Laura Papendick spricht im Interview über die Europapokal-Reform, den Unterschied zwischen kleinen und grossen Expertenrunden bei Fussball-Übertragungen sowie über die Zusammenarbeit mit Rekordnationalspieler Matthäus.
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Frau Papendick, die Bundesliga ist bereits in vollem Gange. Beginnt für Sie persönlich die Fussball-Saison so richtig erst mit dem ersten Europa-League-Spieltag?
Laura Papendick: Ein bisschen Fussball durfte ich nach der EM ja schon machen, beim Zweitliga-Auftakt und beim Nations-League-Spiel Niederlande gegen Deutschland (2:2; Anm. d. Red.). Aber ja, die Vorfreude auf die Europa League ist riesengross. Ich liebe es einfach, diese Europapokal-Luft zu atmen. Und wenn Eintracht Frankfurt spielt, herrscht immer eine besondere Stimmung, die wir schon beim Titelgewinn 2021/22 erleben durften. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte es schon vor ein paar Wochen losgehen können. Ich bin bereit.
Trauen Sie es Hoffenheim (Europa League) und Heidenheim (Conference League) zu, eine ähnliche Euphorie zu entfachen wie die Eintracht vor zwei, drei Jahren?
Ich freue mich jedenfalls, dass mal zwei "neue" Mannschaften im Europapokal mit von der Partie sind. Hoffenheim hat – im Gegensatz zu den gut gestarteten Frankfurtern – in der Bundesliga aktuell ein paar Probleme. Die Europa League ist aber etwas komplett anderes und ich bin mir sicher, dass die ganze Region Bock auf den Wettbewerb hat. So häufig war man bisher schliesslich noch nicht dabei. Die Geschichte des 1. FC Heidenheim ist ohnehin total verrückt. Darauf, dass dieser Klub ein Jahr nach dem Aufstieg in der Conference League spielen würde, hätte kaum jemand gewettet. Die Heidenheimer werden abgehen, zumal deren kleines Stadion ein ganz besonderes Flair mitbringt.
Was halten Sie von der Europapokal-Revolution, die seit dieser Saison greift? Die Gruppenphase wird in allen drei Wettbewerben durch die Ligaphase ersetzt.
Grundsätzlich sehe ich es positiv, dass mehr Mannschaften mitspielen dürfen. Wir müssen einfach umdenken, da wir uns in den vergangenen Jahren an den Modus mit Gruppenphase und Absteigern gewöhnt haben. Ich finde das Ligasystem total spannend, weil die Klubs auf viele verschiedene Gegner treffen. Du hast nicht dreimal das gleiche Duell.
Es ist auch interessant, dass sich zum Beispiel Frankfurt und Hoffenheim teilweise mit denselben Kontrahenten messen müssen (beide Bundesligisten spielen in der Ligaphase gegen Midtjylland und Lyon; Anm. d. Red.). Das macht es meines Erachtens wiederum fairer und spannender. Ich freue mich nur jetzt schon darauf, die Tabelle mit 36 Teams vorzulesen – alleine da würden vermutlich schon zehn Minuten Sendezeit bei draufgehen (lacht).
Mats Hummels, mit der AS Rom in der Europa League aktiv, hat die Reform kritisiert und die Fairness-Aspekt hinterfragt, da es Mannschaften gebe, die extrem heim- oder auswärtsstark seien. Hat er damit einen Punkt?
Es stimmt, du kannst Glück oder Pech haben. Aber vor dem Problem stehen ja alle teilnehmenden Vereine. Es ist für alle gleich. Natürlich müssen sich zum Beispiel die Frankfurter am zweiten Spieltag auf einen heissen Ritt bei Besiktas Istanbul einstellen. Auf der anderen Seite kann einen die Atmosphäre in diesem Stadion auch motivieren.
RTL-Moderatorin erklärt: Darum ist die Zusammenarbeit mit Matthäus "ein grosser Luxus"
Ich habe Lothar Matthäus unfassbar gerne an meiner Seite und kann nicht ein schlechtes Wort über ihn sagen. Er ist hochprofessionell, lebt den Fussball mit Haut und Haar. Egal, welche Frage ich ihm stelle: Lothar hat auf alles eine Antwort. Wir verstehen uns sehr gut – sowohl vor als auch hinter der Kamera. Zuletzt haben wir uns beim Spiel der deutschen Nationalmannschaft in Amsterdam gesehen, Lothar war als Experte und ich als Field-Reporterin im Einsatz. Immer wenn er den Truck betritt, ist die Stimmung grossartig, weil er auch den einen oder anderen Witz auf Lager hat. Das mag ich. Auf Lothar ist immer Verlass, er ist grundsätzlich perfekt vorbereitet. Für mich als Moderatorin ist das ein grosser Luxus.
Muss man für seinen Weg vom Kommentatorenplatz zum Spielfeldrand mehr Zeit einplanen als für andere Experten? Lothar Matthäus wird in jedem Stadion der Welt erkannt, jeder möchte ein Selfie mit ihm …
Es liegt jedenfalls nicht an Lothars Fitnesszustand, dass er manchmal länger braucht (lacht). Er würde uns alle in Grund und Boden rennen. Tatsächlich kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, dass jeder Lothar Matthäus kennt – egal, in welchem Stadion oder welchem Land wir uns gerade befinden. Ich finde es sehr sympathisch, dass er sich die Zeit nimmt, alle Foto- und Autogrammwünsche zu erfüllen. Ich erinnere mich an eine Szene bei der Europameisterschaft: Die Fans im Oberrang haben Trikots runtergeworfen, die Lothar dann unterschrieben und wieder hoch geschmissen hat. Damit war er nicht nur ein paar Minuten beschäftigt.
Was denken Sie über Expertenrunden, die aus drei bis vier Personen am Spielfeldrand bestehen? Würde da nicht eine Expertin oder ein Experte ausreichen?
Es gibt für einen Experten viele Argumente, es gibt aber auch für mehrere Experten Argumente. Ein wichtiger Aspekt ist die Frage, wie viel Raum und Zeit dem Experten für seine Analyse zur Verfügung gestellt werden kann. Zudem müssen die Experten auch zusammenpassen. Eine Zeit lang hatte ich mal Lothar Matthäus und Karl-Heinz Riedle an meiner Seite. Auch diese Konstellation hat mir sehr gut gefallen, weil wir zwei Meinungen hatten. Schlecht wäre es wiederum, wenn du zwar mehrere Experten an deiner Seite hast, die Personen aber immer derselben Meinung sind. Dann brauchst du tatsächlich nur einen Experten. Da Lothar, wie bereits erwähnt, ein enormes Fachwissen mitbringt und jede Frage beantworten kann, finde ich ihn alleine super.
Fussball, Formel 1 und Marathon: Papendicks Vielseitigkeit im Sport kennt keine Grenzen
Am kommenden Wochenende geht es bei RTL sportlich weiter, erstmals wird der Berlin-Marathon (ab 8.30 Uhr live) übertragen. Sie sind als Moderatorin vor Ort. Sind Sie schonmal einen Marathon gelaufen?
Nein, bisher bin ich noch nie einen Marathon oder einen Halbmarathon gelaufen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Da ich Leistungssportlerin war, musste ich in meiner Jugend sehr viel laufen – häufig auch über 20 Kilometer am Stück. In dem Sinne ist Marathon für mich also etwas komplett Neues. Ich freue mich aber extrem darauf. Zum einen kenne ich viele Menschen, die schon mitgelaufen sind und vom Berlin-Marathon schwärmen. Die Stimmung in der gesamten Stadt soll gigantisch sein. Zum anderen ist es grossartig, dass ich dieses Event gemeinsam mit Sabrina Mockenhaupt moderieren darf. "Mocki"ist nicht nur total authentisch, erfrischend und sympathisch, sondern hat auch noch total viel Ahnung von dieser Sportart.
Warum mussten Sie früher viel laufen? Sie waren doch Leistungsschwimmerin.
Das stimmt. Um aber vorne mitschwimmen zu können, muss man laufen, laufen, laufen. Ich gebe zu, dass ich es früher gehasst habe zu laufen – insbesondere sonntagmorgens um 7 Uhr. Das gehörte aber nun einmal zum Pflichtprogramm. Mit dem Abstand kann ich heute allerdings sagen, dass es kaum einen besseren Sport gibt, um den Kopf freizubekommen.
Sie kommen aus dem Schwimmsport, moderieren heute Fussball, Formel 1 und nun erstmals auch Marathon. Kennt Ihre Vielseitigkeit im Sport keine Grenzen?
Ich würde behaupten, dass es da tatsächlich keine Grenze gibt. In der Vergangenheit habe ich unter anderem auch schon Volleyball oder Football, also den "German Bowl"bei Sport1, moderiert. Für ein Formel-1-Rennen oder einen Marathon bereitest du dich anders vor als für ein Fussballspiel. Es ist jedes Mal mit einer gewissen Herausforderung verbunden. Und genau diese Abwechslung liebe ich – übrigens auch als Zuschauerin. Bei den vergangenen Olympischen Spielen in Paris habe ich fast jede Sportart verfolgt.
Über die Gesprächspartnerin
- Laura Papendick ist eine deutsche Moderatorin. Nach ihrer Tätigkeit bei Sky Deutschland wechselte die in Bergisch Gladbach geborene Journalistin 2019 zu Sport1. Bei dem Privatsender moderierte sie unter anderem die Sendungen "Bundesliga aktuell", "Bundesliga Pur" und – im Wechsel mit Thomas Helmer – den "Fantalk". Seit 2021 steht Papendick bei RTL unter Vertrag und wird vor allem bei Fussball- sowie Formel-1-Übertragungen eingesetzt. In ihrer Jugend war die heute 35-Jährige als Leistungsschwimmerin aktiv.
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