Im sechsten und letzten Spiel der Gruppenphase der Europa League kann der SC Freiburg mit einem Sieg über den FC Sevilla (ab 21:05 Uhr LIVE bei uns im Ticker, bei Kabel 1 und auf Sky) in die Zwischenrunde einziehen. Doch wäre das überhaupt sinnvoll? Wir nennen fünf Gründe, warum der Sportclub aus dem Europapokal ausscheiden sollte.

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Max Kruse trifft zum 2:1 und in der Nachspielzeit hält Torhüter Oliver Baumann einen Elfmeter. Wenige Sekunden später pfeift Schiedsrichter Daniel Siebert ab, Trainer Christian Streich und die gesamte Auswechselbank rennen aufs Feld - der sonst so bodenständige SC Freiburg steht Kopf. Mit dem 2:1-Erfolg bei Greuther Fürth am 11. Mai 2013 steht fest: Der Sportclub qualifiziert sich erstmals seit der Saison 2001/02 für den Europapokal.

Sieben Monate sind seit dem Fürth-Spiel vergangen. Und von der damaligen Euphorie ist nur wenig übrig geblieben. Freiburg steckt mitten im Abstiegskampf. Einzig die noch sieglosen Nürnberger und Aufsteiger Braunschweig rangieren in der Tabelle hinter den Breisgauern.

Heute Abend treffen die Badener in der Europa League auf den FC Sevilla. Mit einem Sieg wäre die Mannschaft von Trainer Christian Streich sicher in der Zwischenrunde. Sollte Estoril Praia im Parallelspiel Slovan Liberec bezwingen, würde Freiburg selbst bei einer Niederlage in Europa überwintern. Doch wäre das überhaupt sinnvoll?

Wir nennen fünf Gründe, warum es besser wäre, wenn Freiburg ausscheidet:

1. Grund: Eine starke Vorsaison soll keine Bestrafung sein

Es ist die Crux der Kleinen: Nach einer starken Saison werden die besten Spieler von den finanzstärkeren Vereinen weggekauft. Dieses Schicksal ereilt 2012 Borussia Mönchengladbach mit Dante, Marco Reus und Roman Neustädter. In dieser Saison erwischt es den Sportclub. Johannes Flum und Jan Rosenthal wechseln zu Eintracht Frankfurt, Nationalspieler Max Kruse nach Gladbach.

Für die Mehrfachbelastung Europapokal ist Freiburgs Kader nicht stark genug. Neuzugänge wie Gelson Fernandes, Vladimir Darida und Mike Hanke sind kein gleichwertiger Ersatz für die abgewanderten Leistungsträger. Neben Freiburg hat auch der andere deutsche Europa-League-Teilnehmer Eintracht Frankfurt Probleme in der Liga. Das zeigt, dass für Teams, die nicht Bayern München oder Borussia Dortmund heissen, drei Spiele in einer Woche zu einem echten Problem werden können. Sollte Freiburg für einen sensationellen fünften Rang im darauffolgenden Jahr mit dem Abstieg bestraft werden, wäre das schlichtweg unfair.

2. Grund: Freiburg hat das Potenzial für die Bundesliga

Im Anschluss an ein Europa-League-Match hat der Sportclub in der Bundesliga kein einziges Mal gewonnen. Je länger Freiburg international kickt, umso grösser ist die Gefahr, dass der Klub nach fünf Jahren Bundesliga in die 2. Liga absteigt.

Dass Freiburg das Potenzial für das Fussball-Oberhaus hat, zeigte der Verein auch schon in dieser Saison. Neben Bayer Leverkusen ist der SCF die einzige Mannschaft, die dem FC Bayern München ein Remis abtrotzte. Am 4. Spieltag endete das Match gegen den Rekordmeister 1:1.

3. Grund: Freiburg setzt auf die Jugend

Aus der Freiburger Jugend haben es bereits einige Spieler in die Bundesliga geschafft. Zu diesen zählen unter anderem Dennis Aogo, Jonathan Pitroipa, Daniel Schwaab, Ömer Toprak und Oliver Baumann.

Die A-Junioren des SCF gewannen 2008 die Deutsche Meisterschaft und zwischen 2006 und 2011 dreimal den DFB-Junioren-Vereinspokal. Trainer damals: Christian Streich. Der 48-Jährige setzt auch bei seinem aktuellen Team auf junge Spieler wie Matthias Ginter (19), Sebastian Kerk (19), Christian Günter (20), Felix Klaus (21), Immanuel Höhn (21) und Nicolai Lorenzoni (21).

Dass diese jungen Mannschaft insbesondere als termin-gestresster Europapokal-Teilnehmer unter Formschwankungen leidet, ist normal. Es wäre zu wünschen, dass Freiburg nicht absteigt und seine Jungstars langfristig an den Verein binden kann - um in ein paar Jahren den Spagat zwischen Europapokal und Bundesliga erfolgreich zu meistern.

4. Grund: Das Umfeld bleibt ruhig

Trotz der schwachen Bundesliga-Saison steht Streich nicht zur Diskussion. Anders als beispielsweise in Hamburg oder auf Schalke darf ein Trainer beim Sportclub auch bei Misserfolg in Ruhe arbeiten. Ex-Coach Volker Finke hielt sich 16 Jahre lang im Amt, obwohl der Klub mehrfach zwischen Erstliga-Abstieg und Zweitliga-Aufstieg pendelte.

Streich ist bereits über 18 Jahren in Freiburg als Trainer tätig. Daran würde auch ein Aus in der Gruppenphase der Europa League nichts ändern - der Trainer bleibt bei den Badenern unantastbar. Eher wird der SCF mit Streich in die 2. Liga gehen, als ihn vorzeitig zu entlassen. Der Europapokal ist für den Sportclub ohnehin nur Zubrot.

5. und wichtigster Grund: Wir würden Streich vermissen

Streich ist ein Unikat. Der 48-Jährige ist mit seiner ureigenen und einfachen Art ein herrliches Gegenstück zu der vom Kommerz geprägten Fussballlandschaft. Streich steht nicht auf protzige Karossen, sondern fährt lieber mit dem Fahrrad zur Arbeit. In Baden hat Streich bereits Kult-Status erreicht. Die "Badische Zeitung" machte sich den Spass und entwickelte aufgrund der zahlreichen unterhaltsamen Sprüche des Trainers den "Streich-o-mat" sowie den "Streich der Woche".

Hier sind einige der besten Zitate des Freiburg-Trainers:

"Der Eine holt Kraft aus dem Gebet, der andere aus der Badewanne."

"Es ist nicht so, dass ich sage, die mit dem nach aussen gerichteten Temperament sind ganz toll und die, die ruhig dasitzen sind langweilig. Mir geht’s oft genau andersherum. Wenn ich Leute treffe, die mir ähnlich sind, kann es sein dass ich mich umdrehe und in die andere Richtung gehe. Weil das kenne ich ja eh schon."

"Wir müssen uns jetzt nicht sexyer machen als wir sind. Aber ganz unsexy sind wir nicht. Also ich bin relativ unsexy, das gebe ich zu. Aber der Verein und die Struktur, die sind auch ein bisschen sexy."

Also, liebes Freiburg: Scheidet am besten aus, damit Ihr in der Bundesliga bleibt und uns Streich auch in der nächsten Saison weiterhin so unterhält.

Voraussichtliche Aufstellungen:

SC Freiburg: Baumann - Sorg, Höhn, Krmas, C. Günter - Ginter, Fernandes - Mehmedi, Darida, Kerk - Hanke

FC Sevilla: Javi Varas - Coke, Cala, Fazio, Fernando Navarro - Cristóforo, Iborra - Reyes, Rabello, Perotti - Gameiro

Schiedsrichter: Tony Chapron (Frankreich)

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