EM-Titelverteidiger Italien versagt im Match gegen Spanien komplett und hat Glück, nur 0:1 zu verlieren. Trainer Luciano Spalletti ist enttäuscht von seinen Spielern - und macht ein generelles Problem aus. Unterdessen zeigt Spanien: Das ist das Team, das es bei dieser EM zu schlagen gilt.
Luciano Spalletti hat nach der verdienten 0:1-Niederlage gegen Spanien im zweiten EM-Spiel Fehler bei der Trainingssteuerung eingeräumt. "Bei uns ist etwas mit der Regeneration schiefgelaufen, weil die Spanier deutlich spritziger waren. Und das macht im Fussball den Unterschied", sagte der 65-Jährige nach der Pleite in Gelsenkirchen, die noch deutlich höher hätte ausfallen können.
Aber auch seine Spieler kritisierte Italiens Fussball-Nationaltrainer nach dem über 90 Minuten schwachen Auftritt. "Ich habe von den Spielern mehr erwartet", sagte er. "Wir sind gar nicht ins Spiel gekommen und waren am Ende nicht ebenbürtig."
Seine Mannschaft habe nicht mit dem Tempo der Spanier mithalten können und viel zu hektisch gespielt. "Wenn ein paar Spieler nicht auf Niveau sind, dann wird es für die anderen schwieriger. Das ganze Team hat enttäuscht."
EM-Titelverteidiger Italien muss ums Weiterkommen bangen
Während Spanien durch den zweiten Sieg im zweiten Spiel bereits als Gruppensieger und Achtelfinalist feststeht, muss der Titelverteidiger noch ums Weiterkommen bangen. Italien braucht in der Gruppe B mindestens ein Remis gegen Kroatien am Montag (21:00 Uhr, LIVE bei uns im Ticker), um sicher weiterzukommen.
"Wir sind wütend, aber das sollten wir für die letzte Partie nutzen, wir haben unser Schicksal noch in der eigenen Hand", sagte Torhüter Gianluigi Donnarumma. Immerhin die Einstellung der Mannschaft habe gestimmt. "Darauf können wir aufbauen."
Donnarumma wuchs in dem Match gegen Spanien förmlich über sich hinaus: Der 1,96-Meter-Mann parierte ein ums andere Mal - doch die Niederlage und die spanische Lektion für den Titelverteidiger konnte auch er nicht verhindern. "Natürlich hat Spanien hohe Qualität. Sie haben sehr viel Druck gemacht", gab der 25-Jährige nach dem 0:1 (0:0) gegen den Rekordeuropameister zu.
Italien habe "enttäuscht", schrieb der Corriere dello Sport. La Repubblica sah ein "gedämpftes Italien", das gegen ein "frischeres und schnelleres Spanien" noch "viel höher" hätte verlieren müssen. Und die Gazzetta dello Sport wertete die Pleite nach dem Auftakterfolg gegen Albanien (2:1) einzig als "Lektion in Sachen Fussball" für die Squadra Azzurra.
Lange brachte Donnarumma die spanischen Jungstars zur Verzweiflung. Der Keeper machte mehrere hochkarätige Chancen zunichte, ehe ihn sein eigener Abwehrspieler Riccardo Calafiori überwand (55.). Nach dem Abpfiff sank der italienische Schlussmann enttäuscht zu Boden.
"Das Schicksal liegt noch in unseren Händen, wir dürfen uns nicht verrückt machen", sagte Donnarumma später und forderte: "Wir müssen alles auf die nächste Partie setzen und gewinnen. Gegen Kroatien werden wir sicher ein ganz anderes Spiel zeigen."
Spanien nach Gala gegen Italien Titelkandidat Nummer eins
Der Gegner machte unterdessen mit seiner Fussball-Gala klar: Spanien ist das Team, das es bei dieser EM zu schlagen gilt. Trotzdem sieht Nationaltrainer Luis de la Fuente immer noch Steigerungspotenzial in seinem Team.
"Wir können uns auf jeden Fall weiter verbessern. Wo die Grenzen sind, das weiss ich nicht", sagte de la Fuente und schickte damit eine Kampfansage an die Titelkonkurrenten Frankreich, England und Deutschland. "Alle Spieler haben unglaubliches Potenzial, das sie noch nicht ausgeschöpft haben", sagte der spanische Coach nach dem hochverdienten 1:0 gegen Italien.
"Das war wahrscheinlich das beste Spiel unter meiner Regie", sagte de la Fuente. "Italien hat so schwach ausgesehen, weil wir so gut waren."
Grossen Anteil am spanischen Sieg hatte Aussenstürmer Nico Williams. Mit seiner Schnelligkeit sorgte er für gefährliche Situationen fast im Minutentakt und wurde völlig verdient zum Spieler des Spiels gekürt. "Ich habe immer davon geträumt, bei einer EM so eine Rolle zu spielen", sagte Williams. "Meine Mitspieler haben mir applaudiert in der Kabine, darüber habe ich mich sehr gefreut." (dpa/SID/ank)
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