Der erneute Rückschlag gegen die Glasgow Rangers bestätigt die Lernresistenz von Borussia Dortmund. Routinier Mats Hummels spricht mal wieder Klartext. Aber helfen Worte noch bei dieser Mannschaft?

Eine Analyse
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"Let‘s make it a special night", posaunte die Social-Media-Abteilung von Borussia Dortmund auf Twitter am Donnerstagabend hinaus, unterlegt war die Aufforderung mit einem Bild des grell erleuchteten Westfalenstadions und der Zahl 1.000.

Es war alles gerichtet für ein tolles Jubiläum, ein Europapokalspiel, das Flutlicht an, endlich wieder eine fünfstellige Zahl an Fans im Stadion und ein Gegner mit einem klangvollen Namen. Dass Stadionsprecher Norbert Dickel die Gäste von Celtic Glasgow herzlich willkommen hiess – geschenkt. Wie sich Borussia Dortmund dann aber von den Glasgow Rangers teilweise vorführen liess, war wirklich ziemlich speziell.

BVB unkonstant: Marco Roses Bilanz ist nicht gut

Kurz nach der Pause stand es 0:3 aus Dortmunder Sicht, dann 1:4. Am Ende ist mit der 2:4-Niederlage dank der abgeschafften Auswärtstorregelung für das Rückspiel kommende Woche im Ibrox-Park zwar noch nicht alles verloren. Aber so allmählich sollten auch die letzten Optimisten im Dunstkreis des Klubs verstehen, dass Auftritte wie der gegen die Rangers schon lange keine Ausrutscher mehr sind.

Sie gehören zum Gesamtkontext einer unglaublich wechselhaften Saison, die mehr Fragen aufwirft als sie Antworten geben kann. Allein in diesem Kalenderjahr geht die Reihe so: Sieg, Sieg, Niederlage, Sieg, Niederlage, Sieg, Niederlage.

Mit Marco Rose hat der BVB jetzt von 33 Pflichtspielen zwölf verloren, dabei 56 Gegentore kassiert. Nach dem Ausscheiden in der Champions League folgte das Ausscheiden im DFB-Pokal, folgt vielleicht schon nächste Woche das Ausscheiden in der Europa League. Das kann und darf nicht der Anspruch von Borussia Dortmund sein.

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Hummels: "Wir spielen sehr viel unsinnigen, unlogischen Fussball"

"Kontrolle, Dominanz, Lösungen", hatte Rose vor der Partie angekündigt und eingefordert. Und zum x-ten Mal in dieser Saison liess die Mannschaft den Trainer im Stich. Weil sie offenbar nicht lernen will oder es nicht kann. Und das bringt dann selbst die ruhigeren Gemüter langsam in Wallung. Mats Hummels jedenfalls liess es sich nicht nehmen, nach der Partie ein paar Takte zu sagen.

"Die grosse Überschrift bei uns ist: 'Seriöser, erfolgsorientierter Fussball'. Wenn man Leverkusen sieht, da haben wir glaube ich vier Tore nach Ballverlust kassiert. Heute war das 0:1 ein leichter Ballverlust, das 0:2 ein unnötiger freier Ballverlust, das 1:4 ein unnötiger freier Ballverlust. Es ist für mich ein mehr als eindeutiges Thema, was unser Problem ist. Der Trainer spricht es oft an, wir setzen es auf vielen Positionen nicht um", sagte Hummels bei RTL.

Der Routinier wirkte dabei in seinen Formulierungen gefasst, die Wut und vielleicht auch schon Ohnmacht über das eben Erlebte war ihm aber deutlich anzusehen. "Wir spielen sehr viel unsinnigen, unlogischen Fussball und machen Gegner damit unnötig stark, weil wir oft die einfache Lösung nicht wollen, sondern viel zu kompliziert Fussball spielen wollen. So gewinnst du mal, so verlierst du mal - aber so wirst du nie dauerhaft erfolgreich sein!"

Trudelt die Saison bald schon nur noch aus?

Das merken mittlerweile auch die Zuschauer, die ihre Mannschaft im zweiten Heimspiel in Folge mit Pfiffen in die Nacht verabschiedeten, sofern sie überhaupt noch ihrem Unmut kund tun wollten. Ein beträchtlicher Teil verhielt sich resigniert und desillusioniert still. Vielleicht ist das die schlimmste Erkenntnis des Abends.

Jedenfalls könnte schon nächste Woche in Glasgow das passieren, was für diese Mannschaft und ihre Herangehensweise kaum schädlicher sein könnte: Das durchaus mögliche Ausscheiden auch aus der Europa League - von Hans-Joachim Watzke Anfang Dezember noch vollmundig als neues Saisonziel ausgegeben - würde die Luft aus dieser Saison vollends herauslassen. In der Liga ist die Mannschaft im Prinzip schon sicher für die Königsklasse in der kommenden Spielzeit qualifiziert und ein Titelkampf mit den Bayern ist dieser Mannschaft kaum zuzutrauen.

Eine Saison, die von Ende Februar an nur noch auszutrudeln droht: Das will sich eigentlich niemand vorstellen. Das dauerhafte grosse Scheitern lässt aber nur diesen einen Schluss zu.

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