- Die Europameisterschaft sollte sein Turnier werden, aber nach zwei Spieltagen hat Jadon Sancho noch keine Minute gespielt.
- Englands Trainer Gareth Southgate steht deshalb mächtig in der Kritik - und rechtfertigt sich eher halbseiden.
Gareth Southgate wandelt durch vermintes Gebiet, so ist das eben als Trainer einer englischen Nationalmannschaft. England ist seit 55 Jahren bei grossen Turnieren ohne Titel. Die Fans hängen einem permanent im Nacken, die Medien machen Dauerdruck - Englands Yellow Press oszilliert quasi täglich zwischen Gloria und Totalabsturz. Schlagzeilen bringt schliesslich beides.
Die Fans werden langsam unruhig und sind sauer auf ihre Mannschaft - und ihren Trainer. Die Kritik in den Tagen nach der Enttäuschung gegen die Schotten wird immer massiver, der grösste Streitpunkt ist dabei Southgates Personalwahl und seine angebliche Sturheit.
EM 2021: Harsche Kritik an Gareth Southgate wegen Sancho
Im Zentrum der Debatten steht
In der Bundesliga sammelte der 21-Jährige in der abgelaufenen Saison trotz einiger Verletzungen 21 Scorerpunkte, war nach
Sancho kam daher mit einem überbordenden Selbstvertrauen und Rückenwind bei der Nationalmannschaft an. Und fristet nun ein Dasein als Ersatzspieler. Warum? "Ich verstehe das wirklich nicht. Im ersten Spiel sass er nicht mal auf der Bank, im zweiten kam er nicht aufs Feld. Du hast so ein grosses Talent da rumsitzen", zürnte auch der ehemalige Nationalspieler und heutige TV-Experte Rio Ferdinand nach dem Schottland-Spiel.
Ian Wright: "Haben das alte England gesehen"
"Wir haben das starre und alte England gesehen. Wir haben eine Mannschaft auf dem Platz, die nur darauf wartet, besiegt zu werden." Ian Wright, ebenfalls ein Three-Lions-Veteran, legte nach: "Du hast jemanden wie Jadon Sancho auf der Bank, der hat 16 Tore und 20 Assists in der letzten Saison geschafft - und er wird noch nicht einmal eingewechselt."
Auch
Gareth Southgates eigenwillige Erklärung
In diesem Duktus geht es seit Tagen in allen Medien durch alle Instanzen. Die Palette reicht von objektiver, sachlich geäusserter Kritik bis hin zu Beleidigungen und beissendem Spott für Southgate in einigen Boulevard-Blättern und natürlich den sozialen Medien. Der Trainer steht mächtig unter Beschuss und seine jüngsten Erklärungsversuche verschärften die Debatten nur, statt sie etwas auszubremsen.
Die Frage nach Sanchos Einsatzchancen im abschliessenden und entscheidenden Gruppenspiel gegen das Überraschungsteam Tschechien beantwortete Southgate mit einer sehr eigenwilligen Argumentation. "Wir haben einige tolle Optionen in unserem Kader und viele davon sind junge Spieler - die zum ersten Mal an einem grossen Turnier teilnehmen. Im Trainerteam schätzen wir ihre Erwartungen an sie realistisch ein."
So etwas will in England aber natürlich niemand hören - und faktisch widerspricht sich Southgate damit auch. Sancho hat 19 Länderspiele auf dem Buckel und 21 Spiele in der Champions League. Das ist für einen Spieler seines Alters schon absolut vorzeigbar.
Und es ist mehr, als Keeper Jordan Pickford, Innenverteidiger Tyrone Mings, die Mittelfeldspieler Declan Rice und Kalvin Philipps sowie Flügelspieler Phil Foden zusammen vorweisen können. Allesamt Startspieler gegen Kroatien und Schottland und mit Ausnahme von Manchester Citys Jungstar Foden allesamt ohne Champions-League-Erfahrung.
Ferdinand wittert innerbetriebliche Probleme
Gegen die Schotten warf Southgate dann immerhin Jack Grealish ins Rennen, den Kapitän von Aston Villa. Von den Fans im Vorfeld ebenfalls vehement gefordert und wie Sancho oder Foden auf der offensiven Aussenbahn als Dribbler zu Hause. "Lasst diese Jungs doch einfach von der Kette! Wir haben all diese Spieler … Sancho? Was hat er getan? Irgendwas muss hinter den Kulissen vorgefallen sein", spricht TV-Experte Ferdinand aus, was viele denken.
Southgate entgegnet dem, dass Sancho "sehr gut trainiert" habe in den letzten Tagen. Von Problemen welcher Art auch immer wollte der Trainer nichts wissen. So bleiben die Spekulationen um Sancho und die anderen jungen Spieler; auch Jude Bellingham hätten viele gegen die Schotten gerne gesehen. Und nicht zwei eher defensiv denkende Sechser wie Philipps und Rice.
Im Raum stehen auch Spekulationen, dass Sancho wegen seiner ungewissen Zukunft nicht so ganz bei der Sache sei. Das Interesse von Manchester United ist weiterhin sehr gross, eine Ablösesumme von bis zu 100 Millionen Euro macht die Runde. Die Wahrheit kennt allerdings nur der Spieler selbst - und sein Trainer. Und der muss am Ende nicht nur die Entscheidungen treffen, sondern im Zweifelsfall auch den Kopf dafür hinhalten.
Verwendete Quellen:
- skysports.com: Jadon Sancho: England manager Gareth Southgate explains why forward is struggling for chances at Euro 2020
- metro.co.uk: Rio Ferdinand sends message to Gareth Southgate over Jadon Sancho after Scotland draw
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