Ohne die Niederlande geht's zur Fussball-EM 2016. Die Kritik an der "Elftal" ist nach dem Scheitern in der Qualifikation erbarmungslos, die Schadenfreude vor allem in Deutschland riesig. Dabei wäre das Turnier mit dem grossen Rivalen so viel schöner gewesen!

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"Ohne Holland fahr'n wir zur EM!" Was schon seit Wochen von Fussballfans hierzulande voller Vorfreude gegrölt wurde, ist für die Niederlande nach dem 2:3 gegen Tschechien nun bittere Realität. Der Drittplatzierte der WM 2014 in Brasilien hat die Qualifikation für die Europameisterschaft 2016 verpasst und fährt kommenden Sommer nicht nach Frankreich. Es ist eine mittelschwere nationale Katastrophe.

Die Kritik an der Mannschaft ist im Nachbarland entsprechend erbarmungslos. "Der niederländische Fussball ist eingestürzt. Demaskiert, wirklich skandalös. Sprachlosigkeit. Eine enorme Blamage für Oranje", schrieb "De Telegraaf". Mit Schadenfreude dagegen reagierten deutsche Fans. In den sozialen Netzwerken wurde unmittelbar nach der Pleite der "Elftal" munter gepostet. Hier ein paar Beispiele:

Keine friedliche Invasion in Orange

Dabei ist es jammerschade, dass "Oranje" die EM-Endrunde verpasst hat. Wer sich durch YouTube klickt, findet zahlreiche Videos zu Aufmärschen niederländischer Fans bei Europameisterschaften. So geschehen bei der EM 2008 im Schweizer Bern, als die "Elftal" sensationell dominant Italien (3:0), Frankreich (4:1) und Rumänien (2:0) besiegte. Von Kopf bis Fuss in Orange gehüllte Anhänger, Fans mit den schrägsten Kopfbedeckungen, leicht bekleidete Blondinnen in knappen orangefarbenen Tops und Shorts - das alles ist Fussball-Begeisterung pur.

Deutschland gegen die Niederlande ist ausserdem DAS Duell überhaupt. Man erinnere sich nur an das WM-Achtelfinale 1990. Es wird getreten, gefoult, gestritten. Frank Rijkaard bespuckt Rudi Völler gleich zweimal. "Ende der 80er-, Anfang der 90er-Jahre war es auf dem Siedepunkt. Da war eine grosse Antipathie", sagte der heutige Sportdirektor von Bayer Leverkusen später in einem Interview der ARD. Und nun geht es bei der EM vielleicht gegen Albanien oder Nordirland. Kein Vergleich!

Die Wahrscheinlichkeit eines deutsch-niederländischen Duells schon in der Vorrunde wäre auch recht hoch gewesen. Schliesslich ist Deutschland in Topf eins als einer der sechs Gruppenköpfe gesetzt. Die Niederlande sind mittlerweile nur noch 14. (!) der Weltrangliste, wären also in einen der anderen Töpfe gekommen. Dann wären sie vielleicht wieder fällig gewesen. So wie 2012, als sie nach dem 1:2 gegen die DFB-Elf, einem 0:1 gegen Dänemark und einem 2:3 gegen Portugal als Gruppenletzter die Wohnwagen-Kolone schon nach der Vorrunde in Gang setzen mussten.

Siege gegen den grossen Rivalen sind am schönsten

7. Juli 1974. Olympiastadion München. Paul Breitner und Gerd Müller schiessen Deutschland gegen das bis dahin so harmonisch funktionierende niederländische Uhrwerk zum zweiten WM-Titel. Der deutsche Sieg begründet über Jahre die Rivalität schlechthin auf Europas Fussball-Kontinent. Spiele gegen Italien oder England sind im Vergleich dazu Kinderkram. Nicht zuletzt liest sich die Bilanz des DFB-Teams ziemlich gut.

Die Niederlande konnten von 40 Duellen nur zehn gewinnen und gingen 15-mal als Verlierer vom Platz. Der letzte Sieg gegen Deutschland liegt fast dreizehn Jahre zurück. Am 20. November 2002 siegte die "Elftal" in Gelsenkirchen mit 3:1. Seither blieb sie in fünf Spielen ohne Sieg gegen das DFB-Team. Das bisher letzte Duell gewann die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw mit 2:1 in der EM-Vorrunde 2012. Am 17. November treffen die beiden Teams bei einem Testspiel in Hannover wieder aufeinander. Bis zum nächsten Duell bei einem grossen Turnier dauert es aber mindestens drei Jahre - schade eigentlich!

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