Spanien und England treffen im Finale der Europameisterschaft aufeinander. Wir haben die Mannschaftsteile beider Nationalteams verglichen und kommen zu einem eindeutigen Ergebnis.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Oliver Jensen sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfliessen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Das Finale könnte kaum spannender sein. Spanien gilt als die Mannschaft, die bei dieser Europameisterschaft spielerisch am meisten überzeugt hat. England hingegen hat aufgrund der vielen Superstars wie Jude Bellingham, Harry Kane & Co. vermutlich den wertvollsten Kader des Turniers. Welche Mannschaft wird sich in diesem Duell (hier bei uns im Live-Ticker mitverfolgen) durchsetzen?

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Wir vergleichen die Mannschaftsteile von Spanien und England miteinander.

Torwart

Der spanische Torwart Unai Simon steht bei Atletico Madrid unter Vertrag. Im bisherigen Turnierverlauf kassierte der 27-Jährige erst drei Gegentreffer. In der Gruppenphase musste er kein einziges Mal hinter sich greifen. Er hat starke Reflexe auf der Linie, geht bei der Spieleröffnung allerdings teilweise ein zu grosses Risiko ein.

Der englische Torwart Jordan Pickford steht beim englischen Erstligisten FC Everton unter Vertrag, der allerdings nicht zu den Top-Teams der Premier League zählt. Er hat noch nie ein Spiel in der Champions League bestritten. Der 30-Jährige kassierte bei der EM bislang vier Gegentore, blieb aber genauso wie Simon ohne Patzer. Auch er ist gut auf der Linie, hat aber Unsicherheiten nach Rückpässen.

Wertung: Ausgeglichen

Abwehr

Während Spanien bei dieser Europameisterschaft stets mit einer Viererkette agiert, nahm England nach der Vorrunde eine Veränderung vor und agiert in einer Dreierkette. Es ist gut möglich, dass dies auch im Finale der Fall sein wird.

Die drei Innenverteidiger-Positionen übernehmen wahrscheinlich John Stones (30), Marc Guehi (23) und Kyle Walker (34). Letzterer ist schnell sowie zweikampfstark und strahlt mit seiner Erfahrung viel Sicherheit aus.

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Guehi hat eine überragende Saison in der Premier League bei Crystal Palace gespielt, ist bei der EM allerdings nicht so zweikampfstark. Stones ist bei Manchester City kein Stammspieler mehr, wurde dort zudem meist als defensiver Mittelfeldspieler eingesetzt. Ein weiteres Problem der Engländer ist, dass Kieran Trippier (33) eigentlich ein Rechtsverteidiger ist, hier allerdings als linker Schienenspieler agieren muss. Mit dieser Position fremdelt der Rechtsfuss.

Die Spanier agieren in der Viererkette wohl mit Rechtsverteidiger Dani Carvajal (32), den beiden Innenverteidigern Aymeric Laporte (30) und Robin Le Normand (27) sowie Linksverteidiger Marc Cucurella (25). Carvajal symbolisiert Weltklasse, ist defensiv kaum zu überwinden, schaltet sich zudem auch in die Offensive ein und erzielte ein Tor in der Vorrunde gegen Kroatien. Laporte und Le Normand verteidigen alles sicher weg, Cucurella bringt darüber hinaus viel Qualität im Spiel nach vorne mit.

Wertung: Vorteil Spanien

Mittelfeld

Spanien ist im defensiven Mittelfeld besonders stark aufgestellt. Rodri (28) gibt den Takt der Mannschaft vor, hat sehr viel Spielintelligenz, verfügt zudem in der Defensive über ein gutes Stellungsspiel. Fabian (28) ist laut dem spanischen Nationaltrainer Luis de la Fuente ein mannschaftsdienlicher Spieler, der oft im Schatten der Stars agiert und nicht die verdiente Aufmerksamkeit erhält. Dies hat sich bei diesem Turnier geändert. Ihm gelangen bereits zwei Tore und zwei Vorlagen.

Als offensiver Mittelfeldspieler agiert Dani Olmo (26) von RB Leipzig. Mit drei Treffern ist er der erfolgreichste Torschütze von Spanien, hat zudem die meisten Torbeteiligungen (3 Tore, 2 Vorlagen) aller EM-Spieler.

Im Mittelfeld von England ist Jude Bellingham der Unterschiedsspieler. Bislang erzielte er zwei Tore. Sein Fallrückzieher gegen die Slowakei im Achtelfinale rettete die Mannschaft vor dem Turnier-Aus. Hinter ihm agiert Kobbie Mainoo, der mit seinen 19 Jahren viel Spielfreude versprüht – allerdings wenig Torgefahr. Declan Rice (25), der vor einem Jahr als Wunschspieler des FC Bayern galt, ist der Defensiv-Leader von England und stark im Gegenpressing.

Wertung: Vorteil Spanien

Flügelspiel

Die beiden Flügelspieler von Spanien sind bislang die grossen Entdeckungen dieser Europameisterschaft. Lamine Yamal, der einen Tag vor dem Finale erst seinen 17. Geburtstag feierte, und der 22-jährige Nico Williams können gegnerische Defensiven mit ihrem Tempo und ihrer Technik schwindelig spielen.

Yamal schoss im Halbfinale gegen Frankreich ein Traumtor aus der Distanz, spielt zudem herausragende Flanken und hat bei der EM drei Treffer vorbereitet. Williams ist etwas weniger effektiv. Torbeteiligungen gelangen ihm nur im Achtelfinale gegen Georgien, als er ein Tor erzielte und einen Treffer vorbereitete.

England verfügt mit Phil Foden (24) über einen der besten Flügelspieler der Welt, der Tempo, Dribbelstärke und Schusspräzision mitbringt. Allerdings gelang ihm bei der EM noch keine einzige Torbeteiligung. Ein möglicher Grund dafür: Er spielte bislang nicht auf seiner Wunschposition Rechtsaussen, sondern auf dem linken Flügel oder zuletzt etwas zentraler. Auch Bukaya Saka (22) ist ein starker Eins-gegen-Eins-Spieler, schoss bei der EM aber bislang nur ein Tor.

Wertung: Vorteil Spanien

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Sturm

Beide Mannschaften verfügen über einen sehr erfahrenen Stürmer. Der 31-jährige Alvaro Morata ist ein Wandspieler, der die Bälle im Strafraum festmacht und zudem sehr laufstark ist. Ihm gelang ein Tor im ersten Gruppenspiel gegen Kroatien, zudem bereitete er einen Treffer im Halbfinale gegen Frankreich vor.

Der 30-jährige Engländer Harry Kane ist mit drei EM-Toren (einer davon per Elfmeter) effektiver. Der Stürmer des FC Bayern überzeugte zwar nicht in allen Spielen, ist aber unbestritten einer der weltweit besten Spieler seiner Position.

Wertung: Vorteil England

Fazit

Spanien spielt bislang die bessere Europameisterschaft und gewinnt daher auch den Vergleich mit 3:1. Allerdings hat England viele Top-Spieler in ihren Reihen, die bislang bei der EM unter ihren Möglichkeiten geblieben sind. Können Spieler wie Phil Foden und Bukaya Saka plötzlich ihr volles Potenzial abrufen, haben sie gegen die stark aufspielenden Spanier durchaus eine Chance. Allerdings wirklich nur dann!

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