Der EM-Finaleinzug ist mehr als gerecht: Die Spanier zeigen mit sechs Siegen in sechs Spielen die beste Leistung bei der Europameisterschaft. Der internationale Fussball muss sich darauf einstellen: Der Deutschland-Bezwinger setzt Massstäbe - vermutlich auf Jahre.

Pit Gottschalk
Eine Kolumne
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Ich hatte mir gestern Nachmittag schon allerhand Boshaftigkeit und Beschimpfung für den Fall zurechtgelegt, dass Frankreich am Abend das EM-Endspiel erreicht. So kam es dann doch nicht. Ich möchte hinzufügen: Gott sei Dank!

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Spanier
Grund zum Jubeln: Spanien steht im Finale der Europameisterschaft 2024. © IMAGO/Shutterstock/Michael Zemanek

Deutschland-Bezwinger Spanien bestreitet am Sonntag in Berlin das Finale gegen den Gewinner des zweiten Halbfinals Niederlande gegen England heute. Und das ist gut so!

Spanien ist die beste Mannschaft des Turniers: sechs Spiele, sechs Siege, 13:3 Tore. Der Weg war nicht einfach: Titelverteidiger Italien ausgeschaltet, EM-Gastgeber Deutschland in der Verlängerung niedergerungen und jetzt 2:1 gegen den Vizeweltmeister Frankreich mit seinem Superstar Kylian Mbappé und dessen Defensivkünstler in der Abwehr. Die Spanier verdienen sich den EM-Titel.

Mischung aus alten Hasen und jungen Hüpfern

Worauf wir uns einstellen müssen: dass Spanien den internationalen Fussball über Jahre beherrschen wird wie von 2008 bis 2012. Die Mischung aus alten Hasen und jungen Hüpfern wie dem 16-jährigen Teenager Lamine Yamal ist einzigartig. Es ist kein Zufall, dass Spanien ständig Junioren-Wettbewerbe von der U17 bis U21 gewinnt und sogar bei den Frauen Weltmeister ist.

Die Talentschmiede arbeitet offenbar rund um die Uhr. Die taktische Schulung ist dabei so prägend, dass selbst die jüngsten Spieler ihre Rolle auf dem Rasen kennen und Ein- und Auswechslungen nahtlos funktionieren. Den einzigen Krisenmoment mussten die Roten gegen Deutschland überstehen, weil die Leidenschaft des DFB-Teams sogar den Titelfavoriten kurzzeitig aus der Bahn warf.

Spanien setzt Massstäbe

Aber das war eine Ausnahme, und vermutlich braucht man solche Hindernisse, um zu reifen. Den Fehler aus dem Deutschland-Spiel, nach der Führung einen Gang runterzuschalten, wiederholten die Spanier im Frankreich-Spiel nicht. Sie spielten, wie man so schön sagt, ihren Stiefel runter. Wenn zu ihrem Ball- und Raumgefühl auch noch Cleverness hinzukommt, sind sie praktisch unbesiegbar.

Seit einem Jahr hat Spanien kein Länderspiel mehr verloren. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, dass Holland oder England im Finale daran etwas ändern. Ja, mit Prognosen muss man vorsichtig sein. Vielleicht versagen in einem Spiel mal die Nerven, das kann passieren. So oder so, wir müssen uns daran gewöhnen, dass Spanien jetzt die Massstäbe im internationalen Fussball setzt. Auch für uns.

Über den Autor

  • Pit Gottschalk ist Journalist, Buchautor und ehemaliger Chefredakteur von SPORT1. Seinen kostenlosen Fussball-Newsletter Fever Pit'ch erhalten Sie hier.
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