Es ist ein altbekanntes Dilemma, mit dem der FC Basel zu kämpfen hat. Talentierte Spieler verlassen den Verein für viel Geld ins Ausland. Auch vor dem Rückrundenstart am Wochenende gilt: Erfolg scheint mal wieder nur möglich, wenn die schwerwiegenden Abgänge kompensiert werden können.
Der Blick auf die Insel dürfte die Anhänger des FC Basel sowohl mit Wehmut als auch mit Stolz erfüllen. Einer derjenigen, der den St. Jakob-Park einst verlassen hatte, um in Europas Top-Ligen den Sprung an die Weltspitze zu schaffen, hat es geschafft.
Mohamed Salah elektrisiert die Anfield Road mit seinem Tempo und seiner technischen Präzision, für viele ist der Ägypter momentan sogar der beste Spieler in der englischen Premier League.
Bei den Fans des FC Liverpool hat Afrikas Fussballer des Jahres 2017 nur wenige Wochen nach seiner Verpflichtung im vergangenen Sommer bereits Kultstatus erreicht. Für Salah war es ein Aufstieg über Umwege seit er den FC Basel 2014 für 16,5 Millionen Euro zum FC Chelsea verlassen hatte.
Der Werdegang des Angreifers steht aber auch exemplarisch für die erfolgreiche Vereinspolitik der Basler in den letzten Jahren: Jeden noch so schmerzhaften Abgang konnte der Schweizer Klub so gut kompensieren, dass die nationale Vormachtstellung nie ernsthaft in Gefahr war.
Der FC Basel verstand die Begehrlichkeiten der europäischen Top-Adressen an den eigenen Spielern auch stets als Chance – sowohl finanziell als auch sportlich. Als
Nach zuletzt acht Meisterschaften in Folge musste der Schweizer Klub in diesem Winter sein feinsinniges Gespür auf dem Transfermarkt wieder unter Beweis stellen, wenn er seine dominante Rolle in der Raiffeisen Super League nicht einbüssen will.
Der FC Basel startet nach der Winterpause lediglich als Zweitplatzierter hinter den Young Boys Bern in die entscheidende Phase im Titelkampf und hat mit Innenverteidiger
Léo Lacroix folgt auf Akanji
Vor allem der Verlust von Akanji wiegt schwer für die Basler, am 22-jährigen Innenverteidiger waren nicht umsonst zahlreiche europäische Klubs interessiert.
Seine Schnelligkeit und seine Stärken im Spielaufbau ermöglichten Trainer Raphael Wicky Flexibilität in der taktischen Ausrichtung der eigenen Mannschaft. In der Champions League bevorzugte der 40-Jährige eine Dreierkette, im Ligaalltag hingegen ein 4-2-3-1 System.
Auf demselben Niveau wird Akanji für die Basler zwar kaum zu ersetzen sein, ein neuer Spieler auf dieser Position hatte für Wicky trotzdem oberste Priorität.
"Wir brauchen noch einen Innenverteidiger. Um unseren Ansprüchen zu genügen, können wir nicht einfach einen Jungen einbauen, der keine Erfahrung hat", bekräftigte der Trainer im Wintertrainingslager.
Lediglich mit Marek Suchy, Éder Balanta und Nachwuchsspielern die Mission Titelverteidigung anzugehen wäre "fahrlässig und zu wenig für unsere Ziele", hatte Wicky damals gesagt. Immerhin liess die Ablösesumme über 21,5 Millionen Euro genügend finanziellen Spielraum für einen adäquaten Nachfolger.
Letztlich konnte man mit Nati-Verteidiger Léo Lacroix einen soliden neuen Innenverteidiger aus St. Etiennne loseisen und von einer Leihe nach Basel überzeugen, wo der 25-Jährige nun die durch den Weggang Akanjis entstandene Lücke schliessen soll.
Zwei erfahrene Rückkehrer und ein neuer Anführer im Mittelfeld
Insgesamt scheint die Linie klar: Auf Abgänge wird – wenn möglich – mit Verpflichtungen von ehemaligen Spielern reagiert. Im Winter konnte der Klub bereits zwei davon realisieren.
Die Lücke, die Steffen auf der rechten Aussenbahn hinterlässt, soll Valentin Stocker (Hertha BSC) füllen. Der 28-Jährige spielte in den Planungen des deutschen Hauptstadtklubs zuletzt keine Rolle mehr, könnte für Trainer Wicky aber wertvoll werden.
Im Vergleich zu Steffen mangelt es ihm zwar an Tempo, ins ballbesitzorientierte Spiel der Basler könnte Stocker ob seiner intelligenten Bewegungen und Pässe aber gut passen. Wirklich entscheidend für die FCB-Offensive war Steffen mit lediglich je drei Toren und Vorlagen in der laufenden Saison ohnehin nicht, die zentrale Rolle im Angriffsdrittel kommt weiterhin Spielmacher Mohamed Elyounoussi zu.
Der 23-Jährige ist vom Hoffnungsträger zum Anführer gereift, seine Entwicklung ist aber noch nicht zu Ende. Die Last der Verantwortung im Mittelfeld kann sich Elyounoussi in der finalen Phase der Saison nun aber mit einem weiteren Rückkehrer teilen.
Für das defensive Mittelfeld ist Fabian Frei von Mainz 05 hinzugekommen, er musste trotz regelmässiger Einsätze Platz machen für Nigel De Jong. Aus dem zuverlässigen Dauerläufer soll in Basel nun ein Führungsspieler werden. "Ich will ein Leader sein und den Jungen zeigen, was man erreichen kann, wenn man hart arbeitet, diszipliniert und stets freundlich ist", kündigte Frei nach seinem Wechsel an.
In der Bundesliga hat sich Frei an einen schnelleren Fussball und aggressives Pressing der Gegner gewöhnt. Seine Routine am Ball sowie sein kluges Aufbauspiel könnten der jungen Basler Mannschaft in Drucksituationen zusätzliche Sicherheit verschaffen.
Fazit
Die neue Transferpolitik des FCB mag auf den ersten Blick rückwärtsgewandt wirken, ist in der aktuellen sportlichen Situation aber vielleicht genau richtig. Die jungen Talente wie Dimiri Oberlin, Albian Ajeti oder Raoul Petretta werden ergänzt durch arrivierte Spieler, die dem Klub noch viel geben wollen und auch können.
Sowohl Stocker als auch Frei passen darüber hinaus gut in das taktische Konzept, das Trainer Wicky für seine Mannschaft vorgesehen hat. Wenn Mittelstürmer Ricky Van Wolfswinkel nach überstandenem Fussbruch schnell an seine Form vor der Verletzung anknüpfen kann, dann haben die Basler endlich wieder ihren physisch starken Zielspieler mit eingebauter Torgarantie.
In Sachen Meisterschaft wird aber viel darauf ankommen, ob Léo Lacroix ein adäquater Nachfolger für Akanji werden kann.
Zwar haben die Rückkehrer kaum Wiederverkaufswert, die Hoffnungen der Basler auf den nächsten dicken Transfererlös à la Salah oder Embolo liegen aber ohnehin auf Elyounoussi.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.