- Bukayo Saka hat im EM-Finale gegen Italien den entscheidenden Elfmeter für England verschossen.
- Im Anschluss an das Spiel wurde der 19-Jährige rassistisch beleidigt.
- Auch die weiteren Fehlschützen werden Opfer von Beleidigungen. Doch es gibt auch reichlich Zuspruch.
Mit Empörung und Entsetzen haben Politik, Fussballverband und Gesellschaft in Grossbritannien auf rassistische Beleidigungen gegen die englischen Elfmeter-Fehlschützen im EM-Finale reagiert. "Dieses England-Team verdient es, als Helden verehrt und nicht rassistisch beschimpft zu werden", twitterte Premierminister
"Die Verantwortlichen für diese entsetzlichen Beschimpfungen sollten sich schämen."
Gary Neville kritisiert Boris Johnson
Die Europameisterschaft war bis zum Finale von gesellschaftlichen Themen wie der Debatte über Alltagsrassismus durchzogen gewesen. Ausgerechnet die Nationalmannschaft Englands, die vor jedem Spiel bei der EM auf ein Knie gegangen war, um gegen Rassismus und Diskriminierung zu protestieren, wurde nun zum Abschluss von üblen Beschimpfungen und Verwünschungen heimgesucht.
Der konservative Politiker Johnson und seine Innenministerin Priti Patel hatten jedoch zuvor durchaus immer wieder Verständnis für Menschen gezeigt, die ihren Unmut über das Knien der Spieler gegen Rassismus sowie die Bewegung Black Lives Matter äusserten. Nach dem Brexit als verbindendes Thema haben die Tories nun vielfach den War on Woke als Thema für sich entdeckt, also das Engagement gegen allzu waches Eintreten gegen Rassismus und zu viel politische Korrektheit.
Ex-Profi Gary Neville machte Johnson persönlich für die rassistischen Beleidigungen verantwortlich. "Der Premierminister hat gesagt, es sei in Ordnung für die Bevölkerung des Landes, Spieler auszubuhen, die versuchen, Gleichberechtigung zu fördern und Rassismus zu verteidigen", sagte der TV-Kommentator dem Sender "Sky News". "Es fängt ganz oben an."
Englische Spieler nach Fehlschüssen im EM-Finale beleidigt
Der 19 Jahre alte Bukayo Saka vom FC Arsenal hatte im verlorenen Finale gegen Italien (3:4 n.E.) den letzten Elfmeter vergeben. Zuvor hatten schon Marcus Rashford (23) von Manchester United und Jadon Sancho (21), der vor einem Wechsel von Borussia Dortmund zu Manchester United steht, verschossen. Alle drei sind schwarz.
Der britische Sportminister Oliver Dowden twitterte, er teile die Wut auf die "erschreckenden rassistischen Beschimpfungen auf die heldenhaften Spieler". Er kündigte an, die Social-Media-Netzwerke in die Pflicht nehmen zu wollen, solche Äusserungen nicht zu verbreiten.
Die Metropolitan Police nahm die Ermittlungen auf und kündigte an, die Beleidigungen würden "nicht toleriert" werden: "Dieser Missbrauch ist absolut nicht akzeptabel." Der englische Fussball-Verband FA zeigte sich "angewidert" vom Rassismus im Netz und betonte, diese Art Fans seien "nicht willkommen".
Zudem wurde die Regierung aufgefordert, endlich die nötigen Gesetze zu verabschieden, um mit Beleidigungen im Netz Schluss machen zu können.
Instagram-Eigner Facebook betonte in einer Stellungnahme, niemand dürfe Opfer rassistischer Beleidigungen werden. "Wir haben gestern Abend schnell Kommentare und Konten entfernt, die Englands Fussballer beleidigt haben, und werden weiterhin Massnahmen gegen diejenigen ergreifen, die gegen unsere Regel verstossen."
Shearer: "Das ist absolut zum Kotzen"
Der frühere englische Fussballstar Alan Shearer sagte im "BBC"-Frühstücksfernsehen mit Blick auf die rassistischen Äusserungen: "Was stimmt mit solchen Leute nicht? Das ist absolut zum Kotzen." Er bewundere jeden, der für England den Mut gehabt habe, einen Elfmeter zu schiessen.
Worte wie die von Shearer waren - zum Glück - aber sehr deutlich in der Überzahl: Unzählige aufbauende Kurznachrichten erreichten Saka, der ein gutes Turnier gespielt hatte. "Kopf hoch, Kumpel, du bist so jung, niemand macht dir einen Vorwurf. Du bist ein Riesentalent", schrieb etwa ein User unter Bakas neuestem Instagram-Beitrag und setzte ein Herz dahinter.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.