Beim 0:0 am Montagabend gegen die Ukraine bekam Deutschland einen Vorgeschmack, was Bundestrainer Julian Nagelsmann und seiner Nationalmannschaft in der EM-Vorrunde bevorsteht: ein Bollwerk aus Abwehrspielern, die 90 Minuten lang Schwerstarbeit abverlangen.
Insofern war das Ukraine-Länderspiel die beste Vorbereitung auf Schottland (14. Juni) und Ungarn (19. Juni). Man muss Wege und Lücken finden, um einen "tiefen kompakten Block" (
Der unerwartete Dämpfer tut vielleicht auch gut. Kein Fan kann mit dem Anspruch ins Turnier gehen, dass jeder Gegner wie zeitweise Frankreich (2:0) und die Niederlande (2:1) an die Wand gespielt wird. Grosse Gegner spielen mit und öffnen Räume. Kleine Gegner wollen nicht mitspielen, sondern zerstören.
Ohne Toni Kroos geht's nicht
Gegen solche Mannschaften muss man das Florett beherrschen und nicht den Säbel. Man hat es ja bei zwei Weltmeisterschaften erlebt: Mexiko, Südkorea, Japan - Deutschland ist nicht an strahlenden Fussballnationen gescheitert, sondern an denen aus der Kategorie Dukannstmichmal. Und die muss man entschlüsseln.
Darum ist die erste und wichtigste von drei Erkenntnissen aus der Nullnummer: Ohne
Weder
Die zweite Erkenntnis ist: Das Publikum wird sich auf Geduldspiele einstellen müssen. Beim 0:0 in Nürnberg sah das ausverkaufte Haus zwar ausreichend Torchancen, aber keine Tore. Pfiffe wären in dieser Situation pures Gift für eine Mannschaft, die sich zusammen, aber noch nicht zurecht gefunden hat.
Mit der dritten Erkenntnis kann man gut leben:
Nagelsmann betreibt Erwartungsmanagement
Zuerst lobte er über den grünen Klee seinen Kapitän und Zehner Ilkay Gündogan. Dann mahnte er bei Leroy Sané zur Vorsicht, dass niemand mit einem lädierten Schambein 90 Minuten spielen kann, doch er das Spiel - wenn er reinkommt - massgeblich beeinflussen kann. Nagelsmann betreibt Erwartungsmanagement.
Damit steht die Nagelsmann-Achse im Grossen und Ganzen. Manuel Neuer im Tor, Antonio Rüdiger und Jonathan Tah in der Innenverteidigung, rechts Joshua Kimmich, links Maximilian Mittelstädt. Im Mittelfeld Toni Kroos entweder mit Robert Andrich oder mit Pascal Gross.
Die Abteilung Attacke: ganz vorne, je nach Gegner, Kai Havertz oder Niclas Füllkrug, rechts und links Jamal Musiala und Florian Wirtz, dahinter Ilkay Gündogan. Es ist lange her, dass die Achsen so früh vor einem Turnier standen. Haltbarkeit: mindestens bis zur EM-Generalprobe am Freitagabend.
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