Deutschland sieht der Auslosung der EM-Gruppenphase gelassen entgegen. Dabei kann es für Joachim Löws Mannschaft zu pikanten Konstellationen kommen. Es warten unter anderem der Angstgegner, einige Superstars und ein paar Exoten, die nur schwer einzuschätzen sind.
Es gehört vermutlich zum guten Weltmeister-Ton, wenn man sich vor einer durchaus heiklen Auslosung betont selbstsicher und souverän gibt.
Also hat sich
"Mir ist völlig egal, wer uns zugelost wird", sagte Löw, was noch halbwegs politisch korrekt und nicht zu arrogant wirkt.
Auf der anderen Seite soll es aber auch transportieren, dass sich ein Weltmeister vor den anstehenden Aufgaben beim auf 24 Mannschaften aufgeblasenen Kontinentalturnier partout nicht fürchten will.
Deutschland ist in Topf eins gesetzt, zusammen mit Gastgeber Frankreich, Spanien, England, Portugal und der neuen Weltranglisten-Nummer-eins Belgien.
Diese Teams fallen als mögliche Gegner für die Gruppenphase schon mal aus. Eben jene Belgier sind aber schuld, dass es die DFB-Truppe in ihrer Gruppe mit dem schlimmsten aller möglichen Gegner zu tun bekommen könnte.
DFB-Schreck Italien droht
Italien ist durch Belgiens Sieg am letzten Spieltag gegen Israel aufgrund des etwas schlechteren Uefa-Koeffizienten in Lostopf zwei gerutscht.
Und leider handelt es sich auch im Jahr 2016 noch um jene Italiener, gegen die Deutschland bei einem grossen Turnier noch nicht ein einziges Spiel gewinnen konnte und zuletzt im EM-Halbfinale 2012 auf besonders schmerzhafte Weise rausgeflogen war.
Die "Squadra Azzurra" wäre der mit Abstand schwerste Kontrahent, aber auch sonst beherbergt Topf zwei noch einige recht unangenehme Kaliber: Österreich zum Beispiel.
Die Mannschaft von Marcel Koller hat sich in den vergangenen beiden Jahren unheimlich gesteigert. Sie hat es endlich geschafft, die vielen Talente gewinnbringend ins Team einzubauen und mit einer klaren Spielausrichtung und einem fundierten Konzept die Qualifikationsgruppe gegen Schweden und Russland nach Belieben beherrscht.
Die Schweiz wäre noch ein Kandidat, den man nicht zugelost bekommen möchte. Zwar sind die Eidgenossen mittlerweile nicht mehr so stark einzuschätzen wie Österreich, aber für Deutschland dennoch ein unbequemer Gegner.
Fast die gesamte Mannschaft besteht aus gestandenen (Ex-)Bundesligaspielern, die individuelle Klasse ist auf jeden Fall gegeben. Weniger stark scheinen die restlichen Mannschaften aus Russland, Kroatien und der Ukraine.
Duell mit Zlatan Ibrahimovic oder Robert Lewandowski?
Alle drei Verbände haben ein wenig den Anschluss an die europäische Spitzengruppe verloren und dürften für das DFB-Team auf dem Weg zum Gruppensieg kein echter Stolperstein sein.
Die ganz grossen Nationen warten auch in Lostopf drei nicht auf - dafür aber gleich zwei Superstars:
Ibrahimovic hat die Schweden in der Qualifikation mit elf Toren fast im Alleingang zum Endturnier geschossen, Lewandowski war mit zwei Treffern mehr sogar bester Torschütze aller Spieler in der Qualifikationsphase.
Dazu sind die Polen als Mannschaft eine gewachsene Einheit und im Vergleich zur Heim-EM vor fast vier Jahren mehrere Schritte weiter.
Tschechien ist ein kleiner Geheimfavorit und für deutsche Mannschaften bei grossen Turnieren traditionell schwer zu bespielen. Dagegen sollten Rumänien, die Slowakei und Ungarn keine grossen Hürden darstellen.
Debütanten und Rückkehrer
Topf vier wartet dann mit jeder Menge Exoten auf - zumindest was die regelmässige Teilnahme an Grossveranstaltungen betrifft.
Die Türkei hat sich im Endspurt nach Frankreich gezittert und ist neben den Iren die einzige einigermassen etablierte Mannschaft aus diesem Topf - und für Deutschland aufgrund der speziellen Verbindung natürlich immer ein sehr interessanter Gegner.
Island, Wales, Albanien und Nordirland dagegen sind krasse Aussenseiter. Island und Albanien sind erstmals bei einem grossen Turnier dabei, Nordirland hat es nach 30 und Wales um Superstar Gareth Bale sogar nach unfassbaren 58 Jahren wieder zu einem Endturnier geschafft.
Interessant wären diese Gegner allemal, sportlich aber dürfte keiner von ihnen Deutschland auch nur ansatzweise gefährlich werden. Auf dem Papier sollte sich Joachim Löws Mannschaft als an Nummer eins gesetztes Team vor keiner anderen Mannschaft fürchten.
Aber eine Gruppe etwa mit Italien, Polen und der Türkei könnte durchaus Probleme bereiten. Auf der anderen Seite sind aber auch Kroatien, die Slowakei und Albanien als Gruppengegner möglich.
Vielleicht ist Löws Aussage einfach auch nur so zu verstehen: Wir sind der Weltmeister, wir müssen jeden Gegner schlagen!
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