Nachdem sie Deutschland rausgeworfen haben, werden die Spanier jetzt auch Europameister. Sagt unser Kolumnist Olaf Thon. Sonst hätte er auf die Elf des Gastgebers gesetzt. Die aber ist im Viertelfinale auch an einem Bundesligaspieler gescheitert, der sich überraschend zu einem EM-Star gemausert hat und nunmehr den Unterschied ausmacht.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Olaf Thon dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Vor dem deutschen Viertelfinale gegen Spanien habe ich ja gesagt: "Wer Europameister werden will, muss die Spanier schlagen." Das gilt jetzt im Endspiel für die Engländer. Aber sie haben dazu nicht die nötige Qualität. Sie haben zwar zumindest gezeigt, mithalten zu können, mich jedoch auch im Halbfinale gegen die Niederlande nicht überzeugt. Ich hätte mir einen forscheren Auftritt der Niederländer gewünscht, auch schon in der ersten Halbzeit. Im Nachhinein hätten die Niederländer mit der Führung im Rücken mehr Risiko gehen müssen.

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Spaniens Effektivität ist der Schlüssel zum EM-Titel

Im Finale wird Spanien das Ding machen. Wenn ich wetten würde, würde ich auf jeden Fall auf die Spanier tippen. Sie spielen den überzeugenderen Fussball. Spanien wird auch gegen die Engländer - selbst, wenn die hinten drinstehen - Chancen kreieren und zu Toren kommen. Diese Effektivität wird Spanien zum Europameister machen.

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Wir haben ein super Finale. In dem aber hätte eigentlich die deutsche Mannschaft stehen müssen. Und sie wäre auch Europameister geworden. Denn die andere Seite des Turnier-Baumes - nicht die spanische - ist wesentlich einfacher gewesen. Wir hatten gegen Spanien die Chance, haben aber die Tore nicht gemacht.

"Dani Olmo war schon gegen Deutschland phänomenal."

Olaf Thon

Dafür aber die Spanier, und ihr erster Torschütze gegen Deutschland hiess Dani Olmo. Olmo [der auch in der 119. Minute die Flanke schlug, die Mikel Merino zum 2:1-Siegtor einköpfte, Anmerk.d.Red.] hat schon an dem Tag den Unterschied ausgemacht. Das war phänomenal. Das hatte ihm nach der schwierigen Phase in Leipzig so wohl niemand zugetraut. Jetzt ist er bei den Spaniern der Unterschiedsspieler im Offensivbereich - in Kombination mit den Aussenstürmern Lamine Yamal und Nico Williams. Olmo als i-Tüpfelchen hat ihnen noch gefehlt.

Aufgezeichnet von Jörg Hausmann

Zur Person

  • Olaf Thon ist einer der deutschen Weltmeister von 1990. Als er am 16. Dezember 1984 gegen Malta im Alter von 17 Jahren sein Debüt als Nationalspieler gab, war er zu jenem Zeitpunkt nach Uwe Seeler der zweitjüngste Neuling im DFB-Trikot. Seitdem hat ihn nur Mario Götze in dieser Hinsicht überholt. Thon nahm an den WM-Turnieren 1986, 1990 und 1998 teil und spielte 1988 die Heim-EM in Deutschland. Nach der WM 1998 beendete er seine Nationalmannschaftskarriere nach 52 Einsätzen. Für den FC Schalke 04 blieb Thon bis 2002 aktiv. In 443 Bundesligaspielen traf er 82-mal ins Tor. Zwischen 1988 und 1994 spielte Thon für den FC Bayern München. Nach seiner Rückkehr zu Schalke führte er 1997 als Kapitän die Mannschaft sensationellerweise zum Gewinn des damaligen Uefa-Cups, heute Europa League.
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