- Die Auswüchse des Profifussballs haben Ewald Lienen noch nie behagt.
- Nicht umsonst betitelte der einstige Aussenstürmer seine Autobiografie mit "Ich war schon immer ein Rebell".
- Dies unterstreicht der Markenbotschafter des FC St. Pauli mit seiner deutlichen Kritik an der "rücksichtslosen Vermarktung".
- Diese "Gier" findet Lienen "zum Kotzen".
Der ehemalige Bundesliga-Profi und - Trainer Ewald Lienen sieht den Amateurfussball in Deutschland in Gefahr und prangert die "rücksichtslose Vermarktung" im Profibereich an. Im Interview mit Sportradio Deutschland sagte der erfahrene Fussballlehrer: "Wir haben die Basis aus den Augen verloren, das sind unsere Amateurvereine. Den Profifussball wird es ohne sie nicht geben."
Den Grund für die aus seiner Sicht fatale Entwicklung sieht Lienen in der Gier. "Was sich zum Schlechten verändert hat, ist diese Fokussierung auf mehr, immer mehr, immer höher, immer weiter, immer mehr Geld", so der 68-Jährige.
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Lienen: Die Profis nehmen den Amateuren die Zuschauer und die Einnahmen weg
Dies habe weitreichende Folgen. "Die 24.500 Vereine brauchen sonntags ihre Einnahmen, doch am Sonntag spielt die Bundesliga, am Sonntag spielt die 2. Liga, die spielen rauf und runter und hin und her, und es geht keiner mehr dahin. Die Amateure brauchen aber diese Einnahmen", sagte Lienen und meinte weiter: "Aber Hauptsache dem Profifussball geht es gut. Wir spielen nur den Grossen in die Karten."
Die fortgesetzte Entfernung von der Basis komme den Fussball teuer zu stehen, glaubt Lienen, der 1974 - im Alter von 20 Jahren - Profifussballer wurde und es bis zu seinem 38. Lebensjahr blieb. "Ich könnte kotzen, wenn ich höre, dass die ganz grossen Vereine sagen, wir müssen die 50+1-Regel aufbrechen, sonst können wir international nicht mehr mithalten. Der Preis, den wir für solche Ziele bezahlen, der ist einfach nur lächerlich und viel zu hoch", sagte er.
Lienen: In der täglichen Casting Show geht es einigen wenigen gut
Es gehe darum, dass man den eigenen Verein unterstütze, dass man ins Stadion gehe, dass es den Menschen gut gehe, auch den Amateurvereinen. "Uns allen soll es gut gehen. Aber nein, das ist uninteressant, wir sind in der täglichen Casting Show. Hauptsache, es geht einigen wenigen gut und alle anderen müssen gucken, wie sie überleben. Das ist zum Kotzen", schimpfte Lienen. (SID/hau)
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