Georgien hatten vor der EM nur wenige Experten als Achtelfinalist auf dem Zettel. Doch die Georgier sorgen im letzten EM-Gruppenspiel gegen Portugal für die Überraschung und bleiben jetzt tatsächlich im Turnier.
Der krasse Aussenseiter Georgien hat gegen Portugals B-Elf bei der ersten EM-Teilnahme mit einem historischen Sieg das Achtelfinale erreicht. Die Mannschaft von Trainer Willy Sagnol bezwang den Europameister von 2016 um Weltstar Cristiano Ronaldo dank einer couragierten Leistung verdient mit 2:0 (1:0).
Chwischa Kwaratschelia (2. Minute) und Georges Mikautadze (57./Foulelfmeter) machten sich mit ihren Toren am Mittwoch in Gelsenkirchen zu Fussball-Helden in ihrer Heimat. Für Georgien war es der erste Sieg bei einer EM. Portugal stand bereits vor der Partie als Gruppensieger fest. Mit stark veränderter Startelf konnten die Iberer nicht an ihre bisherigen Turnierleistungen anknüpfen.
Georgien gelingt Traumstart
Aus Portugals Startelf vom 3:0 gegen die Türkei vier Tage zuvor standen diesmal lediglich Torwart Diogo Costa, EM-Rekordspieler
Mikautadze spielte Kwaratschelia mit einem präzisen Pass frei und der Star der georgischen Mannschaft von der SSC Neapel traf nach 91 Sekunden zum 1:0. Auf den Knien rutschend liess sich der 23-Jährige von der georgischen Fankurve feiern. Vor der Trainerbank fielen die Betreuer dem früheren Bayern-Fussballer Sagnol um den Hals.
Mit der Führung im Rücken zogen sich die Georgier zurück und versuchten, nach Ballgewinnen schnell umzuschalten. Portugal übernahm zwar entsprechend die Kontrolle im Mittelfeld, fand gegen die gut sortierte Fünfer-Abwehrkette des Gegners aber kaum Mittel. Die erste Torchance hatte Ronaldo bezeichnenderweise per Freistoss. Der 39-Jährige schoss zwar wuchtig, aber zu unplatziert, um den gut aufgelegten Giorgi Mamardaschwili im georgischen Tor ernsthaft zu fordern.
Kwaratschelia erfüllt sich einen Traum
João Félix und Ronaldo hatten weitere Gelegenheiten für den Favoriten. Félix zielte jedoch nicht genau genug, Ronaldos Schuss wurde im letzten Moment geblockt. Auf der Gegenseite war Georgien in Umschaltmomenten gefährlich. Den sehr agilen Kwaratschelia, der mit Abstand seine beste Turnierleistung zeigte, bekamen die Portugiesen nicht in den Griff. Der hochveranlagte Offensivmann erreichte schon mit Anpfiff ein Ziel. "Ich habe immer davon geträumt, gegen Cristiano Ronaldo zu spielen", hatte Kwaratschelia vor der Partie gesagt.
Die beiden Spieler mit der Nummer sieben blieben auch nach dem Seitenwechsel Hauptdarsteller. Erst landete ein abgefälschter Versuch von Ronaldo auf dem Tornetz, dann verpasste Kwaratschelia seinen zweiten Treffer, weil er den Ball nicht richtig traf.
Ronaldo reagiert verärgert
Stürmer Mikautadze machte es vom Elfmeterpunkt besser. António Silva hatte Luka Lotschoshwili im Strafraum mit einem Tritt zu Fall gebracht, nach Ansicht der Videobilder entschied der Schweizer Schiedsrichter Sandro Schärer zu Recht auf Strafstoss. Für den 23 Jahre alten Mikautadze war es bereits das dritte Tor bei dieser EM - das zweite per Elfmeter.
Für Ronaldo war kurz darauf Schluss. Bei seiner Auswechslung machte der fünfmalige Champions-League-Sieger aus seinem Ärger keinen Hehl. Sichtlich unzufrieden verliess er den Platz. Die nächste Chance, auch bei seiner sechsten Europameisterschaft zu treffen, hat er nun im Achtelfinale. (dpa/jum)
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