Österreich startet mit einem Eigentor und einer Niederlage ins Turnier und hat am Ende der Vorrunde die schwerste Gruppe bei dieser EM gewonnen. Die Rolle des Mitfavoriten abzuwehren, ist plötzlich Ralf Rangnicks vordringlichste Aufgabe. Doch der Druck kommt aus berufenem Munde.
Die Niederlande mit 3:2 besiegt, den Gruppensieg gesichert - die Nationalmannschaft von Österreich schwimmt auf einer Erfolgswelle. "Die Emotionen in unserem Land und bei den Leuten, die im Stadion waren, sind natürlich riesengross. Unsere Emotionen auf dem Platz sind aber, denke ich, noch eine Schippe grösser. Es ist ein unglaublich schönes Gefühl", sagte der Kapitän und Stürmer Marko Arnautovic.
Der Verteidiger Maximilian Wöber genoss den Moment, als sie vor den Fans standen und gemeinsam zur Musik schaukelten: "Die Szenen nach dem Spiel sprechen für sich. Mit so vielen Fans im Rücken zu feiern, das war sehr speziell." Es schien so, als wäre in diesem Moment jedem bewusst gewesen, dass hier etwas Grosses entstehen kann.
Lothar Matthäus sieht in Österreich einen Favoriten
Für RTL-Experte
Teamchef
Der offensive Mittelfeldspieler
Österreich steckt Druck und Rückschläge weg
Bislang haben sie den schwierigen Weg gut gemeistert. Sie bekamen mit Frankreich, Polen und der Niederlande die wohl schwierigste Gruppe der Europameisterschaft zugelost und stehen dennoch als Gruppensieger im Achtelfinale. Nicht einmal die unglückliche 0:1-Auftaktniederlage gegen Frankreich konnte diese Truppe verunsichern.
"Wir sind mit einem 0:1 und einem unglücklichen Eigentor gestartet", erinnerte Rangnick. "Wenn man sieht, mit wie viel Druck wir gegen Polen gestartet sind - wir mussten gewinnen. Und dann werden wir auch noch Gruppensieger, das ist unglaublich."
Dass diese Mannschaft über eine mentale Stärke verfügt, war vor allem beim 3:2 gegen die Niederlande spürbar. Zweimal kassierten sie den Ausgleich. Beide Male liessen sie innerhalb kürzester Zeit den erneuten Führungstreffer folgen - einmal durch Romano Schmid, einmal durch Marcel Sabitzer.
"Wenn es mal schwierige Momente gibt, ist es die Frage, wie die Mannschaft darauf reagiert", erklärte Sabitzer. "Man kann stolz darauf sein, was für eine Mentalität und einen Zusammenhalt wir haben. Wir schütteln uns kurz und machen dann weiter."
Rotationen von Ralf Rangnick funktionieren
Hinter der Mannschaft steht mit Rangnick ein Trainer, der sich bislang als Meister der Rotation erweist. Obwohl Österreich zuvor gegen Polen mit 3:1 gewann, nahm er vier Veränderungen an der Startelf vor. Mit Erfolg: Der hineinrotierte Alexander Prass leitete mit einer scharfen Hereingabe das Eigentor durch Donyell Malen ein, Romano Schmid erzielte per Kopfball das 2:1.
Rangnick sagte danach: "Ich glaube, das Spiel hat uns neben dem Gruppensieg auch die Erkenntnis gebracht, dass die Breite im Kader grösser ist als alle dachten - inklusive uns selber." Es ist nicht das erste Mal, dass Rangnick ein glückliches Händchen hat. Auch nach dem 0:1 gegen Frankreich nahm er vier Veränderungen vor. Zwei der neuen Spieler - nämlich
Seiwald und Arnautovic arbeiten, Sabitzer glänzt
Die Nationalmannschaft von Österreich scheint insgesamt ein funktionierendes Gebilde zu sein. Nicht nur ein Mittelfeldspieler wie Nicolas Seiwald stellt sich selbstlos in den Dienst der Mannschaft, sondern auch ein 35-jähriger Arnautovic, der viele Kilometer abspult, sich immer wieder in die Tiefe fallen lässt und Chancen kreiert.
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In Sabitzer gibt es zudem einen Akteur in der Offensive, der mit seiner individuellen Qualität den Unterschied ausmacht. Gegen Polen bereitete er einen Treffer vor, gegen die Niederlande schoss er selbst ein Tor. "Ich hatte Aufs und Abs die letzten Monate, in denen viel passiert ist", sagte er. "Da sind nun die Momente, die wieder guttun. Ich bin sehr zufrieden. Aber ich bin nicht nur auf mich stolz, sondern mehr auf die ganze Mannschaft. Ich kann hier befreit aufspielen und will vorangehen."
Österreich kennt seinen Achtelfinalgegner noch nicht
Österreich hat nun eine Woche Zeit, um sich auf das Achtelfinale vorzubereiten. Dieses wird am 2. Juli in Leipzig gegen den Zweiten der Gruppe F stattfinden - vermutlich die Türkei oder Tschechien. Dies entscheidet sich am 26. Juni ab 21 Uhr, wenn die beiden Mannschaften im letzten Vorrundenspiel in Hamburg aufeinandertreffen. Theoretisch könnte auch Georgien noch auf Rang zwei vorrücken. "Das sind alles gute Gegner, auf die wir jetzt treffen könnten", weiss Rangnick. Die Favoritenrolle wird ab sofort allerdings Österreich einnehmen müssen.
Verwendete Quelle
- Pressekonferenz nach dem Spiel Niederlande gegen Österreich
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