Noch nie zuvor war eine EM-Qualifikation so gross und so kompliziert. Nie zuvor auch waren von vornherein so viele Duelle ausgeschlossen. Fest steht, dass die deutsche Nationalmannschaft durch das Abrutschen in Lostopf zwei starke Kontrahenten drohen.
Ein dicker Brocken vom Format des Weltmeisters Frankreich oder EM-Titelverteidiger Portugal? Oder Losglück mit Polen, Finnland, Litauen, Moldau und San Marino als Leichtgewichten?
Bundestrainer
Deutschland
Erstmals seit der Auslosung für die Quali-Gruppen zur EM 2008 ist Deutschland nicht unter den besten Teams platziert. Joachim Löw meisterte bei seiner Premiere als Chefcoach die Ausscheidungsrunde als Zweiter hinter Tschechien dennoch problemlos.
Damals war das schlechte EM-Abschneiden 2004 das Problem. Diesmal reichte es als siegloser Gruppenletzter in der Nations League nur zum elften Platz im Ranking der A-Liga. Damit ist klar, dass die DFB-Elf einen Kontrahenten aus dem Elite-Zirkel zugelost bekommen wird.
Dicke Fische
Portugal, Holland, die Schweiz, England, Frankreich, Spanien, Belgien, Italien, Kroatien und Polen - das sind die Teams im besten Topf. Dieser ist allerdings noch einmal unterteilt, denn Portugal, Holland, die Schweiz und England müssen als Finalteilnehmer der Nations League in eine der fünf Fünfergruppe gelost werden.
Nur so ist garantiert, dass sie im Juni in der Qualirunde spielfrei haben, um den Sieger des neuen UEFA-Wettbewerbs auszuspielen.
Reisen, Wetter, Politik
Das Losprozedere ist einfach. Nacheinander werden die Töpfe geleert. Nach dem Nations-League-Topf folgt Topf 1, dann Topf 2 mit Deutschland und so weiter bis Topf 6 mit den fünf schlechtesten Teams aus Lettland, Liechtenstein, Andorra, Malta und San Marino, die die fünf Sechsergruppen komplettieren. Allerdings kann es sein, dass ein gelostes Team nicht dem nächsten freien Platz, sondern einer späteren Gruppe zugeordnet wird.
Die UEFA hat vier Sonderkriterien eingeführt. Dadurch soll verhindert werden, dass Mannschaften aus Ländern mit politischen Konflikten (z.B. Spanien/Gibraltar) gegeneinander spielen.
Ausgeschlossen ist auch, dass mehr als zwei Teams mit grossen Reisedistanzen (z.B. Island, Israel, Kasachstan) in einer Gruppe sind oder zu viele Teams (z.B. Finnland, Island, Färöer) in denen wegen Winterwetters im März und November keine Spiele stattfinden können.
Damit alle zwölf EM-Gastgeber die Chance haben, sich zu qualifizieren, können auch nur maximal zwei in jeder Gruppe sein. Deutschland kann also zum Beispiel nicht auf England und Schottland oder Spanien und Aserbaidschan treffen.
Glücksbringer
Das Losglück der DFB-Elf und ihrer Kontrahenten liegt in den Händen eines irisch-portugiesischen Quartetts. Als Vertreter der Gastgeber und des amtierenden Europameisters werden Robbie Keane, Ronnie Whelan, Vítor Baía und Nuno Gomes im Convention Center die Lose ziehen.
Umweg
Der Qualifikations-Modus ist einfach. Alle zehn Gruppensieger und zehn Gruppenzweiten lösen das EM-Ticket. Somit stehen im November 20 der 24 Turnierstarter fest.
Die weiteren vier Tickets werden in Playoffs im März 2020 vergeben. Startberechtigt sind die je vier Gruppensieger jeder Staffel der Nations League. Sollten sich diese schon über die normale Qualirunde das EM-Ticket geholt haben, rücken die nächst besseren noch nicht qualifizierten Mannschaften der jeweiligen Ligen nach.
Im Extremfall geht das Startrecht auf Teams der nächst tieferen Liga über. Deutschland könnte diesen EM-Umweg in Anspruch nehmen, wenn mindestens sieben in der A-Liga besser platzierte Teams in der normalen Qualifikation erfolgreich sind.
Termine
Die Qualifikation startet im Länderspiel-Slot vom 21. bis 26. März. Es folgen vier weitere Doppelspieltage im Juni, September, Oktober und November. Spätestens am 19. November sind die 20 Tickets vergeben.
Drei Tage später werden die Playoffs ausgelost, die dann allerdings erst nach der EM-Gruppenauslosung (1. Dezember) stattfinden werden.
Die EM findet vom 12. Juni bis 12. Juli 2020 in zwölf Ländern statt. Deutscher Spielort mit drei Gruppenspielen und einem Viertelfinale ist München. Das Finale steigt im Londoner Wembley-Stadion. © dpa
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