Der Spitzenreiter der deutschen Bundesliga ist auf europäischer Ebene nicht mehr vertreten. Schon zwei Saisonziele von Borussia Mönchengladbach sind damit futsch. Auf das blamable 1:2 gegen Basaksehir Istanbul reagierten die Borussen fassungslos.
Ein bisschen mussten sich die Spieler von Borussia Mönchengladbach nach der bitteren Europa-Cup-Schmach am Donnerstag fühlen wie ihre bisherigen Gegner. Der Bundesliga-Tabellenführer hat sich in der Europa League blamiert und ist nach einem Last-Minute-Schock als einziger deutscher Klub erstmals in der Gruppenphase ausgeschieden.
Beim bitteren und völlig unnötigen 1:2 (1:1) gegen Basaksehir Istanbul im entscheidenden Gruppenspiel schlug das bisherige Last-Minute-Glück ins Gegenteil um. Das erstmalige Aus in einer Europa-League-Vorrunde war durch das Siegtor von Istanbuls Enzo Crivelli (90. Minute) erst spät perfekt.
"Vielleicht hatten wir unser Glück in diesem Wettbewerb schon aufgebraucht", sagte Rechtsverteidiger Stefan Lainer.
Zuvor hatten die Gladbacher in der Europa League in Istanbul beim 1:1 und zweimal gegen den AS Rom (1:1 und 2:1) erst spät gepunktet. Zudem wurde der Bundesliga-Spitzenreiter gerade erst für seine Mentalität beim 2:1-Sieg durch Ramy Bensebainis Elfmetertor in der Nachspielzeit im Spitzenspiel gegen den FC Bayern München gefeiert.
Rose: "Ist eine Riesen-Enttäuschung"
Offensivspieler Patrick Herrmann meinte: "Das ist schwer in Worte zu fassen." Stefan Lainer äusserte beim Streamingdienst DAZN. "Es war komplett unnötig, dass wir nicht drei Punkte geholt haben. Wir hatten das Spiel komplett im Griff und haben zwei dumme, unnötige Gegentore bekommen."
Trainer
Es ist bereits das zweite Ziel in diesem Jahr, das die Borussia verfehlt: Im DFB-Pokal war man früh an Dortmund gescheitert. "Das fühlt sich nicht gut an und ist eine Riesen-Enttäuschung", betonte Rose. Eigentlich wollte Gladbach in beiden Wettbewerben überwintern.
Gladbach bestimmt lange das Spiel
Gegen die lange völlig ungefährlichen Türken war Gladbach klar besser und deutlich spielbestimmend. Die Gastgeber begannen mit dem Selbstverständnis eines Bundesliga-Tabellenführers, der am vergangenen Wochenende die Bayern geschlagen hat.
Florian Neuhaus prüfte Istanbuls Torwart Mert Günok bereits nach vier Minuten. Trainer Rose hatte im Vergleich zum 2:1 gegen München etwas überraschend fünf Wechsel in der Startformation vorgenommen und seine Mannschaft in ein offensives 4-3-3-System sortiert. Unter anderem Ramy Bensebaini, gegen den Rekordmeister noch Doppeltorschütze, sass zunächst auf der Bank.
Defensiv waren die Borussen eigentlich kaum gefordert. Mehr als die Führung von Marcus Thuram (33.) wollte aber einfach nicht gelingen, weil oftmals der entscheidende Pass vor dem Tor unsauber geriet. Dennoch war der Gruppensieg zum Greifen nah, weil gleichzeitig AS Rom gegen Wolfsberg nur 2:2 spielte.
Anders als in vielen Spielen bislang in dieser Saison, ging nach dem Führungstreffer aber vieles schief. Der bisher in dieser Saison so starke Torhüter Yann Sommer patzte vor dem Ausgleich durch Irfan Can Kahveci (44.) entscheidend. Dem späten 1:2 ging wohl ein Foulspiel Istanbuls voraus, danach wurde den Borussen noch ein Handelfmeter verweigert. Zu allem Überfluss traf in der Nachspielzeit Thuram per Kopf nur den Pfosten.
Der türkische Herzensllub von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan jubelte dagegen über den ersten Einzug überhaupt ins Sechzehntelfinale.
Volle Konzentration auf die Bundesliga
Nun muss sich der Tabellenführer voll auf die Bundesliga konzentrieren. "Wir haben das in dieser Saison schon gezeigt, dass wir zurückschlagen können", sagte Herrmann.
Entscheidend dürfte nun sein, ob das Team am Sonntag beim VfL Wolfsburg wie schon mehrfach in dieser Spielzeit nach einem Rückschlag zurückkommt.
Sollten die Gladbacher in Wolfsburg, gegen den SC Paderborn und bei Hertha BSC bis zur Winterpause auch in der Liga noch zurückfallen, könnte die zuletzt entstandene Euphorie schnell in Enttäuschung umschlagen. (dpa/sg/ank)
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