- Borussia Dortmund braucht gegen die Glasgow Rangers ein Wunder light, zwei Tore gilt es im Ibrox Park aufzuholen.
- Unmöglich ist das nicht, wie unter anderem ein Blick in die Geschichte deutscher Klubs im Europapokal beweist - und wo sich der BVB an sich selbst ein Beispiel nehmen könnte.
Dank der abgeschafften Auswärtstorregelung muss Borussia Dortmund in Glasgow "nur" zwei Tore aufholen, egal in welcher Konstellation. Trotzdem wird die Mission im Ibrox Park vor 50.000 Fans und gegen einen Gegner, der den BVB letzten Donnerstag phasenweise überrumpelte, noch immer schwer genug wird. Aber: Unmöglich ist das kleine Wunder nicht. Das zeigt auch ein Blick in die Geschichte spektakulärer Aufholjagden deutscher Klubs.
1. FC Kaiserslautern - Real Madrid (Viertelfinale im UEFA-Cup 1982)
Das Hinspiel im Bernabeu hatte der FCK noch mit 1:3 verloren, das eine Auswärtstor schien ein kleines Türchen gegen die Königlichen offenzulassen. Und dann? Erwischte Lautern im Rückspiel auf dem Betze eine Sternstunde, die grösste Nacht seiner Klubgeschichte. Nach insgesamt drei Platzverweisen für Real stampfte der FCK den Favoriten 5:0 in den Boden und kam ganz ohne Auswärtstorregelung weiter.
Bayer Uerdingen - Dynamo Dresden (Viertelfinale im Pokal der Pokalsieger 1986)
0:2 hatte Bayer das Hinspiel in Dresden verloren, im Rückspiel in der Grotenburg hiess es zur Halbzeit 1:3. Uerdingen benötigte fünf Tore in 45 Minuten - und schoss sechs. Das Wunder von der Grotenburg ist das wohl legendärste Spiel einer deutschen Mannschaft im Europapokal, das 7:3 ein Jahrhundertspiel - und für Dynamo die schlimmste Niederlage der Klubgeschichte.
Werder Bremen - Spartak Moskau (2. Runde im UEFA-Cup 1987)
Werder war im bitterkalten Moskau 1:4 eingegangen, war aber trotzdem hoffnungsvoll für das Rückspiel. Nach 25 Minuten stand es 3:0, nach 90 Minuten 4:1. In der Verlängerung machten dann Kalle Riedle und Manni Bürgsmüller alles klar: 6:1.
Werder Bremen - BFC Dynamo (1. Runde im Pokal der Landesmeister 1988)
Werder kam im Hinspiel in Ost-Berlin überhaupt nicht zurecht, hatte beim 0:3 nichts zu bestellen. Vor dem Rückspiel machte Manager Willi Lemke für die Ost-Stars einen Einkaufsbummel in Bremen klar, um den Gegner abzulenken. Burgsmüller hämmerte vor dem Anpfiff an Dynamos Kabinentür, rief: "Kommt endlich raus, ihr Feiglinge. Es wird jetzt furchtbar!" Und das wurde es auch: Werder rollte über Dynamo hinweg und schaffte beim 5:0 ein zweites Wunder von der Weser.
Bayer Leverkusen - Espanyol Barcelona (UEFA-Cup-Finale 1988)
Nach dem 0:3 aus dem Hinspiel war der Pott eigentlich schon weg, und auch im Rückspiel stand es nach 45 Minuten nur 0:0. Dann drehte Bayer aber brutal auf, Tita, Falko Götz und Bum-Kun Cha stellten auf 3:0. Im Elfmeterschiessen verschoss zwar Ralf Falkenmayer für Bayer - aber eben auch gleich drei Spanier. Bayer siegte am Ende 6:2 nach Elfmeterschiessen und holte den UEFA-Pokal.
Werder Bremen - RSC Anderlecht (Champions-League-Vorrunde 1993)
Kein K.o.-Spiel und auch kein Rückspiel, sondern "nur" ein normales Gruppenspiel - aber so verrückt wie kein anderes aus deutscher Sicht. Werder lag nach 66 Minuten noch 0:3 zurück und erzielte dann fünf Tore in 23 Minuten zum 5:3-Sieg über den belgischen Meister.
Karlsruher SC - FC Valencia (2. Runde im UEFA-Cup 1993)
Eddi Schmitt schaffte im Hinspiel kurz vor dem Abpfiff noch ein versöhnliches Tor zum 1:3, das dem KSC gegen den damaligen Spitzenreiter der spanischen Liga noch eine kleine Chance liess. Aber dann explodierte Schmitt im Rückspiel, wurde zum Euro Eddy und schoss Karlsruhe fast im Alleingang in die nächste Runde. Vier Treffer beim 7:0-Sieg gingen auf Schmitts Konto, das Wunder vom Wildpark ist bis heute legendär.
Feyenoord Rotterdam - VfB Stuttgart (1. Runde im UEFA-Cup 1998)
Stuttgart wurde im Hinspiel im eigenen Stadion ausgekontert, verlor mit 1:3. Der damalige Feyenoord-Coach Leo Beenhakker antwortete auf eine Reporter-Frage, was denn die Probleme des deutschen Fussballs seien mit: "Haben Sie eine halbe Stunde Zeit?" Im berüchtigten De Kuip war es aber dann der VfB, der den Niederländern zeigte, wo es langgeht und sich auch von den Spielchen der Gastgeber, die unter anderem keine Balljungen mehr stellten, nicht mehr aufhalten liess. In der Nachspielzeit erzielte Fredi Bobic das 3:0, der VfB war weiter und Feyenoord raus.
Werder Bremen - Olympique Lyon (3. Runde im UEFA-Cup 1999)
Und noch einmal Werder… Nach einem 0:3 im Hinspiel schien alles schon vorbei. Aber das Weserstadion entfaltete einmal mehr seine besondere Magie und ein blutjunger Claudio Pizarro mit zwei Toren führte Werder zu einem 4:0-Sieg.
Borussia Dortmund - FC Malaga (Champions-League-Viertelfinale 2013)
Teile der BVB-Fans waren schon auf dem Weg zum Parkplatz oder zur Bahn, in der 90. Minute stand ein 1:2 auf der Anzeigetafel, der BVB benötigte nach dem torlosen Remis im Hinspiel also nichts weniger als ein Wunder. Marco Reus zündete das Stadion mit dem 2:2 in der 91. Minute nochmal bildlich an, die bis dahin ultra coolen Spanier wurden auf einmal völlig hektisch. Dann kam Felipe Santana, das Abseitstor, das 3:2, das Wunder.
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