Die Fussball-Europameisterschaft naht in grossen Schritten: Überraschende Fakten, Kurioses und Lustiges zur Schweizer Fussball-Nationalmannschaft.
Die Verbreitung des Fussballsports in Europa erfolgte hauptsächlich von der Schweiz aus. Nach dem Vereinigten Königreich war sie nämlich das erste Land Europas, in dem man kickte.
Britische Kaufleute und Studenten aus den verschiedensten Ländern gründeten in den frühen 1870er-Jahren diverse Klubs rund um den Genfer See.
Studenten, die das Fussballspiel während ihres Aufenthalts in der Schweiz kennengelernt hatten, exportierten den Sport - unter ihnen etwa der Deutsche Walther Bensemann und der Italiener Vittorio Pozzo, die den Fussball in ihren Heimatländern populär machten.
Und mit Hans Gamper war es ein Schweizer, der im Jahr 1899 den FC Barcelona gründete und ihm die Klubfarben Blau und Rot gab.
Ihr erstes von bisher 762 Länderspielen absolvierten die Schweizer 1905 gegen Frankreich. Es ging mit 0:1 verloren. Der bisher grösste Erfolg der Nati war der Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Sommerspielen 1924.
Österreicher erfindet Schweizer Riegel
Während das Österreichische Nationalteam seit 2011 vom Schweizer Marcel Koller trainiert wird, war es umgekehrt ein Österreicher, der den Fussballsport in der Schweiz von den 1930er-Jahren bis zu Beginn der 1960er-Jahren prägte.
Karl Rappan betreute die Mannschaft bei drei Weltmeisterschaften - darunter auch bei der Heim-WM im Jahr 1954. Er führte ein neues Defensivsystem ein, das unter dem Namen "Schweizer Riegel" bekannt wurde.
In den 1960er-Jahren folgte eine Ära der Erfolglosigkeit, die dreissig Jahre anhielt. Erst Nationaltrainer Roy Hodgson brachte die Schweizer wieder in die Nähe der Weltspitze und führte sie zur WM 1994 und zur EM 1996.
In jüngerer Vergangenheit nahm die Nati an den Europameisterschaften 2004 und 2008 sowie an den Weltmeisterschaften 2006, 2010 und 2014 teil.
Geheimverhandlungen mit Schweizer Verband
Der heutige Schweizer Trainer Vladimir Petković verhandelte im Herbst 2013 trotz eines laufenden Vertrages mit Lazio Rom im Geheimen mit dem Schweizerischen Fussballverband über ein Engagement nach dem Ende seiner vertraglichen Laufzeit mit Lazio. Als die italienischen Verantwortlichen darauf aufmerksam wurden, entliess man ihn Anfang 2014.
Petković besitzt neben der schweizerischen auch die kroatische Staatsbürgerschaft und spricht acht Sprachen: Serbokroatisch, Bosnisch, Deutsch, Italienisch, Russisch, Französisch, Spanisch und Englisch.
Kosovo könnte Spieler abjagen
Zuletzt musste die Nati in den Testspielen Niederlagen gegen Irland und Bosnien-Herzegowina einstecken. Etwas Unruhe in die Vorbereitung der Nati könnte auch die kürzlich bestätigte Mitgliedschaft des Kosovo in der Fifa bringen.
Der Kosovo wird bei der WM-Qualifikation 2018 antreten - und es wäre theoretisch möglich, dass die Nati-Spieler Xherdan Shaqiri, Granit Xhaka und Valon Behrami, die alle eine schweizerisch-kosovarische Doppelbürgerschaft besitzen, dem Schweizer Nationalteam den Rücken kehren und für den Kosovo auflaufen.
Vor allem Shaqiri gilt als Star der Nati und die Fans setzen hohe Erwartungen in seine Performance bei der bevorstehenden EM.
Mode-Fan Xherdan Shaqiri
In einem Interview mit der "TagesWoche" trug der 24-Jährige kürzlich ein knappes T-Shirt, dunkle Jeans und schwarze Sneakers. "Ich wäre ein guter Kleiderverkäufer gewesen, weil ich Mode mag und versuche, mich gut anzuziehen", verrät Shaqiri.
Seine Ausbildung bei einem Modehaus in Basel brach er mit 18 Jahren ab, als er beim FC Basel in den Profikader aufrückte.
Für skandalreiche Schlagzeilen sorgte der Profifussballer vergangenen Sommer, als er während seines Urlaubs im Kosovo einem umstrittenen Imam die Hand schüttelte. Der Imam war 2014 mit anderen mutmasslichen Islamisten wegen des Verdachts auf Terrorismus und Anstiftung zum religiösen Hass festgenommen worden. Kurz darauf kam er wieder frei.
Shaqiri meinte dazu im Gespräch mit dem "Blick": "Er ist wie jeder andere Fan zu mir gekommen und hat um ein Foto gebeten. Das passiert auch im Kosovo relativ oft und ich komme dieser Bitte immer nach. Das habe ich in diesem Fall auch gemacht, denn ich bin zum Anstand erzogen worden und habe Achtung vor einem Imam. Seine Bitte abzuschlagen, wäre unhöflich gewesen."
Shaqiri ist zwar Muslim, aber "wie meine Familie ein ganz normaler", betont er. "Alles Radikale liegt uns fern."
Nati-Spieler beweisen Humor
Als weit weniger kritisch wurde eine andere Aktion aus dem Vorjahr betrachtet: Shaqiri verkleidete sich als uralter Mann und zeigte Nachwuchstalenten, was er drauf hat.
Im Training eines Jugendteams gab sich der Nati-Star als Trainer-Legende "Hansueli Strasser" aus und versenkte eindrucksvoll einen Ball nach dem anderen. Die jungen Fussballer waren völlig hin und weg und fielen ihrem Idol um den Hals, als sich Shaqiri outete.
Ebenfalls zum Scherzen aufgelegt ist Nationalspieler Eren Derdiyok. Mit seinen Mitspielern von Kasimpasa Istanbul erlaubte er sich ein Spielchen mit einem Betreuer.
Der Schweizer filmte seine Kollegen dabei, wie sie dem Betreuer Tischtennisbälle zuwarfen, die er mit gekonnten Kopfbällen verarbeiten sollte. Einen nach dem anderen schaffte der Betreuer. Bis ein vermeintlicher Tischtennisball in die Brüche ging: Anstatt des Balls hatten ihm die Spieler ein Ei zugeworfen.
Der Eidotter verteilte sich unter dem Gelächter der Scherzkekse über das Haupt des Betreuers. Etwas ernster dürfte es dann ab 11. Juni werden, wenn die Nati gegen Albanien in das EM-Turnier startet.
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