Frankreich steht bei der EM im Halbfinale – und das, obwohl das Star-Ensemble um Kylian Mbappé noch kein einziges Tor aus dem Spiel heraus erzielt hat. Kritik prallt dennoch an Spielern und Trainer ab.

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Mit Frankreich steht einer der Top-Favoriten auf den EM-Titel im Halbfinale – am Dienstagabend trifft die Equipe Tricolore in München auf Deutschland-Bezwinger Spanien (live bei uns im Ticker).

Die Franzosen um Superstar Kylian Mbappé unter den vier besten Teams Europas, das ist so weit nicht überraschend. Eigentlich. Denn die bislang gezeigten Leistungen beim Turnier in Deutschland waren alles andere als überzeugend. Grosser Schwachpunkt: die nominell stark aufgestellte Offensive um Mbappé, Antoine Griezmann, Ousmane Dembélé und Randal Kolo Muani.

Frankreich erst mit drei EM-Toren

Der stotternde Angriffsmotor der Franzosen lässt sich bei dieser EM auch durch Zahlen belegen: Den Franzosen gelang bislang kein einziges (!) Tor aus dem Spiel heraus. Zwei Eigentore, im ersten Gruppenspiel gegen Österreich sowie im Achtelfinale gegen Belgien, sowie ein Elfmeter-Tor von Mbappé im letzten Gruppenspiel gegen Polen – das ist die bisher magere Bilanz des Weltmeisters von 2018.

Weniger geht also wohl kaum, das Team von Trainer Didier Deschamps marschierte mit Minimalismus ins EM-Halbfinale. Dieser Minimalismus sorgte sogar dafür, dass die Franzosen ihre Gruppe nur als Zweiter, hinter Österreich, beendet hatten. Doch Mbappé, Deschamps und dem Rest der Mannschaft dürfte es egal sein. Immerhin sind sie noch im Turnier, für die Österreicher war nach der Niederlage gegen die Türkei im Achtelfinale Schluss.

"Es war natürlich nicht alles perfekt. Aber ich möchte jetzt den Moment geniessen."

Frankreichs Trainer Didier Deschamps nach dem Viertelfinal-Sieg gegen Portugal

Die Kritik ist angesichts der Offensiv-Flaute durchaus berechtigt, davon will Deschamps allerdings nichts hören. "Ich bin stolz auf meine Spieler", sagte er nach dem Viertelfinal-Sieg im Elfmeterschiessen gegen Portugal: "Es war natürlich nicht alles perfekt. Aber ich möchte jetzt den Moment geniessen."

Auch gegen das Team um Cristiano Ronaldo gelang Frankreich nichts Zählbares, die Südeuropäer waren über weite Strecken sogar die stärkere Mannschaft. Dennoch stehen die Franzosen in der nächsten Runde. "Es ist uns egal, ob es verdient ist oder nicht", meinte Mittelfeldspieler Aurélien Tchouaméni nach dem Weiterkommen beinahe trotzig.

Was Frankreich diesmal so stark macht, ist die Abwehr. Die Defensive kassierte in fünf Spielen bislang nur ein Tor, einen Elfmeter-Treffer von Polens Stürmer Robert Lewandowski. Sonst stand jedes Mal die Null. Geht es nach Deschamps, ist das alles geplant: "Ich bin ein Trainer, der defensiv denkt", erklärte er nach dem Portugal-Spiel.

Frankreichs Abwehr als grosser EM-Trumpf

"Wir wissen, dass wir in dem Spiel auch kein Tor geschossen haben. Und ja, wir werden diese Frage gemeinsam analysieren", sagte Mbappé nach dem gewonnenen Viertelfinale und verwies direkt danach selbst auf den französischen Trumpf bei dieser EM: "Unter Beibehaltung dieser defensiven Stabilität."

Der Mannschaft scheint bewusst zu sein, was alles möglich ist, wenn die Defensive erfolgreich steht. "Seit Beginn des Turniers spielen wir solide und verteidigen erfolgreich gemeinsam. Unsere Rechnung ist: Wir haben eine 90-prozentige Chance, das Spiel zu gewinnen, wenn wir ohne Gegentor bleiben", sagte Abwehrmann William Saliba. "Jetzt müssen wir nur noch mehr Tore schiessen, aber das wird kommen. Diese Mannschaft hat Charakter und viel Courage."

Der Fokus dürfte jedoch auch am Dienstagabend in München erstmal auf der erfolgreichen Abwehrarbeit liegen – immerhin sind die Spanier besonders treffsicher. Elf Tore haben die Iberer in ihren bisherigen fünf EM-Spielen erzielt. Saliba und Co. dürften also gewarnt sein.

Verwendete Quellen

  • Material der dpa
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