Thomas Müller wird seit März 2019 von Bundestrainer Joachim Löw in der Nationalmannschaft nicht mehr berücksichtigt. Angesichts ansteigender Form in der Bundesliga aber mehren sich die Stimmen, die Müllers Comeback zur EM fordern. Müllers Vereinsboss führt die Liste der Fürsprecher an.

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Die Diskussion um Thomas Müller und dessen mögliche Teilnahme an der EM 2020 war abzusehen. Deren Grundlage schuf Bundestrainer Joachim Löw bereits im März 2019, indem er seinen künftigen Verzicht auf Müller, dessen damaligen Bayern-Kollegen Mats Hummels und Jerome Boateng in der Nationalmannschaft verkündete.

Seitdem wird bei dem Weltmeister-Trio von 2014 wöchentlich ganz genau hingeschaut und jeder Auftritt auf dem Rasen auf seine Nationalmannschafts-Tauglichkeit abgeklopft - und Müllers Formkurve zeigt seit dem Trainer-Wechsel von Kovac zu Flick steil nach oben.

Rummenigge will nicht, gibt Löw aber einen Ratschlag

"Ich möchte Jogi Löw grundsätzlich keine Ratschläge geben", setzte Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge dann doch zu einem Ratschlag an. Er glaube, dass Löw auf Müllers Erfahrung nur schwerlich verzichten könne. Genau dieser Schatz an Erfahrung hat zuletzt auch die Debatte um eine Reise Müllers zu den Olympischen Sommerspielen in Tokio ins Rollen gebracht.

Die EM aber ist sportlich die grössere Bühne. Rummenigge rollt das Werbebanner für Müller aus gutem Grund aus: "Ich sage immer: Wenn einer top spielt - und ich hoffe, dass Thomas weiter top auf diesem Niveau spielt -, dann wird da möglicherweise ein Umdenken auch noch stattfinden", verwies Rummenigge gegenüber der "Bild"-Zeitung und Sport1 auf Müllers neu gefundene Konstanz in der Bundesliga.

Die Zahlen sprechen für Thomas Müller

Unter Flick steigerte Müller seinen "kicker"-Notenschnitt von 3,83 auf 2,44. Im letzten Spiel unter Kovac, Bayerns blamablem 1:5 in Frankfurt am zehnten Spieltag, hatte Müller angesichts der Note sechs einen Tiefpunkt erreicht.

Damals hatte der 100-malige Nationalspieler in der laufenden Saison auch noch kein Bundesliga-Tor erzielt und lediglich vier vorgelegt. Seitdem traf Müller selbst vier Mal und legte sogar acht Treffer für seine Kollegen auf.

Rummenigges Denkanstoss für Löw unterstützt mit Herbert Hainer niemand Geringerer als der frisch gewählte Nachfolger von Uli Hoeness. "Einen Thomas Müller kann man überall gebrauchen. Ganz egal, ob in München oder bei der Europameisterschaft", sagte der neue Bayern-Präsident.

Olaf Thon ebenfalls Pro-Müller

Auch Olaf Thon, Legende beim jüngsten Bayern-Opfer FC Schalke 04, aber vier Jahre lang Bayern-Spieler, sprach sich für Müllers Comeback aus. Löw habe, so Thon in der "Bild"-Zeitung, Müller "vorschnell" aussortiert.

An einer Kehrtwende Löws bezüglich Müllers Karriere in der Nationalmannschaft zweifelt Lothar Matthäus. Der Rekord-Nationalspieler empfahl Müller via "Bild", auf eine Teilnahme an den Spielen in Tokio zu setzen: "Jogi Löw hat sich letztes Jahr gegen die reiferen Spieler und für einen Umbruch entschieden. Von daher glaube ich, dass es von Löws Seite eher ein Nein ist. Ich sehe Müller eher bei Olympia. Dort hat er auch die Anerkennung von den jungen Spielern."

Sepp Maier: "Am EM-Aus wäre dann Müller schuld"

Die krasseste Wortwahl fand der frühere Bundestorwarttrainer Sepp Maier. Als es nach der EM-Blamage von 2004 an den Neustart der Nationalmannschaft ging, war Löw als Assistent von Bundestrainer Jürgen Klinsmann daran beteiligt, Maiers Karriere beim DFB zu beenden. Dieser Stachel sitzt tief im Fleisch des Weltmeisters von 1974.

Maier sprach in der "Bild"-Zeitung davon, Löw habe Müller "entsorgt", weshalb Löw Müller "den Buckel runter rutschen" solle. "Ich würde lieber zum Golfen gehen." Für die EM sieht Maier auch mit Müller für die Nationalelf wenig Chancen. "Die fahren ja sowieso gleich wieder heim, und dann ist wieder Müller schuld." (hau/dpa)

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