Zwei Spiele - sprich nur noch 180 Minuten - hält die Saison noch parat. Abgesehen von der Titelverteidigung des FC Bayern München und dem gesicherten zweiten Platz für Borussia Dortmund sind noch keine weiteren Entscheidungen gefallen. Vor allem der Hamburger SV, der 1. FC Nürnberg und Eintracht Braunschweig sind im Saisonendspurt gefordert.
Die Bundesliga hat noch zwei Startplätze für die Königsklasse und drei für die Europa League zu vergeben. Und natürlich, wenig erwünscht, die drei Platzierungen ganz unten auf dem Tableau. Es ist noch ganz schön was los in der Liga, die ihren Spannungsgehalt in dieser Saison nicht aus dem Rennen um die Meisterschaft zieht, dafür aber in allen anderen Bereichen ausgeglichen ist wie selten zuvor.
Seit Wochen spitzt sich der Kampf gegen den Abstieg zu. Erst am vergangenen Wochenende verabschiedete sich mit Eintracht Frankfurt, Hannover 96, dem SC Freiburg und Werder Bremen ein Quartett aus der Abstiegszone und bleibt mindestens ein weiteres Jahr erstklassig. Übrig geblieben ist der VfB Stuttgart, der bei fünf Punkten Vorsprung auf Platz 16 und dem deutlich besseren Torverhältnis aber nahezu gerettet scheint.
Dahinter tobt der Kampf um den Relegationsplatz wie wild. Derzeit liegt der Hamburger SV mit 27 Punkten auf Rang 16, gefolgt vom 1. FC Nürnberg (26 Punkte) und Eintracht Braunschweig (25 Punkte). Der HSV hat auf den ersten Blick die beste Ausgangslage - wären da nicht die beiden noch ausstehenden Gegner - Bayern München und Mainz - und vor allen Dingen die beängstigende Formkrise des Dinos.
Das jüngste 1:3 in Augsburg war nichts weniger als eine Bankrotterklärung der Mannschaft. Beim HSV stimmt es hinten und vorne nicht, mannschaftstaktische Fehler wechseln sich in schöner Reihenfolge mit individuellen Grausamkeiten ab. "Das Herz eines jeden HSVers blutet", hat Uwe Seeler unter der Woche gesagt. Wenn es nur das alleine wäre.
Trainer Mirko Slomka hat auch über zwei Monate nach seinem Dienstantritt keine Lösungen gefunden und wirkt zunehmend ratlos. Sportdirektor Oliver Kreuzer hat sich sogar öffentlich dazu verleiten lassen, den Fokus verstärkt auf die Partien der Konkurrenz zu legen. Aus eigener Kraft traue er seiner Mannschaft die vorläufige Rettung auf Platz 16 nicht mehr zu - dabei ist es der HSV, der noch einen beziehungsweise zwei Punkte Vorsprung hat.
Van der Vaart fit für die Bayern?
Die Partie gegen den FC Bayern könnte das vorerst letzte Heimspiel nach 52 Jahren Ligazugehörigkeit werden. Kapitän Raphael van der Vaart steht vor der Rückkehr ins Team. Aber ob der Niederländer ausgerechnet in den Alles-oder-Nichts-Spielen der grosse Heilsbringer sein kann? Van der Vaart spielt eine ganz schwache Rückrunde und ist vom Hoffnungsträger auf eine bessere Zukunft längst zum Sinnbild für den Niedergang mutiert.
Gegen die Bayern und abschliessend in Mainz werden dem HSV keine grossen Chancen auf einen Sieg eingeräumt. Der Rekordmeister wird nach dem Champions-League-Debakel gegen Real die Zeit nutzen, um seine Mannschaft wieder in die Form vergangener Tage zu hieven. Mainz dürfte auch am letzten Spieltag noch auf Punkte aus sein, die den Einstieg in die Europa League im Sommer erleichtern.
Gegen den Rekordmeister gab es zuletzt vier Niederlagen in Serie bei 4:20 Toren. Der letzte HSV-Sieg datiert aus dem Jahr 2009. Kreuzer führt ins Feld, dass die Bayern ganz sicher "lustlos in den Flieger nach Hamburg steigen" würden.
Dazu kommt die frappierende Auswärtsschwäche des HSV, der die letzten acht Spiele in der Fremde allesamt verloren hat. Trainer Mirko Slomka hat in dieser Saison mit Hamburg und seinem Ex-Klub Hannover in 14 Partien sogar keinen einzigen Punkt geholt.
Nürnberg in der Schaffenskrise
Der 1. FC Nürnberg steckt ebenso wie der HSV tief in einer Schaffenskrise. In der Vorwoche trennte sich der FCN in einer Hauruck-Aktion zum zweiten mal in dieser Saison von seinem Trainer. Genutzt hat es bisher herzlich wenig, wie das ernüchternde 0:2 in Mainz gezeigt hat. Trotzdem hat der Club noch einen grossen Trumpf im Ärmel, der da heisst: Heimspiel gegen Hannover 96. Die Gäste sind seit vorherigem Wochenende endgültig gerettet. Beim FCN wird deshalb die Hoffnung gehegt, dass Hannover das letzte Auswärtsspiel der Saison nur noch mit halber Kraft bestreitet.
Der Club hat ein offenkundiges Defensivproblem und in den letzten elf Partien nur einmal zu Null gespielt. Da kommt die Rückkehr von Innenverteidiger Per Nilsson nach langer Verletzungspause wie gerufen. Der Schwede ist neben seinem sportlichen Wert auch als Typ gefragt. Zu oft hat sich der Club in den letzten Wochen fast wehrlos seinem Schicksal ergeben. Hannover wird das Knackpunktspiel für die Franken, da sind sich alle Experten einig. Die Statistik lässt nichts Gutes erahnen: Neun der letzten zehn Spieler hat der Club verloren, fünf davon zuletzt in Serie.
Schalke will die Champions League sichern
Am letzten Spieltag muss Nürnberg zum FC Schalke reisen. Selbst die jahrzehntelange Fanfreundschaft wird die Mannschaft nicht davor bewahren, dass Schalke nochmal Vollgas gibt. Die Knappen zittern ihrerseits um den direkten Champions-League-Platz drei, der Planungssicherheit bereits im Mai bedeutet - und natürlich satte 30 Millionen Euro garantierter Einnahmen aus der Königsklasse.
Fasst man alle erdenklichen Faktoren zusammen, dürfte ausgerechnet der Tabellenletzte Eintracht Braunschweig die besten Karten im Kampf um Platz 16 haben. Zwar fehlen dem BTSV auf den HSV noch zwei Zähler. In Braunschweig herrscht aber anders als in Hamburg und Nürnberg ein ruhiges Arbeitsklima, die Mannschaft kämpft und kratzt und beisst vom ersten Spieltag an und hat längst verinnerlicht, was Abstiegskampf wirklich bedeutet. Dazu kommt: Mit Augsburg und Hoffenheim warten noch zwei Gegner, die im Niemandsland der Tabelle dem Saisonende entgegen strömen. Aus den letzten sechs Heimspielen holten die Braunschweiger elf Punkte und verloren nur gegen die Bayern.
Und in der Vorrunde war es Braunschweig, das als einziges der drei akut gefährdeten Teams in den letzten beiden Spielen wenigstens einen Sieg einfahren konnte (1:0 gegen Hoffenheim). Der Club (zwei Punkte) und der HSV (null Punkte) schnitten schlechter ab. Wiederholen sich die Ereignisse vom Ende der Hinrunde, würde Braunschweig tatsächlich in letzter Sekunde noch auf den Relegationsrang springen.
Vermeiden will den unbedingt der VfB Stuttgart, der Wolfsburg zum letzten Heimspiel empfängt. Mit einem Sieg kommen die Schwaben nach der schlechtesten Saison seit fast 40 Jahren doch noch einmal mit einem blauen Auge davon. "Wir schlagen jetzt Wolfsburg und fertig", sagte Sportdirektor Fredi Bobic nach dem müden 0:0 der Vorwoche in Hannover erstaunlich optimistisch.
Selbst ein Remis sollte reichen. Der HSV müsste dann nicht nur sechs Punkte, sondern auch noch neun Tore auf den VfB aufholen.
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