Auf der Jagd nach Sponsorengeldern gehen Fussballvereine mitunter ungewöhnliche Wege. Manchmal verdienen sie sich damit ein goldenes Näschen, manchmal fallen sie damit auch auf die Schnauze.
Wie der 1. FC Köln auf eine unseriöse Firma hereinfiel, ein Sechstligist wegen toter Hose in seiner Vereinskasse Werbung für ein Bordell machte und Eintracht Braunschweig die Bundesliga revolutionierte lesen Sie in diesem Artikel.
Fussballvereine verdienen Millionen mit Sponsorengeldern. Manchmal lassen sie sich von astronomischen Summen blenden und gehen Verträge mit unseriösen Firmen ein oder suchen sich Werbepartner aus, die in der Öffentlichkeit umstritten sind.
1. FC Union Berlin
Ende Juni 2009 zog der 1. FC Union Berlin einen sensationellen Coup an Land. Der frisch gebackene Zweitligaaufsteiger schloss einen Sponsorenvertrag mit der Firma "International Sport Promotion" (ISP) ab. Zwei Millionen Euro sollte die in Dubai registrierte Firma pro Saison bis 2014 überweisen. Eine sensationelle Summe für einen Zweitligisten.
Nur zwei Monate später platzte die Millionenblase allerdings und Union kündigte den Vertrag. Nach "Spiegel"-Recherchen war ISP-Aufsichtsratschef Jürgen Czilinsky ein hochrangiger Mitarbeiter der Stasi. Zu unseriös für den Traditionsverein. Offiziell gab Union "falsche Angaben des Vertragspartners an". Im Etat der Berliner klafft nun eine Lücke. Der Spielbetrieb sei allerdings laut Vereinsführung nicht gefährdet.
Eintracht Braunschweig
1973 revolutioniert der damalige Bundesligist Eintracht Braunschweig den deutschen Fussball. Die Eintracht-Bosse wollten die klamme Vereinskasse mit einer neuartigen Werbeform aufbessern. Dafür konnte der Präsident Ernst Fricke den Kräuterlikörhersteller "Jägermeister" gewinnen, dessen Logo und Schriftzug fortan das Trikot der Mannschaft zieren sollte.
Der DFB erlaubte damals allerdings noch keine Trikotwerbung, deshalb wandelte der Verein kurzerhand per Mitgliederbeschluss das Vereinswappen in das "Jägermeister"-Logo um. Wirtschaftlich war der Deal ein voller Erfolg: 500.000 D-Mark überwies Jägermeister an die Braunschweiger. Doch die Finanzspritze konnte die sportliche Talfahrt in dieser Saison nicht aufhalten. Braunschweig stieg ab. Dennoch setzte Jägermeister sein Werbeengagement fort.
Einige Jahre später sollte der Verein sogar in "Jägermeister Braunschweig" umbenannt werden. Das war den traditionsbewussten Vereinsbossen allerdings doch zu viel. Die Werberevolution machte auch vor den anderen Bundesligisten halt. Sechs Jahre später liefen alle Erstligisten mit Werbung auf ihrer Brust auf und nahmen damit zusammen sieben Millionen Mark ein. Heute kassieren die Erstligisten dafür mehr als das 40-fache.
FC Homburg
1988 war Werbung auf der Brust von Profikickern auch in der Bundesliga bereits etabliert. Als der FC Homburg als Bundesligaschlusslicht zu Beginn des Jahres 1988 noch immer keinen Trikotsponsor gefunden hatte, nahm der Verein ein Angebot der "London Rubber Company GmbH" an und machte Werbung für die Kondommarke "London".
Den Verantwortlichen des DFB ging das allerdings zu weit. Der damalige DFB-Vorsitzende Gerhard Meyer-Vorfelder machte einen "Verstoss gegen Ethik und Moral" aus. Homburg liess sich vom Gegenwind des DFB nicht einschüchtern und erwirkte beim Frankfurter Landgericht die einstweilige Verfügung, so dass die Kondom-Werbung bis zum Saisonende zugelassen werden musste. Am 12. März liefen die Homburger tatsächlich mit dem Schriftzug "London" auf der Brust auf - zunächst allerdings mit einem schwarzen Balken darüber.
Der Verband drohte daraufhin mit Punktabzug. Diese Drohung kommentierte der damalige Trainer laut "Spiegel" mit den Worten: "Was für Punkte wollen die uns eigentlich abziehen." Tatsächlich stieg Homburg in dieser Saison ab. Den Gerichtsstreit mit dem DFB gewann der Verein und folglich trugen die Homburg-Kicker fortan den "London"-Schriftzug auf ihren Trikots - ohne Balken. Die Kondomwerbung verstosse nicht gegen Ethik und Moral stellte das Gericht fest.
RSV Göttingen 05
Im August 2009 sicherte sich der Sportverein RSV Göttingen die Sponsorendienste eines Bordells. Nackte Damenhintern prangten fortan Spielern und Fans von den Werbebanden des Sechstligisten entgegen. Gesellschaft und Politik liefen Sturm gegen die schlüpfrige Werbung.
Für Verein und Bordell war die Aktion gleichermassen dennoch ein Gewinn: Die Werbeeinnahmen sorgten dafür, dass in der Vereinskasse keine tote Hose mehr herrschte und das Bordell verzeichnete einen Besucheranstieg.
Laut "Märkische Allgemeine" erntete der Verein allerdings auch Spott: "Seid Ihr jetzt Spezialisten für Lattenknaller?" oder "konkurriert Ihr um die schönsten Fankurven Deutschlands?" witzelten die gegnerischen Fans.
1. FC Köln
Es hätte so schön sein können: Nach dem Bundesligaaufstieg 2005 wollte der 1. FC Köln im Sponsoring neue Wege gehen und statt für ein Unternehmen für ein ganzes Land werben: Zypern. 4,35 Millionen Euro sollten die Kölner dafür erhalten. Und sogar die Fans sollten davon profitieren und besonders günstig auf die beliebte Urlaubsinsel reisen können.
"Wir sind stolz, dass wir bei diesem Konzept Vorreiter sind", sagte Präsident Wolfgang Overath damals. Leider entpuppte sich das Angebot der Zyprioten als unseriös.
Die Firma "Satena-Holding Ltd.", die den Vertrag mit den Kölnern abgeschlossen hatte, stellte sich nach Recherchen des Westdeutschen Rundfunks als nicht existent heraus. Der Sponsorenvertrag platzte.
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