Beamtenfussball? Darüber würde sich Borussia Dortmund dieser Tage wohl freuen. Stattdessen zeichnet sich das Bild einer leblosen Mannschaft mit einem Trainer ohne Ideen. Wie soll das alles enden?

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Immerhin mobilisiert Borussia Dortmund noch ein paar Fans. Zu den Heimspielen von Red Bull Salzburg in der österreichischen Bundesliga verirren sich bisweilen weniger als 5.000 Zuschauer, gegen den BVB war die Hütte plötzlich ausverkauft. 29.000 Fans, das erste Mal seit über vier Jahren, dass es in Salzburg keine freien Sitzschalen mehr gab.

Ein bisschen lag das wohl an der Strahlkraft des BVB - noch viel mehr aber an der Tatsache, dass alle dabei sein wollten, wenn ihre Mannschaft die Piefke aus der Europa League spielt.

Der FC Salzburg, als der das Team im Europacup firmiert, hat dem grossen BVB eine Lehrstunde erteilt. Es war ein Klassenunterschied, eine Mannschaft mit einem Plan und fähigen Spielern gegen ein Team ohne Konzept, mit offenbar wenig ambitionierten Spielern.

Ein Paradebeispiel dafür, was als krasser Aussenseiter mit einer Spielidee und der nötigen Mentalität möglich ist.

Und wäre das alles nicht schon schlimm genug, muss die Borussia ganz nüchtern konstatieren: Salzburg erwischte nicht diese eine magische Sternstunde, die an einem Abend immer mal möglich ist. Salzburg dominierte den haushohen Favoriten vielmehr vier Halbzeiten lang.

Blamage für die Bundesliga

Bis auf ganz wenige Sequenzen in beiden Spielen hatte der BVB rein gar nichts zu melden. Das ist ein Armutszeugnis für einen Klub, der vor fünf Jahren noch im Finale der Champions League stand und Europa mit seinem Vollgas-Fussball verzückte.

Und es ist eine Blamage für die Bundesliga, wenn die vermeintlich zweitbeste Mannschaft des Landes sich derart vorführen lässt.

Nicht erst die beiden Spiele gegen Salzburg waren aus Dortmunder Sicht schwer erträglich. Die gesamte Saison auf internationalem Parkett war eine einzige grosse Enttäuschung. Zehn Partien durfte der BVB spielen, nur ein einziges Spiel hat die Mannschaft gewonnen. Mit Glück, in der Nachspielzeit gegen Bergamo.

Von den in der Europa League gestarteten Mannschaften aus der Bundesliga ist nur noch RB Leipzig geblieben. Der SC Freiburg hat nicht mal die Qualifikation gepackt, nach der Gruppenphase war Schluss für den 1. FC Köln, Hertha BSC und 1899 Hoffenheim.

Nun also auch für den Champions-League-Absteiger Dortmund. Mannschaften aus Salzburg, Ludogorets, Luhansk, Basaksehir, Östersund, Nikosia, Belgrad, Borissow und Domzale waren zu gross für die deutschen Vertreter.

Am Grosskapital dürfte es kaum gelegen haben, die Geschichte von der finanziell unterlegenen Bundesliga ist in diesem Fall ein Märchen.

Peter Stöger kritisiert Mannschaftsleistung

"Die Basics waren nicht da", sagte Peter Stöger nach dem Spiel in Salzburg. Laufbereitschaft, Einsatzbereitschaft, Wille, Kampfgeist, harte Arbeit: alles nicht gegeben beim BVB.

Stöger ist jetzt zum zweiten Mal in einer Saison aus der Europa League geflogen. Der Österreicher hat sich in den letzten Wochen auf ein paar grundlegende Dinge konzentriert, ein klarer Plan ist besonders im Offensivspiel immer noch nicht zu erkennen.

Stöger ist wie ein Verwalter des Mangels, aus spielerischer Sicht hat sich beim BVB kaum etwas verbessert. Die vielen positiven Ergebnisse in der Bundesliga täuschten zu lange darüber hinweg, dass sich die Mannschaft nur dank ihrer individuellen Stärke über Wasser und den Traum von der neuerlichen Champions-League-Teilnahme am Leben hielt. Mit Team-Fussball hat das jedoch wenig bis gar nichts zu tun.

Dass die Mannschaft gegen das Kunstprodukt aus Salzburg, der kleinen Schwester des verhassten RB Leipzig, gleich doppelt so eine Nichtleistung abruft, dürfte in der Fanszene noch lange nachhallen. Die Fans verzeihen vieles und haben in dieser verkorksten Saison schon genug Leidensfähigkeit gezeigt. Aber die erschütternde Art und Weise des Ausscheidens wird vermutlich zu grundsätzlichen Debatten führen - auch in der Führungsetage.

Der BVB steht vor einer Zäsur

Vor zehn Monaten hat diese Mannschaft noch den DFB-Pokal gewonnen. Seitdem mussten zwei Trainer gehen und der dritte, Stöger, dürfte nach dem Debakel gegen Salzburg kaum noch grosse Chancen auf eine Weiterbeschäftigung über den Sommer hinaus haben.

Nur mit einem dritten Trainerwechsel binnen zwölf Monaten wird es aber nicht getan sein.

Nach fast zehn Jahren der dauerhaften Erfolge steht der gesamte Klub vor einer Zäsur. Spätestens im Sommer dürfte die Geschichte der Klopp-Mannschaft auserzählt sein. Spieler wie Roman Weidenfeller, Nuri Sahin oder Erik Durm stehen für die Vergangenheit, vielleicht auch Kapitän Marcel Schmelzer.

Lukasz Pizczek hat seinen Vertrag jüngst verlängert, Marco Reus auch. Sie sollen Säulen der Zukunft sein. Aber nur an Namen kann man den unvermeidbaren Umbruch nicht knüpfen.

Borussia Dortmund braucht wieder eine Vision, eine Idee von seiner Zukunft und dazu tragfähige Konzepte. Das alles gibt es derzeit nicht.

Und nur mit ein paar grossen Namen im Kader und vielen Millionen auf der Bank wird kein einziges Ziel erreicht werden.


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