Deutsche jammern gerne - diese nicht allzu nette Eigenschaft wird uns oft nachgesagt. Doch trotz bitterem EM-Aus der deutschen Nationalmannschaft gibt es dieses Mal nichts zu jammern. Im Gegenteil, wir haben allen Grund zu sagen: Vielen Dank an das DFB-Team für diese tolle EM!

Andreas Maciejewski
Ein Kommentar
von Andreas Maciejewski

Der Traum vom EM-Titel ist gegen Frankreich geplatzt. Doch nach der 0:2-Niederlage gibt es keinen Grund, Trübsal zu blasen. Schliesslich hat uns die DFB-Elf viele tolle Momente geschenkt, die in Erinnerung bleiben.

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Das sind die vier DFB-Highlights der EM 2016:

1. Nachbar Jerome Boateng rettet uns

Gleich im ersten Spiel gegen die Ukraine gibt es den ersten Wow-Moment. Jerome Boateng legt sich beinahe selbst ein Ei ins Nest, als er einen Ball unglücklich in Richtung DFB-Tor lenkt. Der Abwehrchef strauchelt, fällt rückwärts ins Tor – und spitzelt den Ball gerade noch so mit der Pike vor der Torlinie weg.

Dabei entsteht ein Foto für die Ewigkeit: Boateng, wie er sich mit vollem Körpereinsatz ins Tornetz wirft.

Dazu fällt in Anlehnung an Gaulands umstrittene Nachbar-Aussage oft der Satz: "Danke, Herr Nachbar!"

2. Bastian Schweinsteiger, der menschelnde Kapitän

Im selben Spiel ist auch Bastian Schweinsteiger Hauptdarsteller eines Fussballmärchens. Nach langer Verletzungspause und kaum Spielzeit im Jahr 2016 kommt der DFB-Kapitän als Joker zurück – und erzielt prompt das entscheidende 2:0 gegen die Ukraine.

Nicht das Dass, sondern das Wie er das Tor schiesst, ist dabei der entscheidende Faktor. Der alternde Star mit den graumelierten Schläfen sprintet fast über das gesamte Spielfeld und netzt per wunderschönem Dropkick ein.

Fix und fertig ist er danach. Minuten später ringt er im Interview noch immer nach Luft. Schweinsteiger menschelt, zeigt sich dadurch sogar ein wenig verletzlich. Aber alles in allem: grundsympathisch.

Man gönnt ihm einfach diesen Moment.

3. Männerwelt besteht zu 80 Prozent aus Eierkraulern

Dann gibt es noch diese Szene, in der Bundestrainer Jogi Löw an seiner Hand schnüffelt. Kurz nachdem er sie in Al-Bundy-Manier in die Hose wandern liess.

Sowas macht man doch nicht, empören sich viele. Deutschland diskutiert tagelang darüber. Begriffe wie "eklig", "peinlich" oder "Schnüffelgate" fallen.

Es braucht aber nur einen Mann, einen Lausebengel, der diese Debatte im Keim erstickt. Und das, obwohl er rein sportlich kaum eine Rolle spielt: Lukas Podolski.

Mit seinem typisch spitzbübischen Grinsen kommentiert er Jogis "Schnüffelgate" vor Journalisten: "80 Prozent von euch und ich kraulen sich auch mal an den Eiern. Von daher ist alles gut."

Gelächter unter den Journalisten, kein Protest. Mit einer lapidaren Aussage hält ihnen "Poldi" den Spiegel vors Gesicht. Offenbar sind unter den anwesenden Medienvertreter tatsächlich 80 Prozent Eierkrauler.

4. Deutschland besiegt endlich sein Italien-Trauma

Wie oft hat Fussball-Deutschland schon unter den Italienern gelitten? Viel zu oft! Statt gegen die "Squadra Azzurra" zu spielen, würden sich viele wohl lieber ein Konzert anhören, bei dem Musiker mit den Fingernägeln an Tafeln kratzen.

Kurzum: Gegen Italien hat eine deutsche Nationalmannschaft noch nie bei einem grossen Turnier gewonnen. Dank der EM 2016 gehört dieses finstere Kapitel der Vergangenheit an, Deutschland besiegt endlich sein Italien-Trauma!

Dazu liefern sich die beiden Nationalteams das spannendste Elfmeterschiessen dieser EM - mit dem besseren Ende für Deutschland. Drama pur! 18 Elfmeter, darunter sieben verschossene. In Deutschland und Italien werden wohl so viele Fernsehapparate angebrüllt wie nie zuvor.

Auch wenn die deutsche Nationalmannschaft diese EM nicht mehr mit dem Titel krönen kann: Viele Momente werden im Gedächtnis bleiben. Viele schöne Momente.

Vielen Dank an das DFB-Team für diese tolle EM!

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