Nach seinem Karriereende äussert sich Toni Kroos nun zu einer der umstrittensten Szenen der vergangenen EM: dem Handspiel des Spaniers Marc Cucurella im Viertelfinale gegen Deutschland. Bei seiner Einschätzung wird der einstige DFB-Star deutlich.

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Für Deutschland war bei der Heim-EM im Viertelfinale Schluss, das DFB-Team musste sich nach einem harten Kampf in der Verlängerung dem späteren Europameister Spanien geschlagen geben.

Doch möglicherweise hätte alles ganz anders kommen können, hätte der englische Schiedsrichter Anthony Taylor in der 106. Minute auf Elfmeter für Deutschland entschieden. Zuvor hatte Spaniens Linksverteidiger Marc Cucurella einen Schuss von Jamal Musiala im Strafraum mit der Hand geblockt – der Unparteiische sah sich die strittige Szene aber auch nicht im Nachgang nochmal an.

Toni Kroos nach dem EM-Aus, gleichbedeutend mit seinem Karriereende
Toni Kroos nach dem EM-Aus, gleichbedeutend mit seinem Karriereende. © IMAGO/Isosport

Nun hat sich Toni Kroos, der seine aktive Karriere nach dem EM-Aus beendet hatte, zum mutmasslichen Handspiel Cucurellas und der Entscheidung Taylors geäussert – obwohl er es eigentlich nicht vorhatte. "Ich habe mich bis heute zurückgehalten. Selbst im letzten Podcast haben wir gesagt, darüber reden wir nicht", erklärte der 34-Jährige in seinem Podcast "Einfach mal Luppen", der diesmal in der "Toni Kroos Academy" in Köln vor Publikum aufgenommen wurde. Ein junger Fan hatte den ehemaligen DFB-Star auf die Szene angesprochen und nach seiner Meinung gefragt.

"Ich muss sagen, ich habe es im Spiel gar nicht gesehen", sagte Kroos und erklärte weiter: "Ich hatte nicht die Position, dass ich sehen konnte, dass es ein relativ klares Handspiel ist." In diesem Moment sei man auch nicht sauer auf den Schiedsrichter, weil man die Situation selbst nicht gut einschätzen könne, sagte Kroos. "Ich habe dann natürlich auf den Schiri geachtet. Der war ja der Meinung, dass er sich das nicht mal anschauen musste. Beziehungsweise der Videoschiedsrichter war der Meinung, ihm zu sagen: 'Musst du dir nicht anschauen, ist kein Handspiel'", führte Kroos weiter aus.

"Er wusste, wenn er es sich anschaut, dann muss er ihn geben."

Toni Kroos über den englischen Schiedsrichter Anthony Taylor

Dann wurde der Ex-Real-Star deutlich: "Sauer wurde ich erst, als ich es nach dem Spiel gesehen habe", sagte Kroos zur Entscheidung Taylors, die Szene nicht nochmal im Nachgang zu überprüfen. Seiner Meinung nach hätte sich der Engländer die strittige Situation zumindest ansehen müssen. Das tat der Unparteiische aber nicht. Der 34-Jährige glaubt auch zu wissen, warum: "Er wusste, wenn er es sich anschaut, dann muss er ihn geben. Und ich hatte das Gefühl, er möchte ihn nicht unbedingt geben in so einem Spiel."

Cucurella wurde nach der Szene gnadenlos ausgepfiffen

Gleichzeitig nahm Kroos den Unparteiischen trotz des bitteren Ausscheidens aber auch in Schutz – und kritisierte im Zuge dessen auch die Handspielregel. "Die Schiedsrichter wissen ja in dem Fall auch selbst nicht hundertprozentig, wie die Auslegung ist", sagte der sechsmalige Champions-League-Sieger. Zum Abschluss gab sich Kroos aber nochmal als grosser Sportsmann: "Im Nachhinein ist es natürlich bitter, wenn man den ganzen Ausgang sieht oder die Wichtigkeit eines Tores zu dem Zeitpunkt. Am Ende blieb uns nur, das zu akzeptieren."

Für Cucurella hatte die EM einen besseren Abschluss: Obwohl er nach der Szene im Halbfinale und Finale bei jeder Ballberührung ausgepfiffen wurde, konnte er am Ende den EM-Titel bejubeln. Im Endspiel gegen England (2:1) bereitete er sogar das entscheidende Tor von Mikel Oyarzabal kurz vor Schluss vor.

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