Drei von fünf deutschen Teilnehmern in den Europacup-Achtelfinals sind bereits ausgeschieden. Der VfL Wolfsburg muss nun neben dem FC Bayern München die Ehre der Bundesliga retten. Doch Dieter Heckings Team steht vor einer schwierigen Aufgabe bei Inter Mailand - trotz des beeindruckenden Siegs im Hinspiel.

Mehr News zum Thema Fussball

Der 3:1 Erfolg über Inter Mailand im Hinspiel des Europa-League-Achtelfinales verschafft dem VfL Wolfsburg ein Polster für die Reise nach Italien. Doch eine Runde weiter ist die Mannschaft von Trainer Dieter Hecking damit noch lange nicht. Denn bereits ein 2:0-Sieg im Rückspiel (heute ab 21:05 Uhr LIVE bei Kabel 1, Sky und bei uns im Ticker) würde Inter reichen, um das Viertelfinale zu erreichen. Hecking stapelt in der Pressekonferenz vor der Partie daher tief: "Wir tun gut daran, auch in Europa noch etwas demütig zu sein. Wir haben noch nichts erreicht." Ähnlich sieht es sein Kontrahent und Mailand-Trainer Roberto Mancini: "Ich bin immer Optimist. Ein 2:0 ist möglich."

Ein Wiedersehen mit zwei Ex-Bundesliga-Stars ist wohl ausgeschlossen. Lukas Podolski ist in der Europa League mangels Nominierung nicht spielberechtigt. Der Schweizer Nationalspieler und Ex-Profi von Bayern München, Xherdan Shaqiri, fällt mit grosser Wahrscheinlichkeit aus. Der kompakte Dribbler laboriert an einer Muskelverletzung im linken Oberschenkel. Inter-Coach Mancini bestätigte nach dem Ligaspiel gegen Cesena am Wochenende: "Ich sehe keine Möglichkeit, dass er gegen Wolfsburg spielen kann."

Klaus Allofs warnt vor dem Gegner

Doch auch ohne Shaqiri gehen die Niedersachsen lediglich mit einem kleinen Vorteil ins Spiel. Die Favoritenrolle bleibt bei Inter - trotz der anhaltenden Krise, in der die Lombarden stecken. Hecking bekräftigt: "Inter hat die letzte Chance, in dieser Saison Erfolge zu feiern. Das wird ihre Motivation sein. In der Liga sieht es nicht so gut aus und im Pokal sind sie auch raus." Der Druck für Wolfsburg, die Bundesliga-Ehre auf internationaler Ebene retten zu müssen, ist dabei nicht zu unterschätzen. An ein ähnlich einseitiges Spiel wie in der vergangenen Woche glaubt "Wölfe"-Manager Klaus Allofs nicht: "Im Hinspiel haben wir sie beherrscht, obwohl sie 1:0 in Führung gegangen sind. Dennoch haben sie die Qualität, uns auch einmal 90 Minuten lang zu beherrschen", sagt er im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur.

Viel wird wieder von der Form des Wolfsburger Torwarts abhängen. Der Schweizer Diego Benaglio gilt als zuverlässiger Schlussmann. Ganz im Gegensatz zu Juan Pablo Carrizo, der anstelle von Stammkeeper Samir Handanovic in der Europa League im Kasten von Inter Mailand steht. Mit einem katastrophalen Fehlpass leitete dieser das zwischenzeitliche 1:2 im Hinspiel durch Kevin De Bruyne ein. Der "Kicker" zitiert den Argentinier wie folgt: "Ich bin enttäuscht vom Hinspiel. Wir haben das bis zu meinem Fehler gut gemacht, aber ich bin dennoch zuversichtlich."

In Wolfsburg konzentriert sich dieser Tage alles auf De Bruyne. Der belgische Star der Mannschaft befindet sich seit Monaten in Galaform. Wettbewerbsübergreifend hat der 23-Jährige in dieser Saison bereits 14 Tore und 23 Vorlagen auf seinem Konto. In der Europa League markierte De Bruyne bereits neun Scorerpunkte - eine beeindruckende Statistik. Hecking lobt seinen Schützling: "Er spielt wirklich eine herausragende Saison."

André Schürrle steht auf der Kippe

Ganz anders sieht es bei André Schürrle aus. Wolfsburgs Rekordeinkauf bleibt bislang deutlich hinter den Erwartungen zurück. Ob der 32-Millionen-Mann im Giuseppe-Meazza-Stadion von Beginn an aufläuft? Das wissen wohl nur Hecking und Schürrle selbst. Mit Ivan Perisic hat der Weltmeister einen starken Konkurrenten. Zuletzt klagte Schürrle über Müdigkeit wegen der dauernden Spielbelastung. Ein No-go bei Hecking, der auf fitte Spieler setzt.

Was dem VfL Wolfsburg ausserdem Sorge bereitet, ist der Hexenkessel, den sie in Mailand befürchten. Abwehrspieler Robin Knoche erwartet im "Kicker" "eine lautstarke Kulisse" und einen Gegner, der "von Beginn an Druck machen wird. Deshalb müssen wir in der Abwehr besonders aufpassen." Einschüchtern lassen will sich der 22-Jährige allerdings nicht: "Respekt sollten wir haben, aber keine Angst."

Gute Erinnerungen hat Mittelfeldabräumer Luiz Gustavo an das Stadion in Mailand. Im Jahr 2011 gewann er dort in der Champions League mit dem FC Bayern München mit 1:0. Dieses Ergebnis würde seiner Mannschaft heute komfortabel zum Weiterkommen reichen. Inter-Coach Mancini hofft hingegen auf die psychischen Qualitäten seines Teams: "Ich habe den Spielern gesagt, ruhigzubleiben. An einem solchen Abend braucht man ein bisschen Glück, und man muss stark sein."

Wie sehr die Mannschaft aus Norditalien verunsichert ist, zeigt eine Aussage von Kapitän Andrea Ranocchia: "Es ist ein Alles-oder-Nichts-Match", sagte er dem TV-Sender Sky Sport 24. "Wir neigen oft dazu, zu schnell aufzugeben, und das können wir uns gegen Wolfsburg nicht leisten", erklärte Ranocchia. De Bruyne und Co. dürften gegen einen Leistungsabbruch Inters heute Abend nichts haben.

Voraussichtliche Aufstellungen:

Inter Mailand: Carrizo - D'Ambrosio, Ranocchia, Andreolli, Santon - Medel - Guarín, Hernanes, Kovacic - Palacio, Icardi

VfL Wolfsburg: Benaglio - Träsch, Klose, Knoche, Rodriguez - Guilavogui, Luiz Gustavo - Vieirinha, De Bruyne, Caligiuri - Dost

Schiedsrichter: Mark Clattenburg (England)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.