Sollte Bundestrainer Julian Nagelsmann an Kai Havertz im Angriff festhalten oder doch Edel-Joker Niclas Füllkrug im EM-Achtelfinale eine Chance von Beginn an geben? Ein Pro und Contra.

Dieser Meinungsbeitrag stellt die Sicht von Sabrina Schäfer und Michael Schleicher dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Drei Spiele, drei Mal die gleiche Startaufstellung: Bundestrainer Julian Nagelsmann setzt bei dieser Heim-EM bislang auf Kontinuität. Doch vor dem Achtelfinale gegen Dänemark muss der DFB-Coach nun umplanen: Innenverteidiger Jonathan Tah fehlt gesperrt und auch der Einsatz des angeschlagenen Abwehr-Kollegen Antonio Rüdiger steht noch auf der Kippe.

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Und dann gibt es ja noch die Sturm-Frage, die nach dem 1:1 gegen die Schweiz heiss diskutiert wird: Sollte Nagelsmann weiterhin auf Kai Havertz in der Startelfaufstellung setzen oder doch Edel-Joker Niclas Füllkrug eine Chance von Beginn an geben? Ein Pro und Contra.

Pro Havertz: Hört auf Beckenbauer und Völler!

von Sabrina Schäfer

Kai Havertz
Hoch hinaus: Kai Havertz will bei der Heim-EM noch möglichst weit kommen. © IMAGO/Uwe Kraft

"Wir sollten es nach der altbewährten bayrischen Regel halten, die da besagt: Never change a winning team", sagte schon Kaiser Franz Beckenbauer, Gott hab ihn selig.

Eine Regel, die Bundestrainer Julian Nagelsmann bislang bei dieser EM gute Dienste geleistet hat. Sein Team ist eingespielt, die Rollen sind akzeptiert und werden auf dem Platz umgesetzt. Und dazu gehört auch, dass die Einwechselspieler so funktionieren, wie es Füllkrug tut. Rein, 100 Prozent heiss, Tor. Ideal.

Nun muss Nagelsmann im Achtelfinale gegen Dänemark verletzungs- (Rüdiger) und gelbbedingt (Tah) schon seine komplette Innenverteidigung umbauen. Dasselbe ohne Notwendigkeit im Angriff zu tun, wäre ein unnötiges Risiko.

Zumal Havertz in den vergangenen drei Partien gut gespielt hat. Er ist kein klassischer Neuner. Havertz spielt mit, wechselt die Positionen mit Musiala, Wirtz und Gündogan nach Belieben, reisst Räume, flankt, arbeitet brutal viel für seine Mitspieler. Auch seine Passquote ist deutlich besser als die von Füllkrug: 87,5 Prozent aller Havertz-Pässe in der Nationalmannschaft kommen laut "Sportschau.de" an, bei Füllkrug sind es lediglich 69,3 Prozent.

Also: Die Torquote mag bislang für Füllkrug sprechen, doch das Spiel, das Nagelsmann von seiner Mannschaft erwartet, liegt Havertz deutlich besser. Und warum sollte man auf den besten Joker der EM verzichten? Gerade in der K.o.-Phase dieser EM wird Füllkrugs Explosivität von der Bank noch wichtiger werden.

Noch nicht überzeugt? Dann lassen wir doch den Urvater aller klassischen Neuner zu Wort kommen: "Du brauchst einen spielenden Mittelstürmer, das kann Kai wunderbar lösen." Und wenn Rudi Völler das der Presse sagt, dann wird es wohl stimmen.

Contra Havertz: Füllkrug hat geliefert – und sollte jetzt belohnt werden

von Michael Schleicher

Niclas Füllkrug
Bekommt Edel-Joker Niclas Füllkrug jetzt seine Chance von Beginn an? © IMAGO/Uwe Kraft

Ein Hauch von David Odonkor und Oliver Neuville wehte am Sonntag durchs Frankfurter Stadion. Diesmal waren es jedoch David Raum und vor allem Niclas Füllkrug, die für eine deutsche Euphoriewelle sorgten, die zumindest kurzzeitig deutlich ans Sommermärchen 2006 erinnerte.

Füllkrug, der Edel-Joker des DFB, sicherte Deutschland mit seinem technisch perfekten Kopfball in der Nachspielzeit zum 1:1 gegen die Schweiz den Gruppensieg. Und was passierte danach? Da mehrten sich schnell die Forderungen, Füllkrug solle im Achtelfinale doch bitte von Anfang an spielen dürfen, um für Torgefahr (und hoffentlich viele Treffer) zu sorgen.

Denn Torgefahr liess Startelf-Angreifer Kai Havertz vor allem gegen Ungarn und die Schweiz eher vermissen. Füllkrug hingegen dürfte allein durch seine Präsenz bei dem ein oder anderen Gegner für Sorgenfalten und Schweissperlen auf der Stirn gesorgt haben.

Ein 110-km/h-Kracher gegen Schottland, ein wuchtiger Last-Minute-Kopfball gegen die Schweiz sowie viel Einsatz und Leidenschaft: Füllkrug, der klassische Neuner, ist immer heiss aufs Toreschiessen. Beim "mitspielenden" Havertz hat man gemeinhin das Gefühl, dass das nicht immer so ist.

Doch Deutschland braucht Tore, sonst ist bei der Heim-EM bereits im Achtelfinale Schluss. Und Füllkrug steht im aktuellen Kader wie kein anderer genau dafür, das zeigt auch seine beeindruckende Trefferquote im DFB-Trikot (13 Tore in 19 Spielen).

Füllkrug hat in seinen wenigen EM-Minuten (bislang nur 73) bislang abgeliefert. Es wird Zeit, dass diese Leistung auch belohnt wird. Füllkrug hätte sich einen Startelf-Platz im Achtelfinale gegen Dänemark auf jeden Fall verdient. Für den nächsten Neuville-Moment bei der Heim-EM kann dann aber gerne Havertz sorgen.

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    Ich finde, beide haben gute Argumente.

Verwendete Quellen

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