Borussia Dortmund und Schalke 04 starten standesgemäss in die Europa League und machen die ersten kleinen Schritte in Richtung Finale. Der FC Augsburg hat bei seiner Premiere den grossen Favoriten Bilbao lange im Griff, scheitert am Ende aber an seiner Unerfahrenheit.
Es hätte ein erster grosser Abend für die Bundesliga in der frisch gestarteten Europa League werden können. Borussia Dortmund, der FC Schalke 04 und der FC Augsburg waren ausgezogen, um die ersten zaghaften Schritte auf dem beschwerlichen Weg ins Finale von Basel im kommenden Mai zu wagen.
Die Ausgangslage vor den Spielen hätte unterschiedlicher kaum sein können. 108 Jahre musste der FC Augsburg auf seinen ersten Auftritt in einem europäischen Wettbewerb warten und erwischte dann auch gleich zum Auftakt in einer sehr anspruchsvollen Gruppe den grossen Favoriten in einem Auswärtsspiel.
Mehr als eine Halbzeit lang spielte der Neuling das gefürchtete Estadio San Mames förmlich ruhig. Der FCA diktierte gegen Athletic Bilbao die Partie, ganz so, als wären sie die Hausmacht und Athletic auf einem ersten Schnupperkurs. Halil Altintop hat sich mit der Führung in die Geschichtsbücher geschossen, Augsburg versäumte es aber, noch vor der Pause ein zweites oder drittes Tor nachzulegen.
FCA noch eine Spur zu naiv
Aritz Aduriz zeigte den Frischlingen dann, was es heisst, auf internationalem Parkett unterwegs zu sein. Bilbaos Torjäger nutzte zwei Möglichkeiten eiskalt und legte in der Schlussphase noch zum dritten Treffer für Athletic auf.
"Wir haben ein tolles Spiel abgeliefert, aber Aduriz hat den Unterschied gemacht", sagte Augsburgs Trainer Markus Weinzierl. Seiner Mannschaft fehlte zum grossen Glück lediglich jene Abgeklärtheit, die der in hunderten Europapokalschlachten gestählte Gegner an den Tag legte.
"Wir haben zu viele Chancen liegen lassen. Wir müssen kaltschnäuziger werden, Aduriz hat das vorgemacht. Bilbao war abgezockter, aber wir haben gezeigt, dass wir mithalten können. Im Detail sind wir aber noch ausbaufähig", so Weinzierl weiter.
Als Rückschlag sollte die Niederlage aus Augsburger Sicht aber nicht verbucht werden. Der FCA zeigte seine beste Saisonleistung, er hat gezeigt, dass er auch auf diesem Niveau mehr als mithalten kann und intern war vermutlich eher mit einer Niederlage in Bilbao gerechnet worden als mit einem Unentschieden oder sogar einem Sieg.
Augsburg muss schnell aus den 90 Minuten von Bilbao lernen, dann ist in dieser Gruppe weiterhin alles möglich. Auch wenn die Gegner auf dem Papier alle stärker sind als die "In-Europa-kennt-uns-keine-Sau"-Schwaben.
BVB baut den Vereinsrekord aus
So ziemlich jedes Kind in Europa kennt Borussia Dortmund. Der BVB hatte die weniger renommierten Russen von FK Krasnodar zu Gast und hätte gegen den Sechsten der russischen Liga beinahe seinen famosen Vereinsrekord in den Sand gesetzt.
Bis in die letzte Minute der Nachspielzeit hinein verteidigte Krasnodar ein 1:1, ehe dann das Tor von Linksverteidiger Joo-Ho Park doch noch den zehnten Sieg im zehnten Pflichtspiel in dieser Saison sicherte. Nach den vielen Galaauftritten zuletzt, musste sich die Borussia dieses Mal richtig mühen und auch mal einen dreckigen Sieg einfahren.
"Wir wurden immer dominanter und überlegener, es hatte sich im Laufe des Spiel angedeutet, dass es auf einen späten Treffer rauslaufen könnte", sagte Trainer Thomas Tuchel, der seiner auf einigen Positionen veränderten Mannschaft auch die eine oder andere Nachlässigkeit durchgehen liess. "Der Beginn war nicht so griffig wie man das von der Mannschaft gewohnt ist. Aber es kann nicht immer alles so laufen, wie man sich das vorstellt."
Am Ende steht ein solider Start in die Europa-League-Saison und der Pflichterfolg in einer Gruppe, die für den BVB bei allem Respekt nicht mehr sein kann als das Warm-Up für die K.o.-Phase im kommenden Jahr.
Auf den Hunter ist Verlass
Eine Spur offener wurde die Gruppe von Schalke 04 eingeschätzt. Das glatte 3:0 beim ehemaligen Champions-League-Teilnehmer APOEL Nikosia war für Königsblau ein Start nach Mass und die Bestätigung der ansteigenden Form aus der Bundesliga.
"Wir haben die ersten heissen Minuten gut überstanden und dann das Spiel ganz in Ruhe nach Hause gefahren. Das haben die Jungs richtig gut gemacht", sagte Andre Breitenreiter nach der Partie. Schöner Nebeneffekt für den neuen Schalker Trainer: Klaas Jan Huntelaar ist schon wieder in erstaunlicher Frühform.
Der Hunter trifft auch in der Europa League fast nach Belieben, im elften Europa-League-Spiel seiner Karriere erzielte Huntelaar schon die Treffer elf und zwölf. Schalke hat in der Gruppe mit den anderen Gegnern Tripolis und Sparta Prag den erwarteten Start hingelegt und einen weiteren Schritt bei der Mission Neuanfang getan.
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