Im letzten Vorrundenspiel gegen die Schweiz reicht ein Unentschieden für den Gruppensieg. Der Bundestrainer könnte jetzt Stammspieler schonen. Aber das wäre ein Fehler.

Pit Gottschalk
Eine Kolumne
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Der zweite Sieg ist geschafft, das Achtelfinale erreicht: Eigentlich könnte Bundestrainer Julian Nagelsmann seine EM-Elf für das dritte Gruppenspiel am Sonntag gegen die Schweiz guten Gewissens umbauen. Das 2:0 gegen Ungarn hat ihn vom grössten Erfolgsdruck befreit.

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Und Handlungsbedarf besteht durchaus. Die Verteidiger Antonio Rüdiger und Jonathan Tah sowie Maximilian Mittelstädt und Robert Andrich sind gelbverwarnt. Wenn einer von ihnen erneut Gelb sieht, wäre er für das Achtelfinale gesperrt. Dann fände das erste K.o.-Spiel ohne ihn statt.

Mögliche Gelb-Sperren: Bundestrainer will Startelf ändern

Soll Nagelsmann die vier deshalb schonen? Der Bundestrainer deutete nach dem Ungarn-Spiel an, dass er seine Startelf zwar "nicht auf sieben Positionen", aber ein bisschen ändern will. Doch Vorsicht! Ein zu radikaler Umbau wäre aus zwei Gründen ein Fehler.

Erstens: Er hat mit viel Fleissarbeit ein stabiles Mannschaftsgerüst gebaut. Jede Änderung, die nicht auf einem Leistungsprinzip beruht, könnte die Balance gefährden. Deutschland braucht genau das Gegenteil: Rhythmus. Jedes gemeinsame Spiel verstärkt das Spielverständnis.

Zweitens: Der Gruppensieg ist, das sagt Nagelsmann selbst, "ein Signal nach innen". Dazu braucht die Nationalmannschaft mindestens ein Unentschieden im letzten Spiel. Ein Punkt ist gegen die Schweiz keine Selbstverständlichkeit. Der Gegner kommt mit Granit Xhaka.

Das Schweizer Mittelfeld um den Leverkusener Meisterspieler wird ein echter Härtetest. Hier kann Nagelsmann sehen, ob seine Defensive einem Weltklasse-Kreativen standhält, bevor das Turnier grössere Gegner aufbietet. Zu seiner Defensive gehören halt Rüdiger, Mittelstädt, Tah und Andrich.

Ja, Julian Nagelsmann muss Ersatzspielern Einsatzzeiten geben, damit die Laune im EM-Quartier nicht sinkt und der gesamte Kader Teil der Erfolgsgeschichte wird. Das ist die eine Seite. Die andere: Die Besten müssen spielen. Jeder Rückschlag könnte Unsicherheiten verursachen.

Erfolgsrezept sollte man nicht umschreiben

Es stimmt zwar, dass er seine Mannschaft eh umbauen muss, wenn es im letzten Gruppenspiel eine Gelbe Karte für die verwarnten Spieler gibt. Aber das müsste er auch, wenn die zweite Verwarnung im Achtelfinale passiert. Man kann nur planen, was ist, und nicht, was sein könnte.

Das heisst im Klartext: Mit der Mannschaft, die Deutschland begeistert, solange spielen, bis Änderungen unvermeidbar sind. Er hat ja zweimal dieselbe Mannschaftsaufstellung aufs Feld geschickt. Ergebnis: zwei Siege und 7:1 Tore. Das Erfolgsrezept sollte man nicht umschreiben.

Über den Autor

  • Pit Gottschalk ist Journalist, Buchautor und ehemaliger Chefredakteur von SPORT1. Seinen kostenlosen Fussball-Newsletter Fever Pit'ch erhalten Sie hier.
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Korrektur: In einer früheren Version dieser Kolumne wurden nur Antonio Rüdiger, Maximilian Mittelstädt und Robert Andrich als Spieler erwähnt, die mit einer gelben Karte verwarnt worden sind. Doch auch Jonathan Tah hat bereits Gelb gesehen. Dies haben wir in der aktuellen Version ergänzt.
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