• Zum ersten Mal in seiner Fussball-Geschichte hat sich Finnland für ein grosses Turnier qualifiziert.
  • Dabei setzte sich das Team von Trainer Markku Kanerva in der Quali-Phase gegen auf dem Papier stärkere Gegner durch.
  • So sieht der Kader von Finnland für die EM 2021 aus.

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Der 15. November 2019 war wahrlich ein Feiertag in Finnland. An diesem Tag nämlich bezwang die Elf um Teemu Pukki in der EM-Quali Gruppengegner Liechtenstein mit 3:0 - und löste somit das Ticket zur EM 2021. Zum ersten Mal in der Historie des finnischen Fussballs sind die Huuhkajat, die Uhus, bei einem grossen Turnier dabei.

Dass das gelingen würde, war keinesfalls gesichert: Mit Italien befand sich ein echter Brocken in der Quali-Gruppe J, und auch Griechenland und Bosnien-Herzegowina galten auf dem Papier als stärker, erfahrener und überhaupt: eher als Fussball-Nation.

Dass Finnland am Ende der Gruppenphase nur Italien vor sich hatte, glich einer Sensation. "Wir haben davon geträumt, seit wir 1938 erstmals an der WM-Quali teilgenommen haben", schrieb das Team auf Twitter. "Der Traum ganzer Generationen ist wahr geworden und nächsten Sommer wird ganz Finnland Party feiern wie nie zuvor." Nun, es wurde nicht der nächste Sommer, sondern 2021. Aber wie Lukas Hradecky auf der Leverkusen-Webseite erklärte: "Wir Finnen haben über 80 Jahre darauf gewartet, an einer Endrunde eines grossen Turniers teilzunehmen, da kommt es auf ein paar Monate nicht an."

Stars und Talente: Wenige echte Top-Spieler, aber Sisu

Apropos Hradecky: Finnlands Sportler des Jahres ist eine der Konstanten im finnischen Kader. Mit seinen starken Reflexen hielt der Keeper den finnischen Kasten während der EM-Quali in sechs von neun bestrittenen Spielen sauber. Trotz Patzer in der Bundesliga gilt er als sehr beständig, als Antreiber und hält die finnische Mannschaft durch seinen Teamspirit zusammen.

Glen Kamara ist unterdessen die Säule im Mittelfeld. Der Stammspieler der Glasgow Rangers wurde 2020/21 mit seinem Team nicht nur ungeschlagen schottischer Meister, sondern hat dort mit Coach Steven Gerrard den perfekten Lehrmeister gefunden: Gerrard war auf Kamaras Position einst herausragend und scheint seinem Schützling viele wichtige Tipps mit auf den Weg gegeben zu haben.

Wenn man von Stars im finnischen EM-Kader spricht, kommt man an einem nicht vorbei: Teemu Pukki (31), der vor vielen Jahren als Youngster auf Schalke sein Glück suchte, es aber erst in den vergangenen Jahren in England so wirklich fand. Mit Norwich City feierte er unlängst den Wiederaufstieg in die Premier League. Und dazu leistete der Knipser seinen Beitrag: Zwischen dem 13. Februar und dem 6. April traf er in zwölf Spielen 14 Mal, die Canarys verloren in dieser Zeit nicht ein Spiel. Im finnischen Trikot netzte er Ende März in der WM-Quali zuerst doppelt gegen Bosnien (2:2) und wenige Tage später auch noch gegen die Ukraine (1:1) ein.

Ein Youngster steht unterdessen schon in den Startlöchern, um Pukki eines Tages zu beerben: Stürmer Marcus Forss, der auch schon das Interesse von Borussia Dortmund geweckt haben soll. Der 21-Jährige sorgte vergangenen November gemeinsam mit dem ebenfalls erst 21 Jahre alten Onni Valakari für eine Sensation: Finnland schlug den mit Stars gespickten Weltmeister Frankreich in einem Freundschaftsspiel 2:0 - und ausgerechnet die beiden Nachwuchshoffnungen, die an diesem Tag ihr A-Mannschaft-Debüt feierten, trafen und machten deutlich: da kommt was nach im finnischen Team.

Zwar sucht man im finnischen Kader vergeblich die ganz grossen Namen. Doch da gibt es etwas, was all das wettmachen könnte: Sisu. Das Wort beschreibt eine mentale Ur-Eigenschaft, die den Finnen nachgesagt wird: eine Mischung aus Willensstärke, Mut, Kampfgeist in aussichtslosen Situationen, Belastbarkeit und Ausdauer. Daher wäre es kaum verwunderlich, wenn Sisu zum 12. und vielleicht sogar spielentscheidenden Mann auf dem Platz wird.

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Der Trainer: Markku Kanerva

Seit Dezember 2016 ist Markku Kanerva (56) Trainer der finnischen Nationalmannschaft - und schon jetzt eine Legende. Bereits 2009 führte er als Trainer die U21 zur EM, nun gelang ihm mit den Profis das gleiche Kunststück. Kanerva setzt auf einfachen Fussball und hat einen guten Draht zu seinen Spielern.

Kanerva selbst beschreibt seinen Trainer-Stil im Gespräch mit "fifa.com" so: "Ich würde mich als recht traditionell, aber gleichzeitig sehr spielerorientiert beschreiben. Ich beschäftige mich viel mit kleinen Details." So schaue er sich einzelne Spieler genau an und diskutiere dann mit ihnen darüber, wie man gemeinsam das Beste aus ihnen herausholen könne. Neben einer guten Atmosphäre in der Mannschaft ist für Kanerva der Teamgeist der Schlüsselfaktor. "Wenn wir diesen Teamgeist und unsere Mentalität beibehalten, dann können wir auch weiter Erfolg haben, da bin ich sicher."

Zuletzt haderte Kanerva allerdings ein wenig mit seiner Mannschaft. Zwar sei er nach den Leistungen in der WM-Quali "im Grossen und Ganzen zufrieden". Dennoch müssten in Zukunft wieder mehr Tore her.

Kanerva selbst spielte als Innenverteidiger unter anderem für HJK Helsinki und bestritt 58 Partien für die finnische Nationalmannschaft. Bevor er zum Architekten des finnischen Fussball-Wunders wurde, arbeitete er als Lehrer.

EM 2021: So sieht der Kader von Finnland aus

Tor

  • Lukas Hradecky (1989), Bayer 04 Leverkusen
  • Jesse Joronen (1993), Brescia Calcio
  • Anssi Jaakkola (1987), Bristol Rovers

Abwehr

  • Leo Väisänen (1997), IF Elfsborg Boras
  • Niko Hämäläinen (1997), Queens Park Rangers
  • Paulus Arajuuri (1988), Pafos FC
  • Joona Toivio (1988), BK Häcken
  • Robert Ivanov (1994), Warta Posen
  • Daniel O'Shaughnessy (1994), HJK Helsinki
  • Jukka Raitala (1988), Minnesota United FC
  • Nikolai Alho (1993), MTK Budapest
  • Jere Uronen (1994), KRC Genk
  • Pyry Soiri (1994), Esbjerg fB

Mittelfeld

  • Glen Kamara (1995), Glasgow Rangers
  • Tim Sparv (1987), AE Larisa
  • Rasmus Schüller (1991), Djurgardens IF
  • Joni Kauko (1990), Esbjerg fB
  • Robin Lod (1993), Minnesota United FC
  • Robert Taylor (1994), SK Brann
  • Thomas Lam (1993), PEC Zwolle
  • Onni Valakari (1999), Pafos FC
  • Fredrik Jensen (1997), FC Augsburg

Sturm

  • Teemu Pukki (1990), Norwich City
  • Marcus Forss (1999), FC Brentford
  • Joel Pohjanpalo (1994), Union Berlin
  • Lassi Lappalainen (1998), CF Montréal

Trainer

  • Markku Kanerva (1964)

Die Gegner Finnlands in der Gruppe B

Verwendete Quellen:

  • transfermarkt.de: Erweiterter Kader Finnland
  • fifa.com: Kanerva: Finnlands Qualifikation ist ein Traum für Generationen
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