Es sollte ein Fussballfest werden und die spektakuläre Einstimmung auf die Europameisterschaft - am Ende wird es für Österreichs Nationalmannschaft ein ernüchternder Abend. Gegen die Niederlande erweist sich das ÖFB-Team als nicht bereit für die EM.

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  • Österreich verliert Generalprobe mit 0:2 (0:1)
  • Wieder ein kurioses Gegentor
  • Defensivverhalten und Chancenverwertung als Schwachpunkte
  • Höhere Niederlage wäre möglich gewesen
  • Ein Dämpfer vielleicht zur rechten Zeit?

Die Reaktionen

Zlatko Junuzovic: "Die Niederländer haben uns überall hin verfolgt, eine starke Manndeckung gespielt. Die Chancenverwertung war auch nicht gut, der Torhüter hat viele Chancen vernichtet. Das zweite Gegentor haben sie sehr gut herausgespielt. Wir müssen das Spiel jetzt sehr gut analysieren. Unser Fokus liegt auf Ungarn."

Aleksandar Dragovic: "Die Generalprobe haben wir verpatzt. Hoffentlich ist das ein gutes Omen."

Robert Almer: "Wir dürfen jetzt nicht die Nerven weghauen und alles hinterfragen. Wir haben ein Spiel verloren, mehr auch nicht. (...) Die Holländer haben das sehr clever gemacht. Es ist sehr viel Qualität vorhanden. Schade, dass sie nicht bei der EURO dabei sind."

Marko Arnautovic: "Jeder im Stadion hat gesehen, wie viele Chancen wir hatten. Wenn wir die nutzen, sieht es natürlich ganz anders aus."

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Der Star des Spiels

Jeroen Zoet war quasi von der ersten Minute an im Blickpunkt. Der Niederländer hielt bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung nach 74 Minuten alles, was auf seinen Kasten kam.

Er parierte stark gegen Marko Arnautovic und Zlatko Junuzovic, verkürzte gegen David Alaba geschickt den Winkel und hielt auch bei seiner letzten Aktion auf dem Platz im Eins-gegen-Eins mit Marcel Sabitzer die Null.

Die Szene des Spiels

Wenige Tage nach dem kuriosen Eigentor von Alaba kassierte die Mannschaft erneut einen ungewöhnlichen Treffer. Eine abgefälschte Flanke von der rechten Seite landete am Fünfmeterraum, wo Aleksandar Dragovic und Florian Klein auf Robert Almer warteten - und der auf seine beiden Verteidiger.

Der Niederländer Vincent Janssen war der lachende Vierte und köpfte den Ball völlig unbedrängt ein. So leicht kann Toreschiessen also auch im Profibereich sein...

Die Lehren des Spiels

- Die ÖFB-Auswahl zeigt im letzten Test mehr Schatten als Licht. Ordentliche Phasen - besonders in der Offensive - wechselten sich mit individuellen und gruppentaktischen Fehlern in der Defensive ab.

- Österreich hat einen grossen Links-Fokus in der Offensive: Die starke Seite mit Fuchs, Arnautovic und den auf die Flügel ausweichenden Junuzovic und Alaba war eine Stunde lang eine permanente Bedrohung für die Niederländer.

- Es gibt nur phasenweise gute Pressing- und Gegenpressing-Momente. Die Abläufe passen dann, die Mannschaftsteile lassen nicht untereinander abreissen oder agieren in entgegengesetzte Richtungen. Aber: Das Team muss diese Klarheit im Spiel gegen den Ball auch 90 Minuten aufrecht erhalten! Griff das Pressing nicht, kamen die Gäste ohne die dann nötige Absicherung schnell in die gefährlichen Zonen - und so zu guten Torchancen.

- Unkonzentriertheiten wie beim 0:1 schmerzen in den Testspielen nicht so sehr - bei der EM in wenigen Tagen können genau jene kleinen Situationen aber absolut tödlich sein. Das Team sollte das ganz schnell abstellen.

- Die Chancenverwertung erwies sich - mal wieder - als grosses Manko des ÖFB-Teams. Chancen waren genügend da, es haperte manchmal am letzten Pass oder eben an der Konzentration beim Abschluss. Und ein wenig fehlte auch das notwendige Glück.

- Die Bankspieler vermochten einen Hauch frischen Wind zu bringen, konnten der Partie aber keine Wende mehr verleihen. Kollers taktische Umstellungen verpufften, nach dem 0:2 kam Österreich zu keiner nennenswerten Chance mehr. Im Gegenteil: Nachdem bereits in der ersten Hälfte der Pfosten für den ÖFB rettete, vergab Georginio Wijnaldum kurz vor Schluss noch eine Hundertprozentige für die Gäste.

- Für die durch die fantastische Qualifikation euphorisierten Fans dürften die beiden wenig überzeugenden Spiele gegen Malta und nun die Niederlande ein Dämpfer sein - aber vielleicht nimmt das im Hinblick auf das Eröffnungsspiel gegen Ungarn auch den enormen Druck von der Mannschaft. Der war nämlich in beiden Partien durchaus zu spüren.

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