Das englische Halbfinale bei der EM gegen die Niederlande steht unter deutscher Leitung. Schiedsrichter Felix Zwayer kommt zu seinem vierten Einsatz bei dem Turnier. Ein Star der englischen Mannschaft wird diese Ansetzung mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis nehmen - und ein Ex-Kollege Zwayers hat neue Munition.
Viele Beobachter und Fans machten den englischen Schiedsrichter Anthony Taylor wegen eines ausgebliebenen Elfmeter-Pfiffs für das deutsche Viertelfinal-Aus bei der Heim-EM mitverantwortlich. Taylor hatte der DFB-Elf in Stuttgart in der 106. Minute nicht auf Strafstoss erkannt, als der Spanier Marc Cucurella seinen linken Arm in die Bahn des scharfen Torschusses von Jamal Musiala hielt. Auch der Video Assistant Referee griff nicht ein. Spanien zog durch einen 2:1-Erfolg, gesichert in der 119. Minute durch ein Kopfballtor von Mikel Merino, ins Halbfinale gegen Frankreich ein.
Fünf Tage später wird ein deutscher Schiedsrichter an der Pfeife die Entscheidungen treffen, wenn England sich im Halbfinale der EM mit den Niederlanden misst. Der deutsche Schiedsrichter Felix Zwayer leitet am 10. Juli die Partie (21:00 Uhr/ARD und MagentaTV und live bei uns im Ticker) in Dortmund.
Brisant ist die Ansetzung jedoch weniger wegen des deutschen Scheiterns an Spanien, sondern wegen eines einst erhobenen Vorwurfs des englischen Offensivstars
Bellingham, damals Profi von Borussia Dortmund, hatte Zwayer nach dessen umstrittener Leitung im Spitzenspiel des 14. Spieltags gegen den FC Bayern München (2:3) in Dortmund scharf kritisiert und dem Schiedsrichter in Anspielung auf den 18 Jahre zurückliegenden Skandal um Robert Hoyzer und Zwayers Verwicklung darin indirekt Bestechlichkeit vorgeworfen: "Man gibt einem Schiedsrichter, der schon mal Spiele verschoben hat, das grösste Spiel in Deutschland."
Zwayer war in Hoyzer-Skandal verwickelt
2005 sprach Zwayer zusammen mit drei anderen Schiedsrichtern - Lutz Michael Fröhlich, Olaf Blumenstein und
Das DFB-Sportgericht sah es zudem als erwiesen an, dass Zwayer im Mai 2004 für das Regionalligaspiel zwischen dem SV Wuppertal und den Amateuren von Werder Bremen, in dem er Hoyzer als Linienrichter assistierte, 300 Euro angenommen hatte. Sein Auftrag lautete demnach, "kritische Situationen für den Wuppertaler SV zu vermeiden". Hoyzer hatte ihn in seinem Prozess beschuldigt.
Erst 2014, als Zwayer vom DFB zum "Schiedsrichter des Jahres" gekürt wurde, kam heraus, dass das DFB-Sportgericht in seinem Urteil gegen Zwayer im Mai 2006 vermerkt hatte: "Es ist davon auszugehen, dass Felix Zwayer dem ersten Anwerbeversuch Robert Hoyzers nicht in der von einem redlichen Schiedsrichter zu erwartenden Art und Weise widersprochen und das Geld entgegengenommen hat."
Zwayer bestreitet bis heute vehement, je Geld angenommen zu haben. Er habe die kurze Sperre akzeptiert, weil er "damals keine Chance sah, die Vorwürfe zu widerlegen", sagte Zwayer 2022 im ZDF-"Sportstudio".
Er wies auch Bellinghams Vorwürfe entschieden zurück, legte nach dem Spiel im Dezember 2021 aber auch aufgrund massiver Anfeindungen eine mehrwöchige Pause ein. Sogar ein Ende von Zwayers Karriere stand im Raum.
Scharfe Kritik an Zwayer von Manuel Gräfe
Manuel Gräfe sagte hierzu einst: "Wer einmal Geld angenommen und Hoyzers Manipulation ein halbes Jahr verschwiegen hat, sollte keinen Profifussball pfeifen."
Vor Beginn der EM hatte Gräfe, der als Experte für das ZDF im Einsatz ist, Zwayer wenige Einsätze prophezeit. Im Anschluss an dessen ersten EM-Einsatz zwischen Italien und Albanien (2:1, ebenfalls in Dortmund) sprach Gräfe von einer "grossen Schande" – und bezog sich damit erneut auf Zwayers Rolle im Hoyzer-Skandal.
Zwayer aber strafte Gräfe bisher Lügen und läuft bei der Heim-Europameisterschaft mit seinem Einsatz im Halbfinale bereits zum vierten Mal auf. Auf das Italien-Spiel gegen Albanien folgten Einsätze bei der Begegnung Türkei gegen Portugal (0:3, auch in Dortmund) und im Achtelfinale der Niederländer gegen Rumänien (3:0).
Gegen die Halbfinal-Nominierung für Zwayer wetterte Gräfe heftig. "Verantwortungslos allen gegenüber…", schrieb der 50-Jährige beim Kurznachrichtendienst X: "Nur eine Machtdemonstration nach aussen+innen (wir entscheiden) - unabhängig von Leistung/Vergangenheit. Wahnsinn."
Roberto Rosetti beobachtet für die Uefa das zweite Halbfinale der EM
Das EM-Halbfinale überwacht als Schiedsrichter-Beobachter Unparteiischen-Boss Roberto Rosetti. Der Italiener wird genau verfolgen, wie das erneute Zusammentreffen von Zwayer und Bellingham über die Bühne geht.
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Assistiert wird Zwayer an den Linien erneut von Stefan Lupp und Marco Achmüller. Vierter Offizieller ist Daniel Siebert, der bei der EM schon als Hauptschiedsrichter zum Einsatz gekommen war. Als Video-Referees sind Bastian Dankert und Christian Dingert vorgesehen, ihnen steht Marco Fritz zur Seite.
Verwendete Quellen
- dpa
- sid
- spiegel.de: Immer wieder Felix Zwayer
- sport1.de: Die Akte Felix Zwayer
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