• Erstmals in ihrer Fussballgeschichte steht die Schweiz in einem EM-Viertelfinale.
  • Grossen Anteil daran haben fünf Helden, die teilweise stark in der Kritik standen.
  • Doch im Viertelfinale gegen Spanien wird einer von ihnen fehlen.

Mehr zur EM 2021 finden Sie hier

Die Schweizer Nationalmannschaft sorgte bei der EM 2021 für eine der grössten Überraschungen. Erstmals erreichte die Alpenrepublik das EM-Viertelfinale, nachdem sie Weltmeister und Turnierfavorit Frankreich in einem dramatischen Spiel ausschaltete.

Im Viertelfinale wartet nun am Freitag mit Spanien der nächste Hochkaräter. Doch wie ist das EM-Märchen der Schweiz überhaupt möglich gewesen? Wir stellen fünf Helden der Eidgenossen vor, die entscheidenden Anteil hatten.

Vladimir Petkovic – der ungeliebte Trainer

Zum dritten Mal in Folge hat der 57-Jährige, der 2014 von Trainer-Legende Ottmar Hitzfeld das Traineramt bei der "Nati" übernahm, die Schweizer in die K.-o.-Runde bei einem Turnier geführt. Und doch lag Petkovic bislang von den Beliebtheitswerten her deutlich hinter seinem Vorgänger. Gleichzeitig ist er mit 1,8 Punkten pro Partie der erfolgreichste Schweizer Nationaltrainer aller Zeiten. Die Gründe liegen also nicht im sportlichen Bereich.

Der 57-Jährige gilt als zurückhaltender Mensch. Manche Medien werfen ihm vor, dass er zu unnahbar und wortkarg sei in seinen Auftritten. In der viersprachigen Schweiz wird Petkovic zudem vor allem im deutschsprachigen Teil für seinen Akzent kritisiert. "Ich habe schon gemerkt, dass es einige Leute stört, dass ich nicht perfekt Deutsch spreche. Gerade in den Leserkommentaren. Aber solche Leute sind rassistisch mit sich selbst und haben vielleicht keine gute Erziehung genossen", sagte der Nationaltrainer einst dem "Blick" dazu.

Granit Xhaka – der oft kritisierte Kapitän

Immer wieder wird Granit Xhaka für seine Spielweise kritisiert. Experten und Medien bemängeln, dass ihm diese viele Karten und daraus resultierende Sperren einbringt. Bei der WM 2018 sorgte er im Spiel gegen Serbien zudem mit dem umstrittenen Doppeladler-Jubel an der Seite von Xherdan Shaqiri für Aufregung.

Im Vorfeld der EM war der Mittelfeldspieler erneut in den Schlagzeilen, als er und einige Teamkollegen einen Frisör ins Teamquartier kommen liessen, um sich die Haare blondieren zu lassen. Doch gegen Frankreich lieferte der "Nati"-Kapitän dann dessen ungeachtet ab und erhielt eine Menge Lobeshymnen für seine gezeigte Leistung.

Unter anderem hatte er mit einem Traumpass den 3:3-Ausgleich in den Schlusssekunden der regulären Spielzeit eingeleitet. Beim Jubel danach fasste er sich ins blondierte Haar, machte eine Scheren-Geste und schlug mit der Faust in Richtung Kamera. Seine Kritiker dürfte er vorerst besänftigt haben.

Doch gegen Spanien im Viertelfinale fehlt Xhaka - natürlich wegen einer Gelb-Sperre.

Steven Zuber – der Überraschungsmann

Ein grosses Turnier ist auch immer ein Stück weit eine Chance, sich ins Rampenlicht zu spielen. Gerade bei kleineren Teams, die überraschen, bietet sich unbekannteren Profis diese Möglichkeit.

Im Schweizer Team hat diese Möglichkeit Steven Zuber von Eintracht Frankfurt am besten genutzt. Der linke Mittelfeldspieler ist mit bislang vier Torvorlagen nicht nur der beste Assistgeber des aktuellen Turniers, sondern weist damit auch bereits die meisten Vorlagen seit Beginn der Datenerfassung 1968 auf. Zum Vergleich: In Frankfurt waren es in der abgelaufenen Saison drei Torvorlagen bei 22 Einsätzen.

Mario Gavranovic – der Last-Minute-Held

Ohne den ehemaligen Schalker Mario Gavranovic wäre die Schweiz wohl ausgeschieden. Inzwischen spielt der 31 Jahre alte Angreifer bei Dinamo Zagreb und fungiert bei der EM als Joker. Gegen Frankreich kam Gavranovic in der 73. Minute in die Partie und hievte seine "Nati" in die Verlängerung.

"Das war eindeutig der wichtigste Treffer meiner Karriere. Vielleicht war es gar auch einer der wichtigsten der Schweizer Fussballgeschichte", bilanzierte er am Morgen danach. Auch im entscheidenden Elfmeterschiessen übernahm er Verantwortung und verwandelte seinen Versuch sicher.

Yann Sommer – erstmals Elferheld

Im besten Torhüteralter von 32 Jahren avanciert Yann Sommer von Borussia Mönchengladbach auf einmal zum Elfmeterhelden. Nachdem er bei den ersten vier Versuchen der Franzosen weitgehend chancenlos war, parierte er den Schuss von Kylian Mbappé mit einem Sprung in die richtige Ecke.

Sommer galt bislang eher nicht als Elfmeterkiller. Ganz so verheerend ist seine Statistik aber gar nicht: 55 Elfmeter hatte er seit seinem Wechsel zu den "Fohlen" 2014 gegen sich, davon gingen 47 rein, einer übers Tor, einer daneben, einer an die Latte, einer an den Pfosten - und immerhin vier konnte er halten.

Verwendete Quellen:

  • Spox.com: Rekordtrainer mit bemerkenswertem Weg und fehlender Akzeptanz: Schweiz-Coach Vladimir Petkovic im Porträt
  • Twitter.com: @OptaFranz
  • Tagblatt.ch: Dank Mario Gavranovic in die Verlängerung: "Das wichtigste Tor meiner Karriere"
  • RP Online: Yann Sommers Elfmeter-Bilanz bei Borussia
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.