• England ist Europameister, Deutschland muss sich mit dem Vizetitel zufrieden geben.
  • Im Endspiel in Londoner Wembley-Stadion besiegen die Engländerinnen die Deutschen mit 2:1 nach Verlängerung.
  • Der Schock für das deutsche Team kommt schon vor dem Anpfiff mit Ausfall von Kapitänin Alexandra Popp.

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Prinz William bejubelte im Tollhaus Wembley den ersten englischen Titel seit 1966, für die deutschen Fussballerinnen endete dagegen die Traumreise ohne Krönung. Beeinträchtigt durch den kurzfristigen Ausfall von Kapitänin und Torjägerin Alexandra Popp verpasste der Rekord-Europameister am Sonntag mit dem 1:2 (1:1, 0:0) nach Verlängerung gegen das Gastgeber-Team aus England seinen neunten Titel. Chloe Maggie Kelly sorgte mit ihrem Siegtreffer in der 110. Minute vor der EM-Rekordkulisse von 87 192 Zuschauern für ohrenbetäubenden Jubel im Fussball-Tempel Londons und für den ersten internationalen Titel der Lionesses überhaupt.

Magull trifft zum Ausgleich

Zuvor hatte Lina Magull (79.) die erstmalige Führung der Gastgeberinnen durch Ella Toone (62.) ausgeglichen. Torjägerin Popp konnte bei dem Spektakel nur mit trauriger Miene zuschauen. Die 31-jährige Wolfsburgerin hatte kurz vor dem Anpfiff wegen muskulärer Beschwerden passen müssen. Auch wenn es zum Titelgewinn am Ende nicht reichte, werden Deutschlands Fussballerinnen am Montag auf dem Frankfurter Römer geehrt.

England feierte dagegen den ersten Titel seit dem WM-Triumph der Männer 1966 im legendären Finale gegen Deutschland und machte es besser als Harry Kane und Co., die im Vorjahr ihr EM-Finale gegen Italien verloren hatten.

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Das Wembley-Stadion zittert, feiert und bebt

Gänsehaut-Atmosphäre herrschte in Wembley, wo sich viel Prominenz - von Prinz William über Bundeskanzler Olaf Scholz bishin zu Bundestrainer Hansi Flick - versammelt hatte. Es war die grösste Kulisse, die jemals bei einer EM - egal ob Männer oder Frauen - verzeichnet wurde. "Wir werden es geniessen. Wir sehen es als Herausforderung an, aber auch als Privileg", sagte Voss-Tecklenburg.

Zunächst hatte das DFB-Team aber einen Schock zu verdauen. Als die beiden Teams aus dem Spielertunnel kamen, führte überraschend Svenja Huth anstelle von Popp die deutsche Mannschaft an. Unmittelbar vor dem Anpfiff musste die sechsfache Torschützin passen, dafür kam Deutschlands Fussballerin des Jahres Lea Schüller in die Startelf. Wie bitter für Popp, die Matchwinnerin aus dem Frankreich-Spiel, die in ihrer Karriere so viele verletzungsbedingte Rückschläge einstecken musste und vor wenigen Wochen beim 4:0-Auftakt gegen Dänemark erst ihr EM-Debüt mit 31 Jahren gegeben hatte.

Immer wieder Nadelstiche

Womöglich war es die schlechte Nachricht vor dem Anpfiff, womöglich aber auch die beeindruckende Atmosphäre - das deutsche Team begann nervös und sah sich in einem intensiven Spiel gleich grossem Druck der Engländerinnen ausgesetzt. Erst ein Kopfball von Ellen White (3.), dann war Torjägerin Beth Mead über aussen frei durch (9.) - Keeperin Merle Frohms liess sich aber nicht düpieren.

Deutsche Nadelstiche gab es auch, wie etwa der abgeblockte Schuss von Sara Däbritz (10.). Und Mitte der ersten Halbzeit hatte Marina Hegering gar die Riesenchance zur Führung, als die Lionesses kurz vor der Ziellinie noch den Ball wegstochern konnten. Als bei dieser Szene aber der Video-Schiedsrichter einen möglichen Handelfmeter überprüfte, wurde es plötzlich ganz ruhig im grossen Rund. Der Elfmeterpfiff blieb aber aus.

Mehr vom Spiel hatten in dieser Phase aber die Engländerinnen, die mit ihrem körperlichen Spiel der DFB-Auswahl grosse Probleme bereiteten. Auch das Pressing funktionierte beim Rekord-Europameister nicht wie gewünscht. Weil aber auch die Gastgeberinnen bei ihren Abschlüssen wie beim Schuss von White zu hastig und ungenau agierten, blieb es in den ersten 45 Minuten torlos.

Bundeskanzler Scholz zeigte sich zur Pause "begeistert" von seiner Frauenfussball-Premiere. Und so dürfte es den deutschen Regierungschef gefreut haben, als die deutsche Mannschaft im zweiten Durchgang den Vorwärtsgang einlegte und durch die eingewechselte Tabea Wassmuth (48.) und die überragende Magull (49.) zu zwei grossen Chancen kam. Kurz darauf kam Schüller bei einem langen Ball einen Tick zu spät (57.).

Das sollte sich rächen. Bei einem langen Ball war die deutsche Abwehr mal nicht auf der Höhe. Die sechs Minuten zuvor eingewechselte Toone setzte den Ball mit einem Lupfer ins deutsche Tor. Das Team von Voss-Tecklenburg wollte die schnelle Antwort. Doch Magull scheiterte mit einem Pfostenschuss, der Nachschuss von Schüller war zu harmlos (66.). Der Druck wurde aber immer grösser, es spielte nur noch Deutschland. Und schliesslich war Magull nach Vorlage von Wassmuth doch zur Stelle.

Deutschland überlegen - aber ohne Erfolg

Es wurde immer leiser in Wembley, und das hatte seinen Grund. Deutschland drängte die Engländerinnen immer mehr in die eigene Hälfte zurück und hatte die deutlich grösseren Spielanteile. Doch England gab nicht auf und hatte dank Kelly das bessere Ende für sich. Die 24-Jährige von Manchester City stocherte bei einer Unachtsamkeit den Ball ins Tor. Deutschland warf noch einmal alles nach vorne - ohne Erfolg.


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