mannschaft das Umschalten auf den Länderspielalltag mit Qualifikationsspielen offensichtlich schwer. Die Gründe dafür sind vielschichtig. So standen Bundestrainer Jogi Löw am Dienstag gegen Irland nur noch 13 seiner 23 Weltmeister zur Verfügung. Neben den schmerzhaften Rücktritten von Philipp Lahm, Per Mertesacker und Miroslav Klose ist die Verletztenliste lang. Die Mannschaft hat mit Spielern wie Antonio Rüdiger oder Karim Bellarabi ein völlig neues Gesicht. Ausserdem fehlt vielen Akteuren nach der kurzen Sommerpause die Frische, wie Löw betont: "Wir haben noch nicht das Tempo und die Präzision, das hatte ich fast erwartet."

Einen Grund für einen Systemwechsel oder weitere personelle Veränderung sieht der Trainer deswegen nicht: "Wir kennen unsere Spieler, wissen um ihre Qualitäten." Die Profis scheinen den Ernst der Lage aber erkannt zu haben. "Wenn man aus zwei Spielen nur einen Punkt mitnimmt, ist das nicht unser Anspruch", sagte etwa Lukas Podolski. Innenverteidiger Jerome Boateng fordert: "Man muss aufwachen und die nächsten Spiele alle gewinnen."

Entscheidende Spiele erst nach der Winterpause

Zugutekommen könnte den Nationalspielern dabei der Fahrplan der EM-Qualifikation. Vor der Winterpause steht am 14. November nur noch das Spiel gegen Fussballzwerg und Tabellenschlusslicht Gibraltar an. Selbst in schlechter Verfassung wird die DFB-Elf diesen Gegner deutlich schlagen. Die Winterpause und die Vorbereitung bei den Vereinsmannschaften müssen die Nationalspieler anschliessend nutzen, um zu ihrer alten Form zu finden. Die folgenden Qualifikationsspiele gegen die schwächeren Mannschaften Georgien (29.03.) und erneut Gibraltar (13.06.) bieten den DFB-Verantwortlichen die Möglichkeit, eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen und einspielen zu lassen. Denn entscheiden wird sich der Ausgang in Gruppe D wohl erst in den Spielen Anfang September und Oktober 2015. Dann trifft Deutschland nämlich wieder auf die bisherigen Gegner Polen, Schottland und Irland.

Qualifikationsmodus macht den Deutschen Mut

Allerdings sollte der neue Qualifikationsmodus die deutschen Fussballfans ohnehin beruhigen: Im Gegensatz zur Weltmeisterschaft qualifiziert sich bei der EM nicht nur der Gruppenerste, sondern auch der Gruppenzweite direkt für das Endrundenturnier. Auch der punktbeste Dritte aus allen Gruppen darf ebenfalls ohne Relegationsspiele nach Frankreich reisen. Die acht verbleibenden Gruppendritten ermitteln in zwei Play-off-Spielen die restlichen Teilnehmer. Sollte es für die deutsche Elf also tatsächlich nicht für den Gruppensieg reichen, muss der zweite Platz das erklärte Ziel sein. Denn in den Play-offs drohen Gegner wie die Niederlande oder Portugal, die nach der WM derzeit ebenfalls mit ihrer Form hadern.

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